"Viva la Diva" ist zurück. Am Freitagabend verkleideten sich wieder sechs Promis bei RTL als Dragqueens und feierten auf der Bühne eine bunte Party, während eine Jury herauszufinden versuchte, wer hinter dem ganzen Make-up steckt. Eine kurzweilige Raterei und eine klare Botschaft für mehr Vielfalt.
Dass ProSieben sein Erfolgsformat "The Masked Singer" inzwischen bis an die Grenze des Erträglichen vermarktet hat, kann man als Zuschauer missbilligen, aus Marketing-Sicht ist es aber verständlich. ProSieben wäre ökonomisch gesehen dumm, vom Pferd zu steigen, ehe dieses totgeritten ist.
Auch die Konkurrenz hat versucht, auf den maskierten Zug aufzuspringen, zum Beispiel RTL. Doch der Versuch, mit "Big Performance" ein bisschen was vom Masken-Hype abzubekommen, schlug fehl, denn das Original von ProSieben war einfach in allen Bereichen besser. Trotzdem: Shows, in denen Promis in Kostümen auftreten, sind gerade in und so scheint auch RTLs "Viva la Diva – Wer ist die Queen?", dessen zweite Staffel am Freitagabend gestartet ist, in diesen Trend zu passen,
Denn auch bei "Viva la Diva" verkleiden sich Prominente bis zur Unkenntlichkeit, machen ein bisschen Show auf der Bühne und eine Jury muss erraten, wer hinter dem Make-up steckt. Doch tatsächlich liegt der Fall bei "Viva la Diva" ein bisschen anders – und das in gleich mehreren Bereichen. Der Hauptunterschied: Eigentlich ist "Viva la Diva" eine Dragshow mit ein bisschen Promi-Raterei.
"Viva la Diva": "Die mutigste Show im deutschen Fernsehen"
Und wie jede Dragshow ist auch "Viva la Diva" nicht einfach nur Unterhaltung, sondern Unterhaltung mit Botschaft: Feier das Leben, gerne schrill, laut und bunt, aber vor allem: Sei tolerant und lass die anderen leben, wie sie wollen. Also nimm den Stock aus dem Allerwertesten und entspann dich, wenn Männer mal ein paar Kleider anziehen!
So eine Botschaft fehlt bei "The Masked Singer" völlig und sieht man sich die Engstirnigkeit an, die manchenorts diesbezüglich immer noch herrscht, mag man Moderator
Doch der Staffelauftakt zeigte auch, dass bei "Viva la Diva" auch sonst noch ein paar Dinge anders sind und auch hier wären wir wieder bei Tim Mälzer. Der ist eigentlich Koch, wurde dann Moderator einer Kochshow, ist nun bei "nur noch Moderator" gelandet – und diesen Werdegang merkt man auch.
"Viva la Diva": Alles ein bisschen kleiner
Mälzer gibt sein Bestes, streut bisweilen auch einmal einen spontanen Spruch ein, aber hier und da holpert es dann doch und seine Moderation klingt ein bisschen so, als würde er ein Rezept vorlesen. Ein naheliegender Vergleich, aber das Gute ist: Mälzer macht keine falschen Versprechen. Er weiss, was er kann und was nicht und ist sich nicht zu schade, über seine Moderationskünste auch einmal einen Scherz zu machen.
Der zweite grosse Unterschied zu "The Masked Singer": Hier ist alles ein bisschen kleiner. Es gibt nur sechs Promis, sie tragen keine aufwändigen Masken, sondern "nur" aufwendiges Make-up, es gibt keine Zuschauer-Abstimmung, sondern eine Experten-Jury und die Promis müssen hier im Vergleich zu "The Masked Singer" nicht singen, sondern ein bisschen posen, einen Lip-Sync-Wettkampf machen und am Ende eine kurze Rede halten.
Das machen sie dann auch und so marschieren am Freitagabend sechs Promi-Dragqueens in Glitzer-und-Funkel-Kostümen durchs Studio, posen, "lipsyncen", machen eine wilde Show und tragen dabei klangvolle Namen wie Cookie Paradise, Hydra, Blu Q, Mizzy Mi, Una Hört und The Wig. "Ausgebildet" wurden die sechs Promis von fünf echten Dragqueens, die auch gleichzeitig die Fachjury des Abends bilden.
Das sind die Promis bei "Viva la Diva"
Die Auftritte selbst sind genau so, wie man sie erwartet: laut, schrill, bunt, originell, mal unterhaltsam und mal weniger. Der Hauptspass dürfte aber wahrscheinlich auch hier beim Raten liegen, welcher Promi da denn gerade eine Dragshow abgeliefert hat. Für diese Raterei hat RTL auch diesmal wieder zwei Teams aus Jana Ina Zarrella und Olivia Jones auf der einen sowie Tahnee und Jorge González auf der anderen Seite ins Studio gesetzt.
Und weil bei "Viva la Diva", anders als bei "The Masked Singer", alle Promis an einem Abend enttarnt werden, fallen auch schon kurz nach den Auftritten die ersten Masken. Wobei "Masken" nicht das richtige Wort ist und damit wären wir beim kleinen Haken der Show. Denn während bei "The Masked Singer" die Köpfe der Maskierungen spannungsgeladen abgenommen werden, funktioniert das bei "Viva la Diva" wegen fehlender Masken nicht. Und so geht hier eine gehörige Portion Spannung verloren, wenn in der Geschwindigkeit eines Fingerschnipsens die Auflösung auf der Videowand zu sehen ist.
Dort erscheinen am Freitag in der Reihenfolge ihres Ausscheidens: Wigald Boning als The Wig, Ralf Richter als Una Hört, Massimo Sinató als Mizzy Mi, Uwe Ochsenknecht als Blu Q, Patrick Lindner als Cookie Paradise und nachdem die Dragqueen-Jury Hydra zur Königin der Dragqueens gewählt hat, winkt Schauspieler Hardy Krüger als Sieger von der grossen Videowand. Das Original steht derweil auf der Bühne und sagt über seine Motivation, an der Show teilzunehmen: "Wenn wir von Diversität reden heutzutage: Das müssen wir zeigen. Und deswegen bin ich hier."
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