Machen wir’s kurz: "TV total" ist zurück. Mit einem neuen Outfit, Spässen über Gottesdienste auf Mallorca und einem misslungenen Reichen-Bashing meldet sich Sebastian Pufpaff am Mittwochabend aus der Sommerpause zurück. In der war er zu Besuch bei einem Metal-Festival und zeigt dort den Metal-Heads erst einmal, was er so unter seinem Rock trägt.

Christian Vock
Eine Kritik
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Nun also auch Sebastian Pufpaff. So langsam klappt man überall in den Sendern die Liegestühle zusammen und wandert zurück in die Fernsehstudios, um in den TV-Herbst zu starten. Am vergangenen Dienstag etwa kehrte Klaas Heufer-Umlauf mit seinem "Late Night Berlin" aus der Sommerpause zurück und nun rüttelt auch Sebastian Pufpaff mit dem Start der neuen Staffel "TV total" das Pro7-Programm wieder in die gewohnte Ordnung zurück.

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Das Studio-Publikum scheint darauf nur gewartet zu haben, zumindest kreischt die Dame, die – wie bei "TV total" üblich – das Schild mit der Begrüssung von Sebastian Pufpaff vorliest, ein bisschen zu enthusiastisch, weil unangenehm laut, ins Mikrofon. Auch der Rest der Zuschauer ist so aus dem Häuschen, als Pufpaff die Show-Stange herunter rutscht, dass das auch Pufpaff auffällt: "Ich komm mir vor wie in der "Giovanni Zarrella Show’", erklärt der Moderator süffisant.

Die Begeisterung könnte aber auch an Pufpaffs Outfit liegen, denn der Moderator kommt in Heavy-Metal-Kutte und Tarnfleck-Kilt an. Was es damit auf sich hat, dazu später. Erst einmal macht Pufpaff da weiter, wo er vor sechs Wochen aufgehört hat und sucht TV-Ausschnitte heraus, die er zuvor auf deren humoristisches Potenzial gecheckt hat.

Sebastian Pufpaff gegen "Gratis-Mentalität in Gästebädern"

Zum Beispiel eine Szene mit Olaf Scholz, der von einem Kind gefragt wird: "Bist du reich?". Und der Bundeskanzler antwortet mit der knappsten aller möglichen Antworten: "Ja." "Das war, glaube ich, die beste Interviewfrage seit langem mit der ehrlichsten Antwort. Frage, Antwort, fertig", zieht Pufpaff ein Fazit. Dass ihm dabei keine wirklich Pointe einfällt, scheint ihn nicht zu stören, aber vielleicht dient die Scholz-Episode auch nur als Einstieg in seinen nächsten Gag beziehungsweise seinen "Gag". Denn wirklich lustig ist auch das nicht.

"Sollten Sie’s übrigens noch nicht gemerkt haben: In Deutschland muss man reich sein, um sich Leben grundsätzlich überhaupt noch leisten zu können", fängt Pufpaff schon etwas zu polemisch an, ehe er fortfährt: "Aber selbst die Düsseldorfer Schnöselinninninnen fangen jetzt an, zu sparen im Haushalt. Also manche. Einige." Dann folgt ein kurzer Einspieler aus dem ARD-Magazin "Plusminus", in dem mutmasslich reiche Frauen auf der Düsseldorfer Königsallee nach ihrem Sparverhalten gefragt wurden. Die Antworten sind wenig überraschend, offenbar hat man sich die dusseligsten rausgesucht. Zum Beispiel die einer Dame, die laut eigener Aussage auf der Gästetoilette nur noch kaltes Wasser laufen lässt. "Ich find’s vollkommen richtig: Diese Gratis-Mentalität in Gästebädern – die muss aufhören", macht sich Pufpaff über die Aussage lustig und das wäre auch vollkommen okay, wenn es denn irgendeinen Sinn gehabt hätte.

"TV total" dann gut, wenn es "TV total" bleibt

Zum Beispiel, einfach mal eine gute Pointe zu landen, indem man sich über eine dusselige Aussage lustig macht, wie sie jeder mal trifft. Oder aber, um auf satirischem Weg mal nach ökonomischer Gerechtigkeit zu fragen, etwas, das man immer mehr und immer häufiger tun sollte. Aber Pufpaff macht weder das eine noch das andere, sondern erzeugt mit den gezeigten Aussagen das Bild von "den abgehobenen Reichen" und "dem Rest". Gerade in Zeiten, in denen der gesellschaftliche Zusammenhalt durch die enormen Lebenshaltungskosten auf eine harte Probe gestellt wird, helfen solche Stereotype niemandem.

Hier will "TV total" als Rächer des kleinen Mannes ein bisschen mehr sein, als es eigentlich ist und daher ist die erste Ausgabe der neuen Staffel dann am besten, wenn sie zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Die liegen zum einen darin, das TV-Geschehen auf witzige Szenen abzuklopfen und zum anderen, selbst für solche Szenen zu sorgen. Und beides gelingt Sebastian Pufpaff am Mittwochabend auch.

Hier ein Witzchen über Strand-Gottesdienste auf Mallorca, dort mal Spässchen über Moderatorin Andrea Kiewel – auf gewohntem Terrain funktioniert die jüngste "TV-Total"-Ausgabe. Dann kommt Pufpaff auf die Hauptattraktion der Folge zu sprechen und damit wären wir dann auch bei den eigenwilligen Klamotten. Die hat sich Pufpaff nämlich auf dem Heavy-Metal-Festival Summer Brezee zusammengestellt. Doch das ist nicht das einzige, was sich Pufpaff von dort mitgebracht hat.

Pufpaff hebt sein Röckchen auf der Bühne

"Fünf Bandscheibenvorfälle in zwei Minuten", hält Pufpaff über seinen dortigen Einsatz als sogenannte "Grabenschlampe" fest, also als Teil des Sicherheitspersonals, das zwischen dem Publikum und der Bühne eingesetzt wird, um crowdsurfende oder derangierte Fans aus der Masse zu ziehen. Wen er auch ins "TV Total"-Studio mitgebracht hat, sind die Mitglieder der Band Electric Callboy (ehemals Eskimo Callboy) und ja, das sind die, deren Drummer bei RTL mal eine "Bachelorette" gewonnen hat.

Die Band hat Pufpaff nämlich auch auf dem Summer Breeze getroffen und zu seiner Überraschung darf er mit ihnen für einen Song auf die Bühne. Für Pufpaff ist das mit Sicherheit "krasser als Fallschirmspringen", wie er selbst sagt und man muss in der Tat schon ein bisschen Mut oder auch Hemmungslosigkeit besitzen, um vor Tausenden Metal-Fans sein Röckchen zu lupfen, wie es Pufpaff macht.

Aber so einen richtigen Coup wie ihn sich Pufpaff zuvor schon häufiger bei seinen Ausflügen ausgedacht hat, gibt es diesmal nicht. Und so meldet sich Pufpaff mit einer insgesamt durchwachsenen Folge aus dem Sommerurlaub zurück und lässt sich selbst so noch ein bisschen Luft für den Rest der Staffel.

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