Ein unabgesprochener "Giftanschlag" zur Cocktailstunde fordert in Folge vier von "Die Verräter" ein Opfer unter den Loyalen und führt erst zu einem Missverständnis und dann zu einem heftigen Streit unter den Verrätern. Dieser wird letztendlich einem der Verräter zum Verhängnis.

Christian Vock
Eine Kritik
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Es klang alles so verheissungsvoll. Die Quoten der ersten Folge von "Die Verräter" waren mehr als ordentlich und so schien es, dass auch die deutsche Ausgabe der Show an den internationalen Erfolg anknüpfen würde. Doch schon die zweite Folge verzeichnete weniger Zuschauer, in Folge drei setzte sich der Abwärtstrend fort.

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Bei RTL dürfte man sich aber nicht wegen der absoluten Zahlen ärgern, denn die sind immer noch in Ordnung. 1,35 Millionen verfolgten am Mittwochabend das Intrigenspiel von Folge drei vor dem Bildschirm, was einem Marktanteil von 5,8 Prozent entspricht und auch die 440.000 Zuschauer aus der werberelevanten Zielgruppe sind passabel.

Nein, die Enttäuschung bei RTL dürfte eher daher rühren, dass die Show schlicht und einfach gut ist. Nicht, weil sie dem Sender neben den ganzen Gezeter-Formaten eine ganz andere Facette im Portfolio bietet, sondern, weil es wirklich gut gemachte und spannende Fernsehunterhaltung ist. Einerseits funktioniert die Show wie ein real-fiktionaler Krimi, andererseits zeigt sie unter den Bedingungen eines Spiels, wie Manipulation und Verrat ablaufen und was das mit den Personen macht – Verratenen wie Verrätern.

"Ja, ich glaube, ich habe heute jemanden ermordet"

Zur Erinnerung: "Die Verräter" basiert auf der Idee eines Gesellschaftsspiels, bei der es in einer Gruppe einen oder mehrere Verräter gibt, die die Gruppe der Loyalen enttarnen muss. Da niemand des anderen Rolle kennt, kann dabei aber auch schon einmal der Falsche enttarnt werden, also rausfliegen. Die Verräter wiederum können Mitglieder der Loyalen aus dem Spiel befördern, sprich "ermorden". Das ist eine hervorragende Konstellation für ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, für Manipulationen – und eben Verrat.

Und genau dieses Katz-und-Maus-Spiel setzt sich nun in Folge vier, die seit Donnerstagmorgen beim Streamingdienst RTL+ zu sehen ist, fort und ab hier wird es kritisch für alle Leser, die die vierte Folge noch ohne Spoiler sehen wollen. Folge drei entliess den Zuschauer mit den Bildern, wie Verräterin Anna-Carina Woitschack einem der Loyalen während einer Cocktailparty eine "Gift"-Ampulle ins Getränk schüttet. "Ja, ich glaube, ich habe heute jemanden ermordet", gesteht Woitschack noch im Interview.

Wer die oder der Ermordete ist, blieb offen und wird nun in Folge vier enthüllt, vor allem aber sorgt die Aktion für Streit unter den verbliebenen Verrätern Woitschack und Jalil. Wie der Zufall oder die Show so will, treffen die beiden zuerst und alleine beim Frühstück aufeinander. Dort macht Jalil Woitschack klar, dass er ihre "Gift"-Aktion vorschnell und unabgesprochen fand. Man einigt sich, die Situation zu entschärfen und Ulrike von der Groeben als Verräterin bei den anderen ins Spiel zu bringen.

Verrat unter den Verrätern

Doch der "Giftanschlag" von Woitschack hat für Risse zwischen den Verrätern gesorgt. "Man muss als Verräter zusammenhalten, aber Anna-Carina hat komplett eigensinnig, komplett in Eigenregie und komplett in eigenem Interesse gehandelt und deswegen kann ich ihr nicht mehr vertrauen", urteilt Jalil. Woitschack hingegen hat nach wie vor "ganz, ganz, ganz grosses Vertrauen" in ihren Mit-Verräter. Eine zerstörerische Gefühlskombination, denn Jalil geht davon aus, dass Woitschack ihn ans Messer liefern wird, um sich selbst zu schützen.

In dieser Situation wird nun gelüftet, wen Woitschack überhaupt mit ihrem "Gift" erwischt hat. Es ist: Shermine Shahrivar! Das Model erfährt in der Nacht von ihrem Ableben. Die Gruppe der Überlebenden ist völlig überrascht, rechnete bis auf Irina Schlauch doch niemand mit einem Mord während der Cocktailparty. "Finde ich wahnsinnig traurig", gesteht Mariella Ahrens. In dieser emotionalen Mischung aus Trauer und Überraschung ergreift nun Jalil die Initiative.

Bereits während der Cocktailparty richtete der Rapper die Aufmerksamkeit auf Woitschack, nun forciert er seine Selbstschutz-Aktionen gegen die noch immer arglose Sängerin. In offener Runde bringt er Woitschack als "Gift-Mörderin" ins Spiel, die davon völlig überrumpelt ist: "Das hat mich so getroffen und so enttäuscht", erklärt Woitschack alleine vor der Kamera und fragt sich "Warum hält er nicht zu mir? Es gab doch gar keinen Grund!" Ihr Entschluss: "Ich bin so was von schockiert und jetzt muss ich leider mit allen Waffen dagegen ankämpfen." Und das macht Woitschack dann auch.

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"Es ist sehr anstrengend, ständig zu lügen"

Was folgt, ist ein verräterinterner Streit und ein Wettkampf, wer der Gruppe die bessere Lüge auftischt sowie eine Diskussion unter den Loyalen, welcher Lüge man glauben soll. "In meinen Augen sind beides Verräter und der eine hat den anderen Verräter heute Morgen angeklagt", ist Pascal Hens dabei auf der richtigen Spur. Am Ende spitzt sich die Situation bis zur Versammlung der Loyalen am runden Tisch zu und die Gruppe muss sich entscheiden.

Es wird das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Jalil und Woitschack, am Ende entscheidet sich die Gruppe aber mehrheitlich dafür, Jalils Geschichte noch weniger zu glauben als Woitschacks und enttarnt ihn damit als Verräter. "Ich glaube, ich habe einfach zu schnell und mit einer Kurzschlussreaktion gehandelt und das ist mir zum Verhängnis geworden", schätzt der Rapper die Entwicklung der letzten Stunden ein. Den Loyalen wird es egal sein, sie freuen sich einfach, einen Verräter erwischt zu haben.

"Es ist sehr anstrengend, ständig zu lügen, es ist sehr, sehr anstrengend, ständig zu manipulieren und vor allem auch sehr anstrengend, ständig aufzupassen", gibt Jalil noch einen Einblick in das Leben als Verräter. Ein Leben, das für seinen Nachfolger nicht weniger anstrengend werden wird. Denn Anna-Carina Woitschack muss natürlich Jalil ersetzen und ihre Wahl fällt auf Freund und Kollegen Vincent Gross.

Und hier zeigt sich, warum "Die Verräter" nicht nur als Krimi, sondern auch auf einer ganz anderen Ebene funktioniert. Denn Gross' Zerrissenheit bei seiner Entscheidung ist durch den Bildschirm greifbar und lässt den Zuschauer fragen, wie man selbst in einer solchen Situation reagieren würde. Schlussendlich entscheidet sich Gross für Team Verräter, für seine Freundin Woitschack und für eine neue Erfahrung: "Mal gucken, wie mir das Gewand des Teufels steht."

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