Köln - Irgendwie wirkt der neue Schüler gleich ein wenig gruselig. Nicht nur still und vielleicht in der neuen Umgebung besonders schüchtern. Auch an sich etwas befremdlich und unheimlich, wie er einfach nur dasitzt. Mit einer beängstigenden Leere im Blick.

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Seine Mutter ist ebenfalls besorgt. Sie hat Aufnahmen gemacht, wenn der Sohn nachts im Schlaf spricht - eine Art eigentümliche Geheimsprache. Der getrenntlebende Vater nehme ihn regelmässig mit in den Wald, berichtet sie. Ob der denn nicht Jäger sei, will die Lehrerin wissen. "Aber sie jagen nicht", sagt die Mutter. "Sie starren Bäume an."

Gibt es Parallelwelten?

Das Erste wagt sich am Mittwochabend (20.15 Uhr) auf mystische Pfade. "Wäldern – Das verschwundene Mädchen" spielt in Nordrhein-Westfalen, im Bergischen Land, wo plötzlich Kinder verschwinden. "Die erste grosse Mystery-Erzählung für den Film-Mittwoch und damit für uns alle ein aufregender Sprung in etwas Neue", sagt Produzent Sven Miehe nach WDR-Angaben.

Hauptfigur ist die Musiklehrerin Lara Glanz, gespielt von Rosalie Thomass. Sie ist zurück in ihre Heimat gekehrt, um nach ihrer verschollenen Nichte zu suchen. Die 14-Jährige ist während einer Kirchenfreizeit wie vom Erdboden verschluckt.

Doch was man sprichwörtlich so sagt, gerät in dem Film zu einer zumindest ernsteren Annahme: Könnte es eine Parallelwelt geben? Und könnten sich zwischen dieser und der Realität Spalten auftun, so dass man vom einen ins andere Universum tauchen kann?

Okkulte Zeichen und Rituale

Abwechselnd liefert der Film mal plausible Erklärungen, warum etwas wie passiert ist oder sich ereignet haben könnte, mal okkulte Bezüge wie mysteriöse Zeichen und Symbole. Ausserdem hält sich die Sage in der Gegend, im Wald gebe es verborgene Opferstätten, in denen einst Tiere - und zu besonderen Anlässen auch Menschen - dargebracht wurden.

Die Handlung könnte das öffentlich-rechtliche Publikum an die ZDF-Reihe "Die Toten vom Bodensee" erinnern, bei der Ermittler in ähnlich mystischen Kontexten Verbrechen aufklären. Für die gibt es am Ende meist eine rationale Erklärung. Doch "Wäldern" geht darüber hinaus.

Der Film spielt natürlich mit den typischen Grusel-Momenten: Da ist der neblige Herbstwald, da ist der dunkle Dachboden, da ist ein Bunker mitten im Forst. Lara Glanz hat immer wieder kurze Visionen, als verwischte Szenen eingeblendet, die sie zunächst nicht deuten kann.

Anfangs ist sie auf sich allein gestellt. Dass sie in die Gemeinschaft des fiktiven Städtchens Wäldern zurück geprescht ist und hier auf eigene Faust ermittelt, kommt nicht überall gut an.

Das ändert sich, als sie auf die esoterische Heilpraktikerin Dorothea Freiberg (Sabine Vitua) trifft. Die hilft ihr mit hellseherischen Fähigkeiten bei der Suche nach der Nichte, bei der Glanz immer mehr über ihre Vergangenheit und ein verdrängtes Kindheitstrauma erfährt. Und auf deren Weg die Lehrerin immer wieder mit ihrem neuen Schüler konfrontiert wird.

Fortsetzung folgt

Wer nichts für allzu Übersinnliches und Unerklärbares übrig hat, wird im Verlauf der anderthalb Stunden vermutlich irgendwann abschalten. Wer aber Spass am Gruseln und Miträtseln hat, darf sich freuen: Einen zweiten Teil - "Wäldern – Das Böse in den Spiegeln" - sendet das Erste gleich am Freitag (20. September) hinterher, dann aber erst um 22.20 Uhr.

Der Erzählstrang knüpft an Teil eins an, ein weiteres verschwundenes Mädchen rückt in den Mittelpunkt. Hier wird es noch ein Stück unheimlicher und abstrakter als in der ersten Folge. Der Vater (Moritz Führmann) hat das Gefühl, seine Tochter beobachte ihn durch Spiegel.

Auch der zweite Film endet auf seine Weise offen. Hoffnung auf Fortsetzung macht der Leiter des WDR-Programmbereichs Fiktion, Alexander Bickel: "Die beiden Filme lassen Fans atmosphärisch dicht erzählter Mystery-Geschichten in eine Welt voller Schatten und Abgründe eintauchen. Die Geheimnisse von "Wäldern" nehmen hier erst ihren Anfang."  © Deutsche Presse-Agentur

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