Wenn der "ZDF-Fernsehgarten" "hoch hinaus" will, dann nicht, weil man in Mainz die Ansprüche erhöht hat, sondern weil das eben das Motto für diesen Sonntagnachmittag ist. Das klappt auch ganz gut, doch so langsam stimmt Kiewel sich und ihre Zuschauer auf den Winterschlaf der Show ein. Die Temperaturen helfen ihr dabei.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Einfach so kochen ist nicht", verspricht Andrea Kiewel sich, den Zuschauern und TV-Koch Mario Kotaska wenige Sekunden vor Start der jüngsten "ZDF-Fernsehgarten"-Ausgabe am Sonntagmittag. Kotaska bestätigt und verrät: "Heute geht es hoch hinaus". Diese Vorab-Plauderei kommt natürlich nicht von ungefähr, sondern soll den Zuschauer auf das Motto des Nachmittags einstimmen und wer trotzdem noch im Dunkeln tappt, für den hat der Off-Sprecher noch einen Hinweis, als er den "Fernsehgarten" eröffnet: "Wie immer mit der hohen Kunst der leichten Unterhaltung."

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"Hoch hinaus" ist also diesmal das Motto des "Fernsehgartens" – falls man keine Lust hat, es sich aus diesen Andeutungen zusammenzuklauben – und ähnlich wie das Motto der vorherigen Ausgabe, "Flohmarkt", kann sich hier so ziemlich alles dahinter verbergen. Kiewels Einstieg in das Thema fällt aber doch recht eindeutig aus, als sie Bilder eines Weltraumteleskops zeigt. Ähnlich höhenoffensichtlich ist der zweite Programmpunkt, den Kiewel ja bereits mit Mario Kotaska angerissen hat.

"Heute geht es hoch hinaus", meinte Kotaska nämlich tatsächlich wörtlich, denn für den obligatorischen Koch-Part im "Fernsehgarten" hat sich die Redaktion etwas Ungewöhnliches einfallen lassen: Eine Art Bierbike mit integrierter Küche wird zusammen mit 20 Freiwilligen und Kotaska 50 Meter in die Höhe gezogen, wo der TV-Koch dann ein Drei-Gänge-Menü zubereitet. "Eine Monster-Challenge, aber ich freu mich drauf", verrät Kotaska seine Gefühlslage.

Der "ZDF-Fernsehgarten": Kochen in 50 Meter Höhe

Und Kotaska scheint zu Recht voller Vorfreude zu sein, denn immer, wenn Kiewel nach oben schaltet, herrscht dort ausgelassene Stimmung, allen Hindernissen zum Trotz. "Die schwerste Challenge, die Suppe in diese Suppenbowl zu kriegen, ist geschafft", meldet Kotaska angesichts der Höhenwinde zum ersten Mal Vollzug. "Höhen"-Motto also vorbildlich umgesetzt, kann man festhalten, bei den anderen Programmpunkten braucht der Zuschauer ein bisschen mehr Fantasie.

"Einen Hochgenuss" verspricht Kiewel, als sie Riccardo Simonetti ankündigt. Das Medien-Multitalent ist eingeladen, um ein bisschen Werbung für seine neue ZDFneo-Show "Glow up" zu machen und hat dafür drei Make-up-Künstler mitgebracht, die sich selbst zum Thema "Höhe" schminken. Das erfüllt nicht nur die Motto-Kriterien, sondern sieht am Ende auch beeindruckend aus. Oder wie es Simonetti formuliert: "Nennen wir es Kunst."

Und was ist mit der Musik? Da muss sich Kiewel ein bisschen mehr anstrengen, um das Höhen-Motto irgendwie einzuhalten und sie versucht es mit Wortspielen: "Mit jeder Menge Gipfelstürmern der internationalen Charts", kündigt Kiewel ihre Gäste im Allgemeinen und die Kölner Band Brings mit einem "höher hinaus kann man stimmungsmässig gar nicht starten" im Speziellen an.

Andrea Kiewel: "Ehrlicherweise ist es der erste Wintergarten dieser Saison"

Im Laufe des Nachmittags scheinen Kiewel die "Höhen"-Wortspiele bei ihren Ankündigungen aber ein bisschen flöten zu gehen, nur noch ab und zu macht sie sich ein bisschen Mühe, das Thema beizubehalten: "Dass das Leben Hochs und Tiefs hat, wissen wir alle", findet Kiewel ihre "hoch hinaus"-Wortspiel-Laune wieder, als sie Mike Leon Grosch mit seinem Lied "Meine Wahl" ankündigt. Bei einem Trampolin-Dunking-Weltrekord kommt ihr das Thema "Höhe" dann sogar selbst entgegen gesprungen.

Beim obligatorischen Zuschauerspielchen muss die "Fernsehgarten"-Redaktion dann aber selbst springen, wenn auch nicht hoch. Denn zwei Zuschauer müssen für einen Zwei-Personen-Gutschein für einen Klettergarten Pokerchips und Gummistiefel zu kleinen Türmchen stapeln, was das Motto gerade so erfüllt. Bei einer Rhythmischen-Sportgymnastik-Darbietung und Auftritten von Eloy de Jong, Joana Zimmer, Daniele Puccia oder Malcolm Baez fällt das Motto hingegen einfach aus. Man muss ja auch nichts herbeireden, wo nichts ist.

Aber die jüngste Ausgabe des "Fernsehgartens" hat auch noch ein zweites, inoffizielles Motto: frieren. Denn inzwischen ist es Herbst geworden und so steht Kiewel nun im pinken Übergangsmantel statt im Sommerkleid auf der Bühne: "Ehrlicherweise ist es der erste Wintergarten dieser Saison", urteilt Kiewel dementsprechend über diese vorletzte Ausgabe des "Fernsehgartens".

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Lediglich Riccardo Simonetti will die sinkenden Temperaturen nicht wahrhaben und reisst sich plötzlich sein ebenfalls pinkfarbenes Hemd auf und präsentiert sein noch pinkfarbeneres Schmetterlingstop, das er darunter trägt. Der "Fernsehgarten" stehe für ihn für Sonnenschein, erklärt Simonetti seine Freude am Ärmellosen, die er bis zum Schluss der Show für die Zuschauer beibehält: "Im Fernsehen sieht das jetzt warm aus", erklärt Simonetti seinen Einsatz und hält auch stand, als ihn Kiewel daran erinnert: "Es sind elf Grad!"

Ja, so langsam darf man sich auf dem Lerchenberg auf den "Fernsehgarten"-Winterschlaf vorbereiten. In der kommenden Woche wird dann noch einmal ein letztes Sommer-Gefühl aus dem Ärmel geschüttelt, ehe es in die Pause geht. Für diesen Sonntag hat man es aber noch einmal geschafft, einen "Fernsehgarten" zu produzieren, der zwar nicht immer "die hohe Kunst der leichten Unterhaltung" war, sondern weitestgehend "Fernsehgarten"-Standard, aber das macht ja nichts. "Fernsehgarten"-Fans dürften sich trotzdem gut unterhalten gefühlt haben.

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