RTL inszenierte am Samstagabend seine seiner Ansicht nach bedeutendsten Momente und Bilder von den trendigsten Formaten und liess Shows wie etwa "Alles Nichts Oder?!" mit Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder wieder aufleben. Bei dieser Gelegenheit liess es sich der Sender natürlich nicht nehmen, zwei grosse Beefs ein weiteres Mal hochzukochen: "Ich finde, dass dich Bauernmalerei alt macht", meinte Désirée Nick einst im "Dschungelcamp" zu Dolly Buster. Und auch die seinerzeit plötzlich verfeindeten DSDS-Singvögel Mehrzad Marashi und Menowin Fröhlich kamen ins "Unvergessen"-Studio.

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"Wie war das damals wirklich?", "Was haben die Kameras einst nicht eingefangen?" und "Was passierte hinter den Kulissen?" - im Rahmen seines Formats "Unvergessen – die Geheimnisse hinter den kultigsten RTL-Momenten" wollte der Sender RTL exakt diese Fragen beantworten und darüber hinaus ein paar Protagonistinnen und Protagonisten von einst wieder vor den Vorhang holen.

Auch die eine oder andere Versöhnung eines Streits plante man zu feiern. Die Sendung "Unvergessen – die Geheimnisse hinter den kultigsten RTL-Momenten" war quasi als eine Art "Best of RTL" gedacht, weshalb man annehmen musste, sie könne nicht allzu lang dauern.

"Unvergessen" auf RTL: Beleidigende Sprüche, geistig schwache Spiele

Den Anfang am Samstagabend machten jedenfalls Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder. Sie plauderten über ihre einst erfolgreiche Comedy-Spielshow "Alles Nichts Oder!?", in der Promis wie Nina Hagen, Günther Jauch, Harald Schmidt etc. an stupiden Spielen teilnahmen und sich freiwillig zum Trottel machten.

Populär wurde die von 1988 bis 1992 ausgestrahlte Sendung aber auch wegen des ständigen verbalen Schlagabtauschs, den sich die einander stets siezenden von Sinnen und Balder vor der Kamera lieferten. Typische Floskeln waren etwa "Sie magersüchtiges Frettchen!" an die Adresse von Balder und "Sie kleine fette Schnecke" in Richtung von Sinnen. Heute in dieser Form wohl eher nicht mehr möglich.

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"Spannendes" zum Thema "Pipimachen"

"Wir wollten einfach nur Unterhaltung, keinen Tiefgang oder so", sagte Balder im "Unvergessen"-Studio. Ein weiteres Markenzeichen der Sendung: die bunt geklöppelten Kostüme von Hella von Sinnen, die beispielsweise als Haifisch, Wildecker Herzbube oder einfach als ordinäre Insel auftauchte und damit nicht pipimachen konnte, wie die schrille von Sinnen offenbarte. Nach der traditionellen Tortenschlacht am Ende der Sendung habe sie dann endlich in die Garderobe gekonnt und es beim Duschen laufen lassen können.

Als der Sender RTL davon schrieb, er wolle mit "Unvergessen" einen Blick hinter die Kulissen offerieren, muss er wohl "brisante" Storys wie diese gemeint haben. Von Quoten habe damals jedenfalls keiner etwas gewusst, sagte Balder dann noch über die Intention hinter "Alles Nichts Oder?!". "Wir performten ins Blaue und hatten Spass", erzählte der heute 72-Jährige.

Nick vs. Buster – das ist Brutalität

Danach bog man aber schon ins "Dschungelcamp" ab, das seit 18 Jahren bei vielen jede Menge Fragezeichen im Kopf hinterlässt. "Eine Fehlbildung hab' ich nicht, ein bisschen Bildung sehr wohl", meinte dort einmal Evelyn Burdecki. Doch "Unvergessen" wollte sich mit dem Bisschen nicht lange aufhalten, sondern sich primär dem formidablen Beef zwischen Désirée Nick und Dolly Buster im australischen Gehölz widmen. Die beiden zofften sich in den immerhin 24 Stunden, in denen es der ehemalige Porno-Star im Jahr 2004 dort aushielt, relativ hingebungsvoll. "Ich finde, dass dich Bauernmalerei alt macht", sagte Nick beispielsweise im Camp zu Buster, als die gerade ihr Gesicht mit Make-up behübschte.

