Man kann endlos Charisma haben, aber wenn’s einen bei der 50-Euro-Frage schleudert, bringt einen das auch nicht in die Spur. Annemarie Strubel weiss das jetzt. Die Charisma-Coachin wollte nach Minuten der Ahnungslosigkeit die Ex-Kandidaten bemühen. Jauch liess dies nicht zu. Und verriet ihr einfach die Antwort. Martina Brandl hatte eine Zuwendung wie diese nicht nötig. Dass ihr Telefonjoker noch unterwegs war und erst im Zuge ihres Gesprächs mit dessen Ehefrau antanzte, war wohl ein "WWM"-Novum.

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Nach dem Männertag in der letzten Woche, der den Zusehern am Ende einen brachialen Absturz von 250.000 Euro auf lauwarme 500 Euro bescherte, war am Montag Frauentag. Überhangkandidaten gab’s keinen, weshalb gleich mal "Frischling" Martina Brandl loslegen durfte. Und wie die Kabarettistin, Musikerin und Schriftstellerin loslegte. Zunächst mal mit einer vorzüglichen "Angela Merkel"-Parodie ("Ich wünsche Frau Brandl alles Glück der Welt."), in der Folge mit einem Feuerwerk an korrekten Antworten, weshalb die 32.000-Euro-Frage nicht lang auf sich warten liess:

Wer schuf mit der "Der rote Weinberg" angeblich eines der wenigen Gemälde, die zu seinen Lebzeiten verkauft wurden?

A: Rembrandt
B: van Gogh
C: Picasso
D: Monet

Die Geislingerin liess den 50:50-Joker walten, der ihr die Antworten A und B hinterliess. "Dann ist es van Gogh. Wenn nicht, fall ich vom Glauben ab", reagierte Brandl jetzt prompt. Und ja, es war Vincent van Gogh, der seinen "Weinberg" für, auf die heutige Zeit umgerechnet, 1.600 Euro verschleuderte. Brandl trat weiter das Gaspedal durch. Die 125.000-Euro-Frage:

Welche beiden Staaten sind sowohl auf der Landkarte als auch in der Rangliste der Staaten nach Flächengrösse direkte Nachbarn?

A: Italien & Schweiz
B: Litauen & Lettland
C: Griechenland & Türkei
D: Grossbritannien & Irland

"Das ist eine Killerfrage fürs Telefon", so Jauch zur Kandidatin, die dennoch zum Hörer greifen musste. Es galt, sie geschickt abkürzen, weshalb Brandl sie auf "Welche Staaten liegen nebeneinander und sind flächenmässig gleich gross?" herunterbrechen wollte.

Das "kleine" Problem: Es hob nur die Frau des Telefonjokers ab. "Mein Mann ist leider nicht zu Hause", meinte diese. Jauch urgierte die Handynummer, die die Gemahlin (!) wiederum erst suchen musste, was für Erheiterung im Studio sorgte.

Doch dann: "Oh Moment, er kommt gerade heim. Ich gebe gleich weiter", war sie nun erlöst. "Also ich würd Litauen und Lettland nehmen, kann es aber nicht zu 100 Prozent garantieren", so der schnaufende Heimkehrer. Brandl vertraute ihm und liess einloggen. "Ich dreh durch", so die Kandidatin, die ihr Glück ob der richtigen Antwort danach kaum fassen konnte.

125.000 Euro für das Handgepäck

Spannend auch die letzte Frage für die Künstlerin, die sich an diesem Abend erstklassig präsentierte. Es ging jetzt um 500.000 Euro, also um richtig viele Scheine. Jauch verlas dies hier:

Wessen Frau kam 1922 auf einem Pariser Bahnhof ein Koffer mit fast allen noch unveröffentlichten Manuskripten ihres Mannes abhanden?

A: Ernest Hemingway
B: Bertolt Brecht
C: James Joyce
D: Franz Kafka

"1922 ist ein bisschen früh für Herrn Brecht, finde ich", meinte Brandl, die jetzt aber das Handtuch warf. Sie sei megaglücklich, dass sie überhaupt auf den Ratestuhl gekommen ist. Mit dem Geld will sie sich ein Büro mieten.

