Vor einem Jahr, am 13. September 2014, heiratete Baulöwe Richard Lugner das fast 60 Jahre jüngere Playmate Cathy Schmitz unter grossem Medienlärm. Eine Sondersendung der Serie "Die Lugners" beleuchtet zum Jubiläum, wie es um Mörtels Ehe bestellt ist.
Wenn es
Zum Glück aber gibt es ihn, und so darf besagte Spekulation sogar TV-Format annehmen: In einer Sondersendung zur (wir wollen es nicht "Reality" nennen) Society-Soap "Die Lugners" wird eine geschlagene Stunde lang "Das verflixte 1. Ehejahr" ausdebattiert. Ein Jahr ist es nämlich her, dass der omnipräsente Lugner die 24-jährige Kölnerin Cathy Schmitz zu seiner mittlerweile fünften Frau nahm. Und weil das kollektive Ablästern ein nur durch Zufall im Grundgesetz unerwähntes Recht des Normalbürgers ist, dürfen hier gleich mehrere Menschen über die medienwirksame Ehe herziehen.
Herziehen über Lugners nimmt bizarre Züge an
Eine ganze Reihe an Kommentatoren äussert sich in der Sendung zu Lugner und seinem Schatzi, und sie alle verbindet ein schlüssiger roter Faden: Die Beziehung der beiden geht sie alle theoretisch gar nichts an. Macht nichts, eine Meinung haben sie natürlich trotzdem – zum Beispiel zwei Krone-Journalisten, die sich anstrengen, als schwer subjektive Experten das Phänomen Lugner zu erläutern, als ginge es um das Aussterben possierlicher Nagetiere. Oder die Schickeria-Dame Jeannine Schiller, die so oft in den Seitenblicken zu sehen ist, dass sie von manchen Zusehern schon für das Testbild gehalten wird. Sie alle sagen übrigens so ziemlich dasselbe: Lugner ist umnachtet, seine Frau ist unmöglich, und überhaupt.
Teilweise nimmt das Herziehen über das Ehepaar Lugner schon bizarre Züge an – zum Beispiel, wenn die Geschichte zum Besten gegeben wird, wie die Familie von Cathy Schmitz nach der Hochzeit bei Lugner als Dauermieter verweilte, bis sie "Mörtel" quasi vor die Tür setzte. Verleger Christian Mucha regt sich bei der Erzählung derart über die Familienbande auf, als würde die Mischpoke bei ihm selber den Kühlschrank leerfuttern und die Fernbedienung verstecken.
Cathy zickt, Richard schaut müde
Aber Friede, Freude und Mörtelkuchen machen schliesslich keine Quote, weshalb sich die Macher knallhartem Enthüllungsjournalismus verpflichtet sehen. Es wird über Lugners womöglich nachlassende Leistung im Bett gesprochen, der Küchenpsychologe von der Krone spekuliert darüber, ob Lugners Kräfte im Alter schwinden, und ganz generell werden mit Wonne Clips aneinandergereiht, die Zwietracht in der Promi-Ehe belegen sollen. Cathy zickt, Richard schaut müde, beide schnauzen sich an, und wenn im Voice-Over erklärt wird, Cathy habe den dickeren Kopf, wird demonstrativ auf ihr Hinterteil gezoomt.
Und was lernen wir über die möglichen Eheprobleme der Lugners? Also: Er rennt dauernd von Event zu Event, sie fühlt sich vernachlässigt und würde lieber zu Hause mit ihm einen auf Familie machen. Und da denkt man immer, bei solchen Altersunterschieden wären es die reiferen Herren, die auf dem Sofa sitzen möchten und nicht mit den ständigen Discotouren ihrer Damen mithalten können! Richtig mitfühlen kann man freilich nicht: Dass Richard Veranstaltungen besucht, als würde er Treuepunkte sammeln, hätte sie ja eventuell schon vor der Heirat mitbekommen können.
"Wenn wir glücklich sind, ist das unser Problem"
Noch ein wichtiger Punkt: Cathy möchte gerne in den Playboy, und zwar einzeln auf das Titelblatt. Richard ist damit nicht einverstanden, weshalb sogar eine Ex-Freundin von ihm zu Wort kommen darf, ein Ex-Playmate, das damals ebenso um ihr Recht kämpfen musste, ihr letztes Hemd für ein paar Bilder geben zu dürfen. Cathy war übrigens schon mal im Playboy: Die Ausgabe 11/2013 zeigt in der prachtvoll betitelten Reihe "Nacktschicht" die "schönsten Krankenschwestern Deutschlands". Dort steht bei ihrem Bild, dass sie Handwerker mag, weil die "wissen, wie man schraubt und bohrt". Aber über das, räusper, Bohren haben die Kommentatoren ja schon geredet.
Wenn es Lugner und sein Schatzi also nicht gäbe, hätte man den schönen Sendeplatz um 20:15 Uhr mit weitaus weniger erhellenden Themen füllen müssen – womöglich hätte man da plötzlich Nobelpreisträger und Literaten über den Bildschirm huschen sehen! Ein definitives Schlusswort zur Ehe fällt zwar leider nicht – aber wir wollen einen wunderhübschen freudschen Versprecher von Cathy selbst als solches durchgehen lassen. Sie sagt an einer Stelle dieses Beitrags: "Jeder kann machen, was er will, und wenn der Richard und ich glücklich sind, dann ist das unser Problem."
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