Ja wer baggert da so spät noch bei "Wetten, dass..?": Am Samstagabend ruft das ZDF zur inzwischen jährlichen Ausgabe von "Wetten, dass..?" und Thomas Gottschalk und Michelle Hunziger klappen diesmal in Friedrichshafen ihre Show-Couch auf. Ein Abend mit Stars wie Robbie Williams oder Herbert Grönemeyer, spannenden Wetten und einem Coup, den es in der Realität so nicht geben wird.
"Herzlich willkommen in Friedrichshafen in der Messehalle 1. Man muss jetzt länger warten, ich hoffe, es hat sich gelohnt", begrüsst
Die Moderation
Auch
Auch wenn es witzig gemeint war, merkt man doch den ganzen Abend über, dass sich das Gefälle zwischen Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker auch nach all den Jahren der gemeinsamen Moderation nicht geglättet hat. Vor allem in den Anfangsminuten führt das ein ums andere Mal zu Sand im Getriebe, wenn der eine dem anderen ins Wort fällt. Und während Hunziker Missverständnisse weg lacht, lässt Gottschalk erkennen, wer hier eigentlich das Sagen hat: "Ich habe gerade gearbeitet, Michelle", raunt Gottschalk Hunziker an, als sie ihn in einem Gespräch unterbricht.
Dabei kann Gottschalk froh sein, Hunziker an seiner Seite zu wissen, denn mit einer richtigen Vorbereitung hat er es immer noch nicht so. Mal vertut es sich mit Zahlen, mal kennt er die Namen seiner Gäste nicht und zeigt auch keine Ambitionen, sie sich zu merken. Und wenn Hunziker nicht zur richtigen Zeit eingegriffen und die Kandidatin zum richtigen Ausgang gelotst hätte, hätte Gottschalk die Baggerfahrerin sogar mit aufs Showsofa genommen. Nein, Gottschalks Sache ist die Improvisation und der spontane Witze und zum Glück kann Gottschalk auch in dieser Kategorie punkten.
Die Gäste
Alexander Zverev musste wegen zweier Striche auf dem Corona-Test absagen und so nehmen auf dem Showsofa in Friedrichshafen Platz:
Doch so richtig für Unterhaltung sorgen nur Bully Herbig, Christoph Maria Herbst – und
Die Wetten
Los geht es bei den Wetten mit Neuem in Altbekannten. Denn natürlich hat sich die "Wetten, das..?"-Redaktion nicht vom scheinbaren Zwang gelöst, den Zuschauern eine Bagger-Wette zu bieten. Allerdings ist die Bagger-Wette zum ersten Mal die erste Wette in der Show und viel wichtiger: Es sitzt zum ersten Mal eine Frau hinter den Steuerhebeln. Die möchte mit ihrer Baggerschaufel und einem Eierstecher Löcher in Eier stechen und schafft das auch. Bei der Kinderwette können zwei 15-jährige Teenagerinnen 200 scheinbar identisch aussehende Teddybären auseinanderhalten.
Ähnliches hat ein Mann aus Lützerath vor. Zur Erinnerung: Lützerath ist ein Dorf in Nordrhein-Westfalen, das der Energieriesen RWE abreissen möchte, um dort seinen Kohle-Tagebau auszuweiten. Dagegen gibt es bis heute Widerstand und auch der Kandidat möchte, sollte er Wettkönig werden, die 50.000 Euro Siegprämie dem Erhalt seines Dorfs widmen. Vorher möchte er aber noch seine Wette gewinnen und da will er erkennen, wenn aus 1.000 Fingerabdrücken ein Fingerabdruck ausgetauscht wurde.
Seine Konkurrenz um den Titel des Wettkönigs besteht noch aus zwei Männern namens Max, die sich in der Achterbahn drei von sechs Handys zuwerfen wollen. Ausserdem will ein junger Mann mit seinem Fahrrad über einen noch zu stapelnden Turm ein Podest erklimmen, während er beim Hochbau des Turmes mit dem Rad auf dessen Spitze balanciert. Ein anderer Kandidat mag es da simpler. Er will Brettspiele am Ausschütt-Geräusch erkennen, was seinen Wettpaten Robbie Williams sichtlich irritiert: "Ich habe so viele Fragen. Zunächst: Warum?". Und nach dessen Rechtfertigung legt Williams nach: "Du hast es jetzt erklärt, aber immer noch: Warum?"
Die Wetteinsätze
Hier hatte die "Wetten, dass..?"-Redaktion eher durchwachsene Ideen. Dass
Besser ist da schon die Idee, Robbie Williams im Falle einer Niederlage der deutschen Fussballnationalmannschaft im Deutschland-Trikot und auf Deutsch alles Gute für die WM in Katar wünschen zu lassen. Doch da der Sänger gewinnt, bleibt es bei einem "Möge die beste Mannschaft gewinnen!" Am grossherzigsten ist aber der Wetteinsatz von
Die Show-Acts
Herbert Grönemeyer, das Moulin-Rouge-Musical und Tate McRae geben sich am Samstagabend die Mikrofone in die Hand, doch am meisten in Erinnerung dürfte auch hier der Aufritt von Robbie Williams bleiben – beziehungsweise dessen Zugabe. Denn weil das Publikum nicht aufhört zu klatschen, legt der Sänger nach einem "Robbie, a little more!" von Gottschalk noch einmal nach und stimmt seinen Mega-Hit "Angels" an.
Die Zuschauer im Saal sind sofort entflammt und schon wabert ein Meer aus Handy-Taschenlampen durch die Friedrichshafener Messehalle. "Da kann der Kollege mit seinem Lichtlein in Bethlehem bleiben", so Gottschalks flapsiges Fazit.
Das Fazit
Es war ein klassischer "Wetten, dass..?"-Abend mit allem, was die Show ausmacht beziehungsweise ausgemacht hat. Dazu gehört auch ein Thomas Gottschalk, der in seinen besten Momenten schlagfertig und unterhaltsam zugleich ist, in seinen schlechten Momenten aber Witze über John Malkovichs lichtes Haupthaar macht. Aber ein bisschen Fremdschämen gehörte ja schon immer zu "Wetten, dass..?".
Und so geht die diesjährige "Wetten, dass..?"-Ausgabe mal unterhaltsam, mal nicht so, mit Nostalgie und mit Neuem über die Bühne und am Ende sogar mit ein bisschen trauriger Ironie. Denn als am Ende der Kandidat mit der Fingerabdruckswette mit stolzen 52 Prozent zum Wettkönig gekürt wird, geschieht etwas bei "Wetten, dass..?", das in der Realität nicht gelingt: Lützerath gewinnt gegen einen Bagger.
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