Zur Antwort: Hemingways Ehefrau Hadley Richardson reiste einst von Paris zu ihrem Mann, der gerade in der Schweiz weilte und dringend seine Manuskripte benötigte. Auf dem Bahnhof ging dann ihr Koffer mit all den Manuskripten, die ihr Mann noch nicht veröffentlicht hatte, verloren. Der Schriftsteller war am Boden zerstört. Die Ehe hielt dann noch erstaunliche fünf Jahre.

Aller Anfang ist sauschwer

"Interessanterweise ist Charisma zu trainieren. Es gibt introvertierte Menschen, die total charismatisch sind", eröffnete die Charisma-Trainerin Annemarie Strubel ihren Auftritt bei Jauch, um dann auch noch dessen Charisma mit jenem von Gottschalk, der ja immer laut sei und jeden Raum einnehme, zu vergleichen. "Ich behaupte aber, Sie haben genauso viel Charisma wie er, nur auf eine introvertiertere Art", überreichte Strubel dem Moderator ihren Befund. Der wollte die Sache nicht wirklich vertiefen und ging charismatisch zur 50-Euro-Frage über.

"Werfen" steht in einer alphabetischen Liste von Verben…?

A: aben "teuer"
B: ri "siko"
C: unter "fangen"
D: expe "riment"

"Ich versteh die Frage nicht, das ist nicht wahr!", so die plötzlich ziemlich verunsicherte "Charismatikerin". Jauch nötigte sie irgendwann fast schon, Frage und Antwort laut zu lesen, doch Strubel folgte nicht – und stieg nicht von der Leitung. "Ich nehme bei der 50-Euro-Frage den Publikumsjoker", versucht sie, die unangenehme Situation jetzt abzukürzen.

Jauch, der die Kugel inzwischen auf den Elfmeterpunkt legte, verzweifelte nun. "Passen Sie auf, ich schenke Ihnen hier die richtige Antwort, aber ab jetzt haben Sie von mir nichts zu erwarten", machte er dem Spuk plötzlich ein Ende. "Können wir das bitte rausschneiden", flehte die Kandidatin. "Wir sind live, wie soll das gehen", witzelte Jauch retour. "Wie wird man Charisma-Coach?", wollte indes jemand auf Twitter wissen.

Die Ösis und ihre [Schiraffe]

Ein paar richtige Antworten liessen Strubel nach der Schmach zu Beginn sukzessive entspannen. Dann war da ja auch noch ihr Ehemann, der als fernmündliches As im Ärmel fungierte und wusste, dass Flug FR4878 am 23. Mai ausserplanmässig einen Zwischenstopp in Minks einlegte. Dass man in Österreich zur Giraffe gemeinhin [Schiraffe] sagt, konnte für Strubel wiederum ein Ex-Kandidat auf der Tribüne beantworten. Jauch, der zuvor zwei, drei Clowns gefrühstückt hatte, aus der Hüfte: "Warum ‚Schiraffe‘, weil’s eine ‚Schination‘ ist?" Dann musste sich Strubel dieser 32.000-Euro-Frage stellen:

Schlagzeilen machte im Oktober 2020 ein Zitat von Papst Franziskus, dass wer "das Recht auf eine Familie" habe?

A: Geschiedene
B: Homosexuelle
C: unehelich geborene Kinder
D: katholische Priester

"Herr Jauch, ich weiss es einfach nicht, nehme die 16.000 Euro und gehe", hatte es die Münchnerin, die für die 50-Euro-Frage gefühlt Wochen gebraucht hatte, jetzt eilig. "Homosexuelle haben das Recht in einer Familie zu sein. Sie sind Kinder Gottes und haben das Recht auf eine Familie", so Papst Franziskus im Herbst 2021. "Aber es bleibt für Homosexuelle in der katholischen Kirche weiter schwierig", bemerkte Jauch noch.

Judith Englhardt wird zum Überbleibsel

Auch Judith Englhardt, ebenso aus München, durfte als dritte Dame am Montagabend auf Jauchs Ratestuhl Platz nehmen. Die Marketing-Teamleiterin und junge Mutter meisterte die 50-Euro-Hürde fulminant und steht derzeit bei 2.000 Euro. Sie darf nächste Woche ein Comeback feiern.

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