Nach den durchaus erfrischenden Störaktionen von "Die Partei" in der vergangenen Woche hoffte man dennoch wieder auf Andrea Kiewel selbst als primären Störfaktor im "ZDF-Fernsehgarten", der sich in den Hamburger Hafen verpflanzt hat. Und "Kiwi" zeigte sich diesbezüglich tatsächlich wieder sehr ambitioniert.
12:00 Uhr: Die Gallionsfigur des "ZDF-Fernsehgarten", die Kiewel Andrea, betritt die Bühne am Hafen der Hansestadt Hamburg. Eine erste grosse und sehr gute Störaktion. "Was haben der tolle Fischmarkt und der Fernsehgarten gemeinsam? Es gibt uns nur am Sonntag", sagt die "Kiwi". Sehr super, der Vergleichsgag! Er sei auch immer ein bisschen durchgeknallt, ihr Fernsehgarten, sagt sie. Auf jeden Fall, eigentlich ist er ja auch total Avantgarde.
12:03 Uhr: Der Christensen Alex strömt mit "The Berlin Orchestra" die Bühne. Die Zuschauer auf den Holztischen vor der Bühne rutschen völlig crazy mit ihren Popos auf den Holzbänken hin und her. "Ganz schön modern, diese Musik", werden sich viele gedacht haben. Apropos: Der Christensen Alex hatte 2007 mit "Du hast den schönsten Arsch der Welt" seinen einzigen Nummer-1-Hit. Dass der Haarknödel vom Christensen Alex nur mehr die Grösse einer Murmel hat, stört auch ein bisschen. Er könnte langsam andenken, auf den Mikrobommel zu verzichten. Aber das sind nur Oberflächlichkeiten natürlich. Im Grunde kommt’s ja auf den Charakter an.
Wo ist der Lümmel?
12:07 Uhr: Der Gosejohann Simon, der Komiker, assistiert in dieser Ausgabe der Kiewel Andrea. Er stellt uns dabei in kurzen Beiträgen Hamburg vor, was wirklich sehr nett von ihm ist. Dass er heute seinen riesigen Dildo-Lümmel nicht in der Hose hat, ist irgendwie schade, weil es die Sendung zwar vielleicht nicht extrem gestört, aber ihr vielleicht doch einen neuen und begrüssenswerten Spin gegeben hätte. Eventuell kommt ja noch einer von "Die Partei" mit einem Lümmel. Wobei: Ganz uneklig wäre das auch nicht.
12:15 Uhr: Das Duo "Goldmeiste" schickt den "Fettes Brot"-Hit "Jein" ins Land des Swings, was doch relativ ermüdend ist. Auch die Leute auf den Holzbänken, die "Fettes Brot" gar nicht zu kennen scheinen, zeigen sich temperamentlos. Bei der Textzeile "Und das ist auch der Grund, warum ich mich vom Schicksal gefickt fühle" sind viele total schockiert, was eines deutlich macht: Es ist schon ganz gut, dass der Gosejohann Simon ohne Dildo-Lümmel in der Hose gekommen ist. "Ich find das mega, mega, mega!", sagt die
12:20 Uhr: "Wenn ich die jetzt alle anlecke, kann ich die alle selber essen?", fragt die vor einem Korb Hamburger Franzbrötchen stehende "Kiwi" den Hümbs Christian, Konditor und Macher der Brötchen. Das ist natürlich extrem verstörend. "Ich mach auch noch ein Buch. Erscheinungsdatum, wie der Zufall es will, ist morgen", lenkt der Hümbs Christian, der wegen des Anleckens nicht anecken will, ab. Wie sein Buch heisst, sagt er nicht. "Meine Franzbrötchen und ich" vielleicht? Oder "Die unerträgliche Leichtigkeit des Franzbrötchens"? "Die schönsten Franzbrötchen-Sagen"?
Hat "Die Partei" den Konditor geschickt?
12:30 Uhr: Der Hümbs Christian gesteht dann auch noch, dass er einen "fürchterlichen Musikgeschmack" habe und ein riesiger Fan von
12:40 Uhr: Die "Kiwi" Andrea spricht schon seit zehn Minuten mit der Hollunder Lilli.
12:42 Uhr: Die Band "Fury in the Slaughterhouse", die eigentlich bei "Live aus dem Schlachthof" auftreten sollte, hat sich extrem verfahren und ist dann auch noch irrtümlich in den Hamburger "Fernsehgarten" abgebogen, wo sie jetzt einfach zu spielen begonnen hat, was ebenso angenehm störend ist. Sie sind ziemlich sicher nicht von "Die Partei", wenngleich man natürlich nie völlig ausschliessen kann, dass "Die Partei" ein Derivat von "Fury in the Slaughterhouse" ist. Splittergruppen sind ja oft noch viel extremer.
12:49 Uhr: Die Kiewel Andrea, deren weisse Hose den deutschen Weitenrekord um acht Zentimeter übertroffen hat, labert Sinnbefreites ohne Punkt und Komma und singt danach ganz laut irgendwas mit "pissen". Ein Drittel der gelangweilten Leute an den Holztischen spielt jetzt "Schnick, Schnack, Schnuck".
"Der goldene Reiter" als Amish-Mann
12:55 Uhr: "Finn & Jonas" stehen zu viert auf der Bühne. Schon klar, dass das jetzt ein bisschen verwirrend anmutet, weil nach Adam Ries ja ein Finn, wenn man einen Jonas dazu addiert, ja an sich irgendwas mit zwei ergibt, aber es stehen wirklich vier Personen auf der Bühne, was auch ganz sicher keinem Fehler in der Optik geschuldet ist. Die "Kiwi" klärt die Situation am Ende des Auftritts auch nicht auf und lässt uns alle dumm sterben. An den Holztischen spielen jetzt schon zirka zwei Drittel "Schnick, Schnack, Schnuck". Ein paar Zuseher blicken kopfschüttelnd Richtung Bühne und rechnen mit ihren Fingern nach. Auch sie scheinen zu keinem guten Ergebnis zu kommen.
13:02 Uhr: Geilo, der Witt Joachim, der goldene Reiter, steht nun auf der Bühne, die übrigens einem Carport gleicht. Warum der Witt Joachim seinen neuen Song "Propaganda" als Amish-Mann verkleidet singt, erschliesst sich einem nicht. Da kannst du 300 Mal "Witt" und "Joachim" und