Inzwischen dürfte sich herumgesprochen haben, dass Tim Mälzer nicht viel von der Sterne-Küche hält. Doch was er sich am Sonntag bei "Kitchen Impossible" (VOX) leistete, war doch selbst für seine Verhältnisse geschmacklos.
Dabei fing diese Ausgabe der VOX-Show ganz gesittet an. Denn Jan Hartwig, Drei-Sterne-Koch aus München, wies
Der Tag fing schon bescheiden an, als er um 7:30 Uhr von Lukas Mraz mit der schwarzen Box in der Hand aus dem Hotelbett geholt wurde. Mraz hatte einst das fast Unmögliche geschafft und Mälzer in einer früheren Staffel besiegt - da war die Laune des TV-Kochs direkt im Keller.
Die stieg auch nicht beim Verkosten des Pilz Beuschel mit Waldstaude und Pilzkraut. Auf "Gemüse-Lumumpen-Kram" hatte Mälzer keinen Bock, auf Kräuter sammeln und gepuffte Sachen noch viel weniger: "Da kotze ich im Strahl." Doch er vertraute auf sein Talent: "Irgendwie klopp ich den Geschmack schon zusammen." Tatsächlich griff "Mr. Kitchen Impossible" tief in die Trickkiste des asiatischen Supermarkts und kaufte haufenweise Fertigsossen und Geschmacksverstärker ein. Als er mit seiner Plastiktüte vor das Steirereck des österreichischen Sterne-Kochs Heinz Reitbauer chauffiert wurde, wurde er plötzlich kleinlaut: "Ich will nicht."
"Kitchen Impossible": Entsetzen in der Haute Cuisine - Tim Mälzer wird kleinlaut
Hatte Mälzer etwa Ehrfurcht vor einem Sterne-Koch? "Es entpuppte sich als ein weltberühmtes Restaurant, wenn nicht sogar das berühmteste, bekannteste und auch in den Augen vieler Menschen beste Restaurant Österreichs." Den Inhalt seiner Tüte hätte er am liebsten versteckt: "Also jetzt hat mein Einkauf einen gewissen Humor. Ich habe verstanden, dass ich das Gericht vollkommen falsch interpretiert habe."
Trotzdem zog er seinen Plan durch und schüttete Geschmacksverstärker, Sojasosse und noch mehr Umami-Würze in sein Pilzsüppchen - sehr zum Entsetzen der umstehenden Haute-Cuisine-Köche. Doch das war noch nicht der Tiefpunkt in Mälzers Pfuscherei: Da seine Suppe nicht die Putzwasserfarbe des Originals hatte, befand er: "Ich musste meine Suppe dreckig machen." Also gab er ein paar Löffel Asche in das Gericht, das die zehnköpfige Jury gleich verkosten sollte. "Ihr verpfeift mich nicht?", zählte der Koch auf die Verschwiegenheit seines Kamerateams. "Ich schütte Dreck ins Essen."
Das Schockierendste war jedoch die Bewertung: Unglaubliche 5,4 Punkte bekam er für den ekelhaften Mix aus Asche und Geschmacksverstärkern. Wie gut, dass die Jury ihm nicht beim Kochen zugeschaut hatte.
"Der Mälzer wäre schon längst nach Hause gegangen"
Eine weitere Niederlage in einem Sterne-Restaurant wartete in der Schweiz. Eine Tarte Tatin sollte ihn in die Verzweiflung treiben. Das ahnte auch der Originalkoch Wolfgang Kuchler: "Ich höre ihn jetzt schon fluchen, wenn er die schwarze Box aufmacht." Die Königsdisziplin des Apfelkuchens entlockte Mälzer tatsächlich einen Fluch, denn er musste gestehen: "Der Apfelkuchen ist perfekt!" Mit seiner wenig filigranen Anfänger-Variante holte er nur 4,7 Punkte.
Jan Hartwig ging hingegen positiv gestimmt an die Aufgaben heran. In Dubai stellte er beim Blick auf das Ginger Chicken mit Roti Brot erleichtert fest: "Das sieht relativ simpel aus." War es aber nicht. Die Zubereitung warf beim Drei-Sterne-Koch viele Fragen auf. "Verwirrt?", fragte der Originalkoch unschuldig. "Verwirrt, ja", hatte Hartwig den totalen Blackout. "Benutze dein Gehirn", war der einzige Tipp, den er bekam. Neben dem Problem-Curry musste er auch noch das Brot mit der Hand in den heissen Tandoori-Ofen kleben: "Der Mälzer wäre schon längst nach Hause gegangen." Seit der vergangenen "Kitchen Impossible"-Folge weiss ganz Fernseh-Deutschland: Genau das hätte er vielleicht getan! Für Hartwigs Spiel mit dem Feuer gab es 6,3 Punkte.
"Kitchen Impossible": Jan Hartwig bekommt Hilfe von Einheimischen
Auch in Estland wurde er mit netten Menschen, 4,6 Punkten und dem Gesamtsieg belohnt. Mitten in der Einöde wartete die Box auf den Sterne-Profi. "Spinnt der, oder was?", verlor Hartwig nur für einen kurzen Moment die Contenance. Kredenzen sollte er Hechtfrikadellen, Zwiebelkuchen und Sõir.
Die Fragezeichen in seinem Blick wurden von ein paar älteren Damen auf dem Wochenmarkt beseitigt, die ihm sogar das Rezept für die Landesspezialität verrieten. Tatsächlich kam auch bei dieser Challenge kein einziger Fluch über seine Lippen. Stattdessen fuhr er mit der Erkenntnis nach Hause: "Mir hat diese ganze Geschichte sehr, sehr gut gefallen und auch gutgetan. Ich find das erdet."
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