Eine tierliebe Juristin, ein Vize-Chef einer Rock-Bar mit völlig irren Tattoos und ein KFZ-Mechatroniker mit Enthauptungs-Ängsten – sie alle konnten in der Sendung des zum Zeitpunkt der Aufzeichnung noch kerngesunden Günther Jauch ihre Finanzlage deutlich verbessern. Und sie mit richtig viel Geld verlassen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die "Ärmel hoch!"-Impfkampagne der deutschen Regierung, die neben Uschi Glas auch den kürzlich an COVID-19 erkrankten Günther Jauch mit Impfpflaster inszeniert, sorgt derzeit für mächtig Furor im Netz. "Totaler Fake" und "Super-GAU" fühlten sich ein paar in der Werbung offenbar eher Unbedarfte bemüssigt, in die Tastatur hämmern zu müssen.

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Vor dem Hintergrund, dass Jauch noch gar nicht geimpft wurde: ja, ein kleines PR- Malheur. Aber ernsthafte Entrüstung und persönliche Enttäuschung? Mögen sie alle nie in Erfahrung bringen, dass keiner ihrer Fruchtjoghurts jemals eine Erdbeere, Kirsche oder weiss der Geier gesehen hat. Weil sonst: Zeter und Mordio!

"Verbotene Liebe" mit SPD-Politikerin

In der am Montagabend ausgestrahlten "Wer wird Millionär?"-Aufzeichnung erfreute sich Moderator Günther Jauch natürlich noch bester Gesundheit. Ihm gegenüber durfte erst einmal Sylvia Rakel, Überbleibsel der letzten Sendung, abermals den Wissensbeweis antreten. Die Juristin stand bei 32.000 Euro und wusste dank des 50:50-Jokers gleich zu Beginn, dass es SPD-Politikerin Manuela Schwesig war, die 1989 als 15-Jährige in dem Spielfilm "Verbotene Liebe" als Rivalin der Hauptfigur mitgespielt hatte. Dann das 125.000-Euro-Stoppschild:

Beim Grenzübergang zwischen welchen beiden Staaten muss man von Links- auf Rechtsverkehr wechseln?

A: Indien & China

B: Norwegen & Finnland

C: Brasilien & Argentinien

D: Südafrika & Namibia

"Ich bin wirklich nicht sicher, aber die Antworten A und D springen mich an", meinte Rakel, die aber exakt null Ambition zeigte, hier ein Wagnis einzugehen. "Mit 64.000 Euro kann man viel machen, und ich freu mich sehr darüber", so die letzten Worte der beflügelten Berlinerin, die ihrem Papa ein Auto kaufen, aber auch für Tiere und Kinder spenden möchte. Antwort A wäre die richtige gewesen.

Tätowierter "Rocker" mit "Biene Maja"-Expertise

Dass ausgerechnet ein prominent tätowierter stellvertretender Geschäftsführer einer Rock-Bar eine Auswahlfrage zum "Biene Maja"-Song von Karel Gott am schnellsten beantwortete, entbehrte nicht einer gewissen Komik. Dass der Musik-affine Christian Grau dann schon gleich zum Auftakt beim Fremdwort "obligatorisch" beinah alles vergeigte, war hingegen weniger amüsant.

"Obligatorische sagt man immer dann, wenn’s nicht nötig ist", irrte der Kölner, der "verpflichtend" sowieso "für Quatsch" hielt. Jauchs soziale Ader begann zu pulsieren: "Drei Joker sind ja ein schönes Polster", versuchte der Moderator den Kandidaten vor einer Dummheit zu bewahren.

Doch der 50:50-Jokere reichte nicht, auch Muttern, eine studierte Philosophin mit eventuell klitzekleinen Schwächen in der Wissensweitergabe, musste dem Sohnemann fernmündlich unter die Arme greifen und noch schnell "obligatorisch" korrekt mit "verpflichtend" übersetzen.

Ein Toastbrot, das sich selber schmiert, am Arm

Nachdem der Vize-Boss einer Rock-Bar hinter "Half Bun" (halboffener Dutt) dann auch noch ein halbes Brötchen vermutete, schien so ziemlich jedem klar: Grau wird es demnächst hier ziemlich zerlegen. Doch der Kölner Sympathikus, der allen Ernstes auf seinem Arm ein Toastbrot, das sich selbst schmiert (wtf?) sowie oberhalb seines Gesässes ein UFO, das einen Camper entführt (wtf?), eintätowiert hat, kam plötzlich in die Gänge.

Nachdem er für 16.000 Euro wusste, dass es der Versicherungsschutz der Kleinkrafträder ist, der nach einem Jahr erlischt (und sicher auch das Zeug zum Tattoo-Motiv hat), meisterte er auch diese Hürde für 32.000 Euro:

Was ist normalerweise 20-30 cm lang, lebt u. a. in Nord- und Ostsee und gehört zu den gefährlichsten Gifttieren Europas?

A: Hanskerlchen

B: Franzbübchen

C: Petermännchen

D: Paulbürschlein

"Das ist das Petermännchen. Das hat so einen Giftstachel", traf Grau erneut voll ins Schwarze. "Überragender Typ" und "Wie locker er jetzt mal das Petermännchen raushaut!" konnte man nun über den Kandidaten, dem alle zuvor wenig bis nichts zugetraut hatten, auf Twitter lesen.

Jauch wiederum bemühte ein Zitat seiner Schwiegermutter: "In deiner Sendung läuft wirklich Gottes grosser Zoo auf." Danach war für den Kölner und die TV-Zuseher aber Schluss mit lustig. Grau durfte mit 32.000 Euro die Heimreise antreten. Mit dem Geld will er sein altes Mercedes-Wohnmobil fit machen. "Da kommt dann Dosenbier rein, und dann geht's ab zu Festivals", illustrierte er vor seinem Abgang.

WWM-Kandidaten droht daheim Enthauptung

Auch Niklas Phillip aus Nürnberg kam am Montagabend noch zum Zug. Der ebenso sympathische KFZ-Mechatroniker musste zwar bereits bei der 4.000-Euro-Frage zwei Mal in die Joker-Tasche greifen, machte sich vis-à-vis von Günther Jauch im Allgemeinen aber gut. Erst die 32.000-Euro-Frage bereitete dem 25-Jährigen wieder Kopfschmerzen:

Wobei stammen über 70 Prozent der Weltproduktion aus Lothringen?

A: Mais

B: Mirabellen

C: Raps

D: Osterglocken

Dass er gnadenlos ins Risiko ging, unmittelbar nachdem er noch gemeint hatte, seine Freundin würde ihn köpfen, sollte er bei Jauch zocken, liess die Dekapitation bereits ein Stück näher kommen. Ein neues Auto und Geld für die eigene Hochzeit kann man ja immer ganz gut brauchen, einen Freund, der die ganze Kohle verzockt, eher nicht so. Mais und Raps schloss Phillip übrigens aus. Der Schwiegervater am Telefon tendierte noch am ehesten zu den Mirabellen.

Kandidat wird nicht geköpft

"Ich nehm' jetzt die Mirabellen und werde geköpft", liess der Kandidat Jauch wissen. "Sie werden in ihrem Leben noch so oft geköpft werden", so dessen Antwort. Aber Jauch hatte auch gute Nachrichten für Niklas Philipp, denn über 70 Prozent der Mirabellen-Weltproduktion stammen tatsächlich aus Lothringen. In noch höhere Geldregionen ging es danach für den Nürnberger aber nicht mehr. Er warf bei der nächsten Frage das Handtuch und verliess die Sendung mit 32.000 Euro.

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