Man muss es einfach mal so sagen: Markus Lanz passt nicht zu "Wetten, dass..?". Man kann es aber natürlich auch umgekehrt sehen und der Meinung sein, dass die Show nicht zum Moderator passt. So ist das offensichtlich beim ZDF, der Sender hat daher statt eines neuen Moderators inhaltliche Änderungen am schlingernden Samstagabend-Flaggschiff angekündigt. Welche genau das sein könnten, wollte das ZDF auf Nachfrage nicht beantworten - die Baustellen sind aber offensichtlich.

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1. Die Gespräche sind der Horror

Markus Lanz ist einfach nicht spontan, darin unterscheidet er sich massgeblich von seinem Vorgänger Thomas Gottschalk. Der scharwenzelte sich scheinbar unvorbereitet, aber immer schlagfertig und charmant durch die Show. Versucht Lanz hingegen spontan zu sein, endet es in peinlichen Zoten wie am vergangenen Samstag bei seiner ersten Mallorca-Ausgabe der Show oder aber in der Frage, die er Ex-Skistar Hermann Maier angesichts eines verpixelten Nacktfotos in einer der vergangenen Sendungen stellte: "Warum geht der schwarze Streifen denn bis zum Knie?"

Das ist nicht einmal so unwitzig, passt aber überhaupt nicht zum zumeist unentspannt wirkenden Lanz und wirkt daher aufgesetzt. Auch die Frage am letzten Samstag an Olly Murs, der gerade seinen Hit "Troublemaker" gesungen hat, ob er denn selbst auch ein "Troublemaker" (dt.: "Unruhestifter") sei, ist in der Bemühung, eine "coole" Frage zu stellen, vor allem eins: hilflos. Lanz' Stärke ist nun einmal der vorher minutiös durchgeplante Talk, den er anhand seiner vorher präparierten Kärtchen auch häufig unbeschadet übersteht.

2. Weg mit der Lanz-Challenge!

Es war eine, wenn auch nicht sonderlich originelle, Idee, die Sendung ein wenig aufzupeppen - und sie ist grandios gescheitert. Die "Lanz-Challenge" bringt mehr Ärger als Spass, und das nicht erst seit der Sommerausgabe, in der eine Kandidatin versuchte sich eine Hawaii-Reise zu erschummeln. Schon bei der ersten Ausgabe musste der Herausforderer direkt wieder ausgetauscht werden, weil er mit Bierkasten auf dem Rücken kaum über eine Liegestütze herauskam. Und auch sonst hatte man immer wieder das Gefühl, dass Lanz in beinahe schon anbiedernder Art und Weise darum bemüht war, sein Gegenüber gewinnen zu lassen.

Wenn man sich die "Lanz-Challenge" aber schon bei "Schlag den Raab" abschaut, sollte man es auch einigermassen ernst meinen. Diesen Teil der Show sollte man also schleunigst wieder beerdigen oder aber durch eine wirklich eigene Idee ersetzen.

3. Her mit den richtigen Gästen

Die Stärke von "Wetten, dass..?" war es einmal, dass es eine der wenigen Shows im deutschen Fernsehen war, die mit internationaler Prominenz aufwarten konnte. Klar, auch Thomas Gottschalk musste sich immer wieder Kritik gefallen lassen, dass er entweder übergriffig wurde (bei den hübschen Damen) oder aber banale Fragen stellte (bei allen Gästen). Aber die Promis waren da. Jetzt hat man sich von der teils doch recht überzogenen Kritik der Hollywood-Stars Tom Hanks und Denzel Washington beeinflussen lassen und lässt die Gäste aus dem Ausland immer mehr aussen vor.

Hanks und Co. ziehen allerdings grösstenteils genau über die Dinge her, die auch schon zu Gottschalks Zeiten so waren und über die sich seinerzeit niemand echauffiert hat - seien es die Wetten selbst oder aber das Drumherum. Sogar renommierte Publikationen wie die "New York Times" und jüngst die "Huffington Post" sehen sich neuerdings genötigt, das TV-Geschehen hierzulande zu kommentieren. Die Frage sei allerdings erlaubt: Was interessiert uns, was US-Medien von unseren Shows halten?

Spätestens seit Mallorca ist klar: TV-Trash wie die Geissens haben auf der "Wetten, dass..?"-Couch absolut nichts zu suchen. Dass Cindy aus Marzahn als Assistentin dabei ist, kann man aber vielleicht gerade noch akzeptieren, immerhin stellt sie ein schlagfertiges und lockeres Gegengewicht zu Lanz dar. Dann doch lieber Hollywood-Stars - wenn man denen anständige Fragen stellt und sie nicht Sackhüpfen oder mit ihrem Hintern Walnüsse knacken lässt, kommen sie vielleicht auch wieder gerne.

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