Ebenfalls von Nick an die Adresse der einstigen Porno-Queen: "Du hast doch in deinem Leben auch immer das gemacht, was du am besten kannst. Und ich mach das nicht anders." Jedoch auch Buster agierte damals beim Austeilen nicht gerade mit angezogener Handbremse. Mit "Du Parasit, du blöder" und "Halt jetzt mal das Maul!" liess auch sie wenig anbrennen.

Dschungelkönigin flüchtet aus dem Studio

RTL liess die beiden Streithühner am Samstag im Studio antanzen. Offiziell, um Versöhnung zu feiern, inoffiziell wohl eher, um die Angelegenheit erneut eskalieren zu lassen. "Wir haben so viel zu besprechen. Ich freu' mich sehr, komm, lass uns reden", sagte Nick zu Beginn etwas steif zu ihrer Lieblingsfeindin.

Die Begegnung mit Dolly im Dschungel sei für sie eigentlich nur ein Nebenschauplatz gewesen, erzählte Nick, die 2004 aus dem Wahnsinn als Dschungelkönigin hervorging. Als sie dann aber behauptete, Buster habe ihr im Vorfeld des Camps verboten, im Dschungel über deren Lippen, Gesicht und Brüste zu sprechen, eskalierte die Situation erneut. "Du lügst Leuten ins Gesicht und jetzt eben auch", sagte die einstige Erotikdarstellerin und heutige Autorin und Malerin zu Nick. Die warf zunächst ein "Deine Marke ist one kinky Bitch" zurück - und verliess dann auch noch erbost das Studio, nachdem Buster ihre Karriere marginalisiert hatte. "Dolly, woran hat’s gelegen?", wollte RTL danach wissen. "Es gibt einfach Personen, die sind nicht kompatibel", antwortete Buster lapidar.

Menowin Fröhlich: "Hab' alles falsch gemacht"

Apropos Konflikt. Natürlich importierte RTL für seinen kultigen Jahresrückblick mit kultigen Momenten, kultigen Protagonisten und kultigen Beefs auch die einstigen DSDS-Rivalen und Finalisten von 2010 Mehrzad Marashi und Menowin Fröhlich ins Studio. Warum konkret die beiden einander nach einer kurzzeitigen Freundschaft nicht mehr leiden konnten, vermochten der inzwischen etwas ergraute Marashi und der ein wenig aus der Form geratene Fröhlich, die einander zur Begrüssung herzlich umarmten, auch am Samstagabend nicht aufzuklären.

"Er hat nur einen Bruchteil von seinem Potenzial genutzt", sagte jedenfalls Marashi, der nach wie vor von Musik lebt, aber hinter die Kulissen gewechselt ist, im "Unvergessen"-Studio über seinen einstigen Kontrahenten. Dem ging das einigermassen nahe. "Ich glaube, dass ich alles falsch gemacht hab', was man falsch machen kann in diesen Situationen", blickte Fröhlich, der für die grosse Chose wohl nicht die emotionale Statik hatte und das Finale seinerzeit verlor, dann zurück.

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Ein Ende mit "Karlchen"

Auch die Formate "Die Traumhochzeit", die "Mini Playback Show" und "Der Bachelor" liess man im Zuge dieses dreistündigen Marathons noch Revue passieren. Am Ende zerrte man sogar noch "Karlchen" – die von Björn-Hergen Schimpf für RTL adoptierte, animierte und gesprochene Puppe, die ab 1984 bekannt wurde und immer nach den Nachrichten respektlos-frech das Weltgeschehen kommentierte – vor den Vorhang.

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