• "Yes, es bleibt meine Show!": Joko Winterscheidt ruft bei seinem neuen Quiz "Wer stiehlt mir die Show?" seine eigene Sendung als Gewinn aus.
  • Dementsprechend gross war die Freude, als er im Finale der ersten Folge siegreich war und seine Show erst einmal behalten darf.
  • Ob er sich immer noch freut, wenn er die Quoten sieht, wird man sehen, verdient hätte er es aber.
Christian Vock
Eine Kritik
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Man kann nur spekulieren, wer zuerst da war: die Idee, eine Show zu machen, bei der der Moderator tatsächlich seinen eigenen Job verlieren kann. Oder ein Redakteur, der unbedingt ein lustiges Wortspiel im Titel untergebracht haben wollte und weil es eben nicht so viele Wortspiele mit "Show" gibt, dann eben einfach dieses genommen und eine Show drum herum gebastelt hat.

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So oder so schien Joko Winterscheidt schon in den ersten Minuten Gefallen an beidem gefunden zu haben. An seiner neuen Show und an Wortspielen. "Zum aussergewöhnlichsten Quiz in ihrer Fernsehzeitschrift" begrüsste Winterscheidt am Dienstagabend die Zuschauer zu Hause an den Bildschirmen mit einem selbstgestrickten Superlativ. Und er sollte Recht behalten – zumindest ein kleines bisschen.

Denn Winterscheidt will bei "Wer stiehlt mir die Show?" alles ein bisschen anders machen, womit wir wieder bei den Wortspielen wären. Es hiesse nämlich immer, sagte er, dass jemand "eine Show gewinnt", aber "die Leute gewinnen nie die Show, die Leute gewinnen nur schnödes Geld".

Deshalb wolle er diesen Satz einfach mal wörtlich nehmen, sagte Winterscheidt, und dem Sieger wirklich die Show als Preis überlassen. Und mit "die Show" meinte er: "Sendeplatz, mein Team, alles was dazu gehört."

Elyas M'Barek, Palina Rojinski und Thomas Gottschalk gegen Winterscheidt

Etwas weniger nebulös bedeutet das: Bei "Wer stiehlt mir die Show?" spielen jede Woche drei Prominente und ein "Wildcard"-Kandidat in einem Quiz gegeneinander. Nach und nach fliegt ein Kandidat raus und am Ende spielt der letzte Kandidat gegen Winterscheidt im Finale. Der Sieger darf in der darauffolgenden Woche die nächste Folge der Show moderieren, der Verlierer reiht sich in die Kandidatenschar ein.

Die besteht aus Elyas M'Barek, Palina Rojinski und Thomas Gottschalk – was im Falle von Gottschalk Segen und Fluch zugleich ist. Segen, weil: Wer Fernsehen liebt, der freut sich über Thomas Gottschalk, denn dieser und Fernsehen gehören zusammen. Genau hier liegt aber auch das Risiko, denn der Preis, eine Show moderieren zu dürfen, ist wahrscheinlich der geringstmögliche Anreiz für einen Moderationsveteranen wie Thomas Gottschalk.

Ganz im Gegensatz zu Luisa. Die 26-Jährige hatte ihre Teilnahme bei einem Casting gewonnen und komplettierte mit ihrer Unbekümmertheit die Prominenz zu einem stimmigen Quartett: Elyas M'Barek konnte zeigen, dass er den Bildungsverweigerer in "Fuck ju Göthe" nur gespielt hat, mit Palina Rojinski macht man nie was verkehrt und Gottschalk durfte wieder einmal von früher erzählen: "Könnt ihr Status Quo?", fragte er in die grossen Augen der Studioband.

"Wer stiehlt mir die Show?": Quiz mit Liebe zum Detail

So weit also eine erfolgversprechende Truppe für eine neue Show und die wurde auch von Winterscheidt nicht hängengelassen. Der ProSieben-Moderator machte nicht nur beim Gewinn seiner Show alles ein bisschen anders, sondern auch beim Rest.

Neun Runden, bei denen die Kandidaten Punkte mit der Beantwortung von Quizfragen sammeln können, klingt zwar erst einmal nicht nach der Rieseninnovation in der Fernsehunterhaltungsbranche. Aber so, wie es Winterscheidt machte, war es das eben schon ein bisschen. Der 41-Jährige hatte sich für fast jede Spielrunde eine kleine Variation des traditionellen Quizprinzips ausgedacht.

So sangen beim Spiel "Song-Song-Song" zwei Sängerinnen den Text eines Liedes zur Musik eines anderen Liedes und die Kandidaten mussten beide Songs heraushören. Das klang merkwürdig und interessant zugleich, eine Version von Oasis' "Wonderwall" mit dem Text von Grönemeyers "Bochum" oder Sinéad O'Connors "Nothing Compares 2 U" zum Text von Apaches "Roller" findet man jedenfalls in nicht allzu vielen anderen Quizshows.

Joko Winterscheidt darf seine Show erst einmal behalten

Das Gleiche galt für das Spiel "Extrablatt! Extrablatt! Extrablatt!". Hier mussten die Kandidaten historische Ereignisse erraten und zwar anhand von Schlagzeilen, wenn es zu den besagten Zeiten schon Boulevard-Zeitungen gegeben hätte. Und so steckte hinter "Mamma mia Atlantiko! Italo-Kapitäns Peinlich-Umweg führt zu Mega-Fund" die Entdeckung Amerikas oder hinter "J'ai mal à la Tete: Wut-Mob killt Abzock-König" die Französische Revolution.

Damit haben weder ProSieben noch Winterscheidt die Quizshow neu erfunden, aber "Wer stiehlt mir die Show?" ist doch eine gelungene, weil ideenreiche Abwechslung zum üblichen Frage-Antwort-Spiel von "Wer wird Millionär?", "Gefragt – Gejagt" und Co. Dass diese Abwechslung aber keine Erfolgsgarantie ist, hat vor kurzem Sat.1 gezeigt, das mit "Buchstaben Battle" und "5 Gold Rings" den Vorabend mit zwei unkonventionellen Quizshows beleben wollte, sich aber sicher bessere Quoten erhofft hatte.

Vielleicht gelingt es aber ja "Wer stiehlt mir die Show?" mehr Zuschauer anzulocken. Verdient hätte es die Show jedenfalls, zumindest in der aktuellen Konstellation mit Winterscheidt als Moderator. Daran wird sich auch in der kommenden Woche nichts ändern, denn Winterscheidt gewann das Finalspiel gegen Rojinski und darf auch nächsten Dienstag wieder moderieren. Erst einmal stiehlt Winterscheidt also niemand die Show. So oder so.

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