Beim "Lehrer-Spezial" von "Wer wird Millionär?" am Montagabend sollten eigentlich Pädagogen auf dem Ratestuhl schwitzen. Doch ein Lehrer drehte den Spiess um und stellte das Wissen seines Zusatz-Jokers auf den Prüfstand.

Alle News und Infos zu "Wer wird Millionär?"

Erinnerungen an die Schulzeit sind so eine Sache. Nicht alle sind positiv - zumindest was den Unterricht angeht.

Da gab es diese fiesen Lehrer, die Schüler an die Tafel holen und ihre Wissenslücken vor der versammelten Klasse gnadenlos aufdecken. Oder genüsslich die Klassenarbeit mit der Note "mangelhaft" auf den Tisch knallen. Wie gerne hätte man damals den Spiess einfach umgedreht und diese Lehrer mal so richtig schwitzen lassen!

Am Montagabend hätte es bei "Wer wird Millionär?" die Chance dazu gegeben, denn beim "Lehrer-Spezial" durften diesmal ausschliesslich Pädagogen mit Günther Jauch zocken.

Eine späte Rache des kleinen Jauch? Falls ja ging die Rechnung nicht auf: So richtig ins Schwitzen gerieten die Lehrer nicht. Dafür kam das Wissen zweier Zusatz-Joker aus dem Publikum, die auch noch ein Pärchen waren, auf den Prüfstand.

Publikums-Joker ist ein alter Bekannter

Zunächst brauchte Referendar Alexander Schwarz bei der 16.000-Euro-Frage Hilfe. Ein Mann stand auf und stellte sich als "Herr Stille, aus Pattensen bei Hannover" vor. Beide versuchten gemeinsam folgende Frage zu lösen:

In welchem Verhältnis stehen FDP-Chef Christian Lindner und CDU-Spitzenpolitiker Jens Spahn seit Ende 2017?

A: Patenkind-Patenonkel

B: Angestellter-Chef

C: Mieter-Vermieter

D: Schwager-Schwager

Jauch erkannte Stille, denn dieser hatte schon häufiger im Publikum gesessen und auch schon mehrfach sein Glück als Zusatz-Joker versucht - mit einer "guten Quote", wie Herr Stille bemerkte.

Er sei sich ziemlich sicher, dass es Antwort C - die Kombination "Mieter-Vermieter" - ist, erklärte er.

75 Prozent sind dem Kandidaten nicht genug

Referendar Schwarz gab sich damit aber nicht zufrieden und liess nun den Lehrer raushängen. Der 26-Jährige löcherte den Joker mit einer ganzen Reihe von Fragen: "Warum? Wer ist Mieter und wer ist Vermieter? Was vermietet der? Warum seit Ende 2017, was ist da passiert? Privat oder im Beruf?"

Der Joker dürfte sich in seine Schulzeit zurückversetzt gefühlt haben. Mehr oder weniger souverän parierte er die Fragen des Paukers. Immerhin musste er nicht vor an die Tafel.

Zu 75 Prozent sei er sich sicher, erklärte Stille schliesslich. "Das ist ausbaufähig", bemerkte Herr Schwarz und fügte ein knappes "Dankeschön" hinzu - hätte er das in Noten ausdrücken müssen, es hätte vielleicht gerade so für ein "Befriedigend" gereicht.

Dabei hätte Herr Schwarz besser Vertrauen in den Joker gehabt: Er verzockte noch den Telefon- und den 50:50-Joker, um dann auf die richtige Lösung "Mieter-Vermieter" zu kommen.

Der Referendar ging schliesslich mit 16.000 Euro nach Hause, Publikums-Joker Stille mit 500 Euro - die sich wohl kaum ein Zusatz-Joker zuvor so hart verdienen musste.

Ketchup statt Christstollen

Doch damit nicht genug. Als wenig später der Gymnasiallehrer Mirco Geschwind bei der 8.000-Euro-Frage Unterstützung brauchte, stand Herr Stilles Lebensgefährtin auf und versuchte, weitere 500 Euro zu erspielen. Die Frage:

Erst seit gut 200 Jahren benutzt man nachweislich für die Herstellung von ...?

A: Christstollen Mehl

B: Rotwein Trauben

C: Ketchup Tomaten

D: Toast Hawaii Ananas

Doch sie war von Anfang an auf dem Holzweg. "Ich denke mal der Christstollen. Zu 90 Prozent. Vor 200 Jahren schon Mehl ...? Christstollen war früher immer sehr grob", führte sie aus.

Geschwind war nicht überzeugt und nahm zusätzlich den 50:50-Joker. Der Christstollen fiel weg, Ketchup war die richtige Lösung.

Auch Kandidat Geschwind hatte noch Luft nach oben: Für 16.000 Euro konnten weder er noch sein Telefon-Joker eine Chemiefrage beantworten. Mit 8.000 Euro ging der Pädagoge schliesslich nach Hause.

Lehrer überrascht mit Rap-Version von Brecht-Gedicht

Am erfolgreichsten spielte der Lehrer, der wohl auch den schwersten Job hat. Peter Wagner unterrichtet nämlich an einem Internat für Schulverweigerer.

Knapp ein Drittel seiner Schüler seien schon kriminell gewesen, schätzte er. "Wenn ein Schüler erscheint, ist das schon Erfolg, wenn er 'Guten Morgen' sagt, ist das schon ein zweiter Erfolg", berichtete der Lehrer.

Der 62-Jährige konnte einen bewegten Lebenslauf vorweisen: Erst vor sieben Jahren wechselte er als Quereinsteiger in den Lehrerberuf. Zuvor arbeitete er als Tischler, Ingenieur und Entwicklungshelfer. Und dann gab Herr Wagner auch noch eine gerappte Version von Bertolt Brechts Gedicht "Der Radwechsel" zum Besten.

Solch einen Mann kann nur wenig schocken - und so zockte er sich souverän durch die Fragen und ging schliesslich mit 64.000 Euro nach Hause. Mit dem Geld möchte er in seinem Heimatort in Niedersachsen nun einen kleinen Hofladen eröffnen.



JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.