Gambler, Glücksspieler und Hasardeure: RTL lud wieder einmal zur grossen Zocker-Ausgabe von "Wer wird Millionär?". Zwei Millionen konnte man gewinnen, wenn man die Nerven dafür hatte. Oder zwei Schnäpse. Oder einen BH. Ein Kandidat hätte sich aber vor allem über einen Duden gefreut.

Christian Vock
Eine Kritik
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Hätte Christoph Lang bei zweisamen Abenden seiner Freundin nur ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Genauer gesagt, ihren Kleidungsstücken. Dann wäre er am Montagabend bei "Wer wird Millionär?" vielleicht nicht mit "nur" 1.000 Euro nach Hause gegangen.

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Günther Jauch wollte vom ersten Kandidaten des Abends nämlich wissen, was manchmal bei den Produktbeschreibungen von BHs zu lesen ist. Zur Auswahl standen Ringerrücken, Tennisarm, Golfschulter und Gewichtheberbrust.

Redenschreiber Lang hatte davon noch nie etwas gehört – zumindest nicht in Zusammenhang mit BHs. Doch statt an dieser Stelle in den Sack zu hauen und mit 8.000 Euro nach Hause zu gehen, tippt Lang erst ins Blaue und dann auf Golfschulter. Schliesslich war das gestern Abend das grosse Zockerspecial von "Wer wird Millionär?" und da gehört ein bisschen Risiko eben dazu.

Aber wie das mit dem Zocken so ist, wird nicht jedes Risiko belohnt. Im Fall von Kandidat Lang war die richtige Antwort nämlich Ringerrücken. Beim Zocken, so viel verrät uns das Lexikon, hat eben überwiegend der Zufall seine Hände im Spiel.

Dem besten Zocker winken 2 Millionen Euro

Im Grunde genommen ist also eigentlich jede reguläre Ausgabe von "Wer wird Millionär?" eine einzige Zockerei, denn auch hier regiert der Zufall. Schliesslich wird hier kein Allgemeinwissen abgefragt, sondern punktuelles Faktenwissen. Und das weiss man dann zufällig oder eben nicht.

Wenn RTL also wie in der jüngsten Ausgabe am Montagabend von einem "Zocker-Special" spricht, dann ist das nur ein Zocken im Zocken. Es wird lediglich noch ein bisschen mehr am Glücksrad gedreht und all die Zutaten rausgeworfen, die den Zufall ein wenig an die Leine nehmen.

Das sieht dann so aus: Es gibt wie immer 15 Fragen und vier Joker. Die Joker dürfen aber erst ab der zehnten Frage genommen werden. Wer vorher einen Joker nehmen möchte, muss im Anschluss auf die restlichen drei Joker verzichten. Eine Sicherheitsstufe von 1.000 Euro soll den Komplettverlust verhindern.

Nun macht man ja nicht ein Zocker-Special, um mal eines gemacht zu haben. Deshalb wird der Maximalgewinn von einer auf zwei Millionen Euro erhöht. Der ganze Nervenkitzel soll sich ja auch lohnen.

Anna Maria Sabi: Mit zwei Schnäpsen zu 125.000 Euro

Nachdem sich also Christoph Lang verzockt hat, versucht sich die zweite Kandidatin, Anna Maria Sabi, am Zufall – und auch hier sollte ein BH eine wichtige Rolle spielen. Bei der Lehramtsstudentin läuft es bei den ersten Fragen nämlich zunächst etwas zäh.

Da zaubert Sabi plötzlich zwei kleine Flaschen Schnaps aus ihrem Dekolleté. Jauch lehnt dankend ab, aber Sabi und ihr Begleiter im Publikum genehmigen sich ein Tröpfchen. Von da an sollte es für die Studentin dann laufen wie geschmiert.

Mit Wissen, ein bisschen Glück und mithilfe ihrer Joker quasselt sich die redselige junge Frau bis zur 125.000-Euro-Frage.

Dort weiss sie dann, dass die Schinkenstrasse auf Mallorca eigentlich Carrer del Pare Bartomeu Salvà heisst. Bei 250.000 Euro ist dann für Sabi aber Schluss mit der Zockerei, sie steigt aus.

Lutz Gerling: von 125.000 auf 1.000 Euro

Das hätte wohl auch der letzte Kandidat des Abends machen sollen. Radiomoderator Lutz Gerling zeigte sich in den ersten Fragen ziemlich souverän.

So souverän, dass er die flehenden Blicke in Richtung Jauch gar nicht gebraucht hätte: "Sie haben einen solchen Hundeblick, ich möchte Ihnen permanent Leckerli zuwerfen", entlarvt der Moderator den Zocker.

Bei der 125.000-Euro-Frage will Jauch von Gerling wissen, was auch in Deutschland weit verbreitet ist. Mithilfe seiner Joker grenzt Gerling die Auswahl auf Pferdesalbei und Hundskamille ein. Mit ein bisschen Wagemut tippt der Radiomoderator auf die Hundskamille – und liegt richtig.

An dieser Stelle hätte es der 29-Jährige besser gut sein lassen. Aber zum Zocken gehört eben auch das Verlieren, sonst wäre es ja kein Zocken. Für 250.000 Euro hätte Gerling wissen müssen, nach welchem Verb man im aktuellen Rechtschreibduden vergeblich sucht: liken, tindern, youtuben oder facebooken.

Der Radiomoderator tippt auf facebooken, auch weil ihm der Publikumsjoker dazu rät. Richtig war aber youtuben und so stürzt der Münchener von 125.000 Euro auf 1.000 Euro ab. 124.000 Euro futsch in nur ein paar Sekunden – das ist eben Zocken.

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