Weder hatte sie die Auswahlfrage am schnellsten beantwortet, noch war es ihr Name, den Günther Jauch rief. Und dennoch machte sich Tina Graupner am Montag lautstark frohlockend zum Moderator bei "Wer wird Millionär?" auf. Was sonst noch so war? Ein gewiefter 27-jähriger Klempner streifte satte 64.000 Euro ein.
Es waren schon interessante Minuten. Schliesslich kommt es ja bei "Wer wird Millionär?" nicht allzu oft vor, dass sich nach einer Auswahlfrage die falsche Kandidatin zu
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Auch zu Beginn der Sendung musste der Stuhl im Zentrum des Geschehens neu geentert werden. Das Rennen machte zunächst der schneidige 20-jährige Herrenausstatter Jonas Schöneberger, der die ersten fünf Fragen auch mit Schneidigkeit meisterte. Bei der sechsten allerdings geriet sein Motor etwas ins Stottern:
Euphorisch berichteten die Medien Anfang April – nach über zehn Jahren Pause – wieder über einen…?
A: Schumacher im Ferrari
B: Ricken beim BVB
C: Becker in Wimbledon
D: Ullrich am Col du Tourmalet
Der junge Kemptener tendierte zwar zur richtigen Antwort A, wollte das aber von einem Zusatzjoker ("Dem überflüssigsten, den wir je aufgerufen haben", so Jauch) bestätigt wissen.
Den nächsten Joker schickte Schöneberger ins Rennen, als es darum ging, das Wort "Zucker" gemäss Duden korrekt abzuteilen. Zwar wollte er zuerst die (falsche) Antwort "Zuc-ker" einloggen, liess sich dann aber verunsichern und entschied sich für den 50:50-Joker.
Dass dieser "Zuk-ker" und "Zu-cker" ausspuckte, überraschte zunächst niemanden. Dass die richtige Antwort jedoch "Zu-cker" lautete, verblüffte nicht nur Günther Jauch, sondern wohl auch viele Zuseher, die in der Schule noch die andere Schreibweise gelernt hatten. Der Kandidat aber lag mit "Zu-cker" goldrichtig.
"Wer wird Millionär?": Kandidat scheitert an Einwohnerfrage
Jonas Schöneberger, der zwischenzeitlich auch bereits den Publikumsjoker verbraten hatte und dringend eine neue Waschmaschine benötigte, scheiterte an folgender Frage – trotz Telefonjoker:
Welche dieser Städte hatte schon einmal deutlich mehr Einwohner als heute?
A: Los Angeles
B: Moskau
C: Berlin
D: Sydney
Sein telefonischer Beistand, der Antwort C vermutete, lag zwar richtig, konnte aber den Kemptener nicht dazu motivieren, diese auch einzuloggen. Schöneberger scheute das Risiko und nahm die 8.000 Euro, um damit für seinen Vater einen Verstärker für dessen Hammond-Orgel und sich natürlich eine Waschmaschine zu kaufen.
Danach war der 27-jährige gelernte Klempner Elias Gövert an der Reihe. Auch er hielt sich nicht lange bei den ersten Fragen auf, zeigte sich überaus klug und bemühte erst bei der 16.000-Euro-Frage seinen ersten Joker:
Wen der "Heizer" vom "Piloten" unterschieden wird, dann geht es um zwei Personen, die gemeinsam…?
A: Bergsteigen
B: Fallschirm springen
C: Tandem fahren
D: Rock'n'Roll tanzen
84 Prozent des Publikums votierten für Antwort C. Der sympathische Gövert vertraute der Schwarmintelligenz und war damit auch gut beraten.
Danach beschwerte sich Wutbürger Jauch beim jungen Klempner über jene Wasserhähne, unter denen die Hände kaum Platz zum Waschen fänden und man sich somit quasi nur die Fingerkuppen reinigen könne.
Der Kandidat wusch seine Hände in Unschuld, liess die Kritik an sich abperlen und machte dort weiter, wo er aufgehört hatte: Beim richtigen Beantworten von Fragen. Bis jene um 128.000 Euro kam.
Welches ist das letzte Lied auf dem letzten zu Lebzeiten von Freddie Mercury erschienenen Queen-Studioalbum "Innuendo"?
