Langzeitstudenten und Nesthocker sitzen am Montagabend bei einer Special-Ausgabe von "Wer wird Millionär" auf dem Ratestuhl von Günther Jauch. Das ist ziemlich unterhaltsam, nimmt aber für Norbert Pany ein böses Ende. Die Eltern werden den Studenten weiter bezuschussen müssen.
Die Würde des Menschen ist unantastbar, sagt das Grundgesetz. Aber gilt das auch für Studenten? Dass in RTL-Sendungen Menschen für ein wenig Berühmtheit gerne mal ihre Würde über Bord werfen, ist ja nichts Neues.
Aber was am Montagabend bei "Wer wird Millionär" mit Malte Schulze gemacht wurde, dürfte nur schwer mit dem ersten Artikel des Grundgesetzes vereinbar sein.
Ein roter Pfeil mit der Aufschrift "17 Semester" zeigte auf den Langzeitstudenten, während seine im Publikum sitzende Mutter erzählte, dass die Eltern rund 600 Euro Monat für Monat aufwenden müssen, damit der 30 Jahre alte Masterstudent an der Uni Kiel weiter Europäische Ethnologie, Medienwissenschaften und Geschichte studieren kann.
"Schluss mit Hotel Mama und Dauerstudium!", hiess das Special am Montag, bei dem ausschliesslich Langzeitstudenten und Nesthocker als Kandidaten infrage kamen.
Als Besonderheit wurden die Kandidaten von Eltern, Verwandten oder Freunden vorgestellt, die dann auch die Auswahlfrage spielten, um den nicht zahlenden Untermieter zu Geld zu verhelfen und ihn endlich loswerden.
Lesen Sie auch: So froh war Günther Jauch über einen Wechsel auf dem Ratestuhl noch nie
Langzeitstudent und glücklich dabei
Trotz des sperrigen Titels war die Folge am Montagabend ziemlich unterhaltsam, denn sowohl die Begleitpersonen, wie auch die Kandidaten waren bestens aufgelegt. Malte Schulze beispielsweise, der sich von dem entwürdigenden 17-Semester-Schild nicht irritieren liess, schien sich in der Rolle des etwas nerdigen Langzeitstudenten ziemlich wohlzufühlen und zeigte, dass die lange Zeit an der Universität Kiel nicht ganz umsonst war.
Bis zur 32.000-Euro-Frage brauchte Schulze überhaupt keine Joker und zockte sich locker durch. Mit Hilfe des Publikumsjokers, des Zusatzjokers und des 50:50-Jokers schaffte es der Student bis zur 125.000-Euro-Frage.
Die sogenannte SPD-Stellung lässt sich sehr oft beobachten bei…?
A: Basketballern
B: Apfelbäumen
C: Dachziegeln
D: Pornodarstellern
Trotz richtiger Vermutung fehlt am Ende der Mut
"Ich vermute Basketballer…", sagte Schulze und überlegte, ob er es riskieren sollte oder nicht. "Die Hybris ist mein grösster Feind. Zu nah an der Sonne fliegen", schob er einen Satz hinterher, den man wohl nur sagen kann, wenn man eine zweistellige Anzahl von Semestern an einer geisteswissenschaftlichen Fakultät genossen hat.
Letztlich fehlte aber der Mut und Schulze musste sich ärgern. Denn SPD steht in diesem Fall für Schiessen, Passen und Dribbeln und beschreibt die Grundstellung bei Basketballern. Mit 64.000 Euro sollte die Finanzierung der nächsten Semester aber dennoch gesichert sein.
Berufssohn geht leer aus
Norbert Pany hingegen wird weiter auf die 800 Euro angewiesen sein, die ihm seine Eltern neben freier Logis jeden Monat gewähren. "Von Beruf Sohn" stand auf dem roten Schild, dass auf Pany zeigte. Mit 23 Jahren studiert er im ersten Semester Kommunikationswissenschaften.
Die fünf zuvor absolvierten Semester Philosophie waren nicht das Richtige. Vielleicht hätte er anstatt auf Kommunikationswissenschaften aber besser auf Biologie wechseln sollen, oder noch besser auf Anatomie, speziell auf weibliche. Denn Pany scheiterte bereits an der 500-Euro-Frage.
Reden die Juroren bei Misswahlen über die schönen Fesseln einer Bewerberin, dann meinen sie den Bereich zwischen…?
A: Knöchel und Wade
B: Schulter und Schlüsselbein
C: Hüfte und Bauchnabel
D: Augenbraue und Oberlid
Immerhin gibt es die Chance auf ein Wiedersehen
Warum auch immer, aber Pany verortete die Fesseln zwischen Augenbraue und Oberlid und scheiterte krachend. Null Euro! Mit leeren Händen ging schon lange kein Kandidat mehr nach Hause, wie
Immerhin könnte es dem Moderator zufolge ein Wiedersehen geben, denn der Student sicherte sich damit ein Ticket für das Loser-Spezial, eine zweite Chance für Kandidaten, die ohne Geld nach Hause gehen mussten.
Besser machte es Sven Mayer, ein 25 Jahre alter, in seinem Kinderzimmer wohnhafter Bankkaufmann, der 16.000 Euro erspielte. Als vierter Kandidat sass Fabian Kranz, Bachelor-Student im 17. Semester, auf dem Ratestuhl. Er erspielte sich in einer ziemlich kurzweiligen Special-Sendung 16.000 Euro.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.