Wirklich witzig ist Jan Böhmermanns Neuauflage von "Wetten, das..?" nicht. Was aber nicht weiter schlimm ist. Vielmehr legt der Satiriker den Finger in die Wunde, warum das originale "Wetten, dass..?" gescheitert ist.
Über drei Jahrzehnte war "Wetten, dass..?" gelaufen, ehe es vor rund zwei Jahren abgesetzt wurde. Von ursprünglich über 20 Millionen Menschen wollten zum Schluss nur noch knapp 5,5 Millionen die Show sehen. Trotzdem tut vielen das Aus der Show noch immer weh. Immer wieder keimt die Hoffnung auf, dass "Wetten, dass..?" vielleicht doch fortgesetzt wird.
Kurz hiess die Hoffnung
Böhmermann hat die Show lediglich ausgegraben, jedoch weder wiederbelebt noch abgestaubt. Er warf die TV-Leiche "Wetten, dass..?" direkt ins Abendprogramm. Und er führt vor Augen, dass dieses verkrustete Konzept so nicht mehr funktionieren kann.
Mit zahlreichen Anspielungen auf die vermeintlich guten alten Zeiten von "Wetten, dass..?" gelingt ihm das. Böhmermann selbst kommt in Thomas-Gottschalk-Manier auf die Bühne. Mit einem grässlich-glitzernden lila Sakko und Glitzerschuhen, für die Böhmermann vermutlich "ein Einhorn getötet" hat, twittert das "Neo Magazin Royale". Die Garderobe des Satirikers wirkt wie der frühere "Wetten, dass..?"-Showmaster der Herzen: einfach ein bisschen drüber.
"Wetten, dass..?": Die Baggerwette darf natürlich nicht fehlen
Im Studio bejubeln zwei Fake-Fans einen der Gäste, den CDU-Mann
Böhmermann überspitzt die Anspielungen auf die alten Zeiten. Doch er zeigt damit, wie die Show im Laufe der Jahre immer redundanter wurde - und zu gewissen Teilen unglaubwürdig.
Natürlich darf eine für "Wetten, dass..?" typische Wette an grossem Gerät nicht fehlen. Ein Baggerfahrer will seine Frau mit der Baggerschaufel zum Orgasmus bringen. Sie setzt sich auf einen gynäkologischen Stuhl und spreizt die Beine, während ein paar Hansel hinter einer Absperrung auf Knopfdruck jubeln.
Die drei vorgetäuschten Wetten führen auch vor Augen, dass die echten im Laufe der Jahre immer bedeutungsloser und langweiliger wurden. Vielleicht hätten Thomas Gottschalk oder Markus Lanz ebenfalls welche erfinden sollen. Sie wären deutlich unterhaltsamer gewesen.
"FDP? Das sagt mir nichts"
Eine Kinderdarstellerin namens Tanja wettet, dass sie die Parteizugehörigkeit von Politikern mit den Füssen ertasten kann. Im Gesicht. Drei ältere Männer und eine Frau legen sich unter das Mädchen und lassen es mit den Füssen durchs Gesicht tappen. Wie findet das ZDF eigentlich solche Probanden?
Drei von vier Politikern "errät" Tanja. Die Grüne anhand ihres "Veganer-Gebisses", den SPDler wegen seiner "leichten Trinkernase" und beim CSUler vermutet sie einen "leichten Hitlerbart". Nur bei einem liegt sie daneben und verortet ihn in der SPD anstatt in der FDP. "FDP? Das sagt mir nichts", sagt Tanja lapidar. Die wenigen wirklich witzigen Momente der Show finden fast ausschliesslich in den Fake-Wetten statt.
Böhmermanns "Wetten, dass..?" überrascht sogar mit seriösen Momenten. CDU-Politiker Spahn ruft zu mehr Streitkultur in der Politik auf. Er wünscht sich mehr Diskussionen mit der Opposition. Model Eva Padberg erzählt von ihrem UNICEF-Engagement und einer kommenden Reise in den Nordirak. Und in diesem ernsten Kontext sagt Böhmermann, dass er sich vorstellen könne, "Wetten, dass..?" für etwa zwölf Folgen im Jahr zu moderieren. Ob er damit scherzt, bleibt offen.
Ansonsten bleibt Böhmermann bei seinem Schema. Er gräbt sämtliche Nostalgie- und Peinlich-Momente aus der "Wetten, dass..?"-Geschichte aus und veräppelt sie. Nur das Gottschalk'sche Tätscheln hat gefehlt.
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