A: Don’t stop me now
B: Who wants to live forever
C: The show must go on
D: Under pressure
Zwar kenne er alle Songs, die Antwort wisse er dennoch nicht, so Gövert. Er hoffte auf den Telefonjoker, dem er die ohnedies nicht gerade kurze Frage gleich zwei Mal langsam vorlas, sodass dieser nicht eine einzige Silbe mehr loswerden konnte.
Elias Gövert warf an dieser Stelle das Handtuch, durfte sich aber über satte 64.000 Euro freuen. Die letzte Nummer auf Queens letztem Album ist übrigens "The Show must go on".
Jauch liess falsche Kandidatin zu sich in die Mitte
Dann kam der bizarre Zwischenfall. Obwohl Daria Patricia Tahmasebi-Dezfouli die Auswahlfrage am schnellsten korrekt beantwortet und auch Günther Jauch ihren Namen aufgerufen hatte, stürmte Kandidatin Tina Graupner glückselig kreischend und mit Tränen der Freude Richtung Moderator. Dass sich Graupner verhört hatte, konnte man angesichts des einigermassen einzigartigen Namens der richtigen Kandidatin eher ausschliessen.
Ihr Missgeschick war wohl eher der Tatsache geschuldet, dass ihr Name im Insert an erster Stelle stand, aber eben nicht – wie bei Auswahlfragen-Gewinnern üblich – orange blinkte. Tahmasebi-Dezfouli, die zunächst natürlich ebenso aufstand, nahm aber brav wieder Platz, ohne gross Einspruch zu erheben.
"Entschuldige bitte, die falsche Dame freut sich gerade. Patricia hat mit 6,02 Sekunden gewonnen", sorgte die Regiestimme aus dem Off schliesslich für Klarheit. Graupner machte enttäuscht kehrt und bekam von Günther Jauch noch ein fieses "Jetzt müssen Sie ein bisschen weinen, oder?" mit auf die Reise. Klar auch, dass Tina Graupner fortan laufend eingeblendet wurde.
Die Zahnmedizin-Studentin entschied sich für die Sicherheitsvariante mit drei Jokern, die sie allesamt relativ rasch loswurde. Den 50:50-Joker etwa bereits bei der 2.000-Euro-Frage:
Womit sind laut einer aktuellen Umfrage nur 4% der Lehrer im Sekundarbereich bei ihren Schülern "zufrieden"?
A: Haarschnitt
B: Handschrift
C: Musikgeschmack
D: Pünktlichkeit
Nachdem die Antworten B und C übrig geblieben waren, entschied sich Tahmasebi-Dezfouli für die richtige Antwort B. Die Ursache für die Unzufriedenheit der Lehrer übrigens: Zu wenig Routine, schlechte Motorik und Koordination sowie Konzentrationsprobleme.
Auch für die Frage "Die Schale welcher Frucht verfügt über drei Keimporen, die man auch 'Augen' nennt?" setzte sie zwei Joker ein: Den Telefonjoker, der ihr nicht weiterhelfen konnte, sowie das offenbar Kokosnuss-affine Publikum, das mit satten 99 Prozent für die tropische Riesenfrucht stimmte. Und damit natürlich Recht behielt. "Gehen wir schnell auf 8.000. Kann ja nur besser werden", befand Jauch danach. Er irrte.
Wer hat laut "Forbes" kürzlich Mark Zuckerberg als jüngsten Selfmade-Milliardär aller Zeiten abgelöst?
A: Kylie Jenner
B: Justin Bieber
C: Jennifer Lawrence
D: Neymar
"Ist ja superpeinlich, aber ich hör' auf", so Tahmasebi-Dezfouli lakonisch auf die letzte Frage. Zudem seien 4.000 Euro für sie als Studentin auch viel Geld. Die richtige Antwort wäre A gewesen.
Die US-amerikanische Reality-TV-Teilnehmerin wurde durch ihre Kosmetiklinie zur Milliardärin. Nächsten Montag geht es mit Tilmann Meinshausen weiter. Der 26-jährige Rechtsreferendar aus Potsdam steht bei 2.000 Euro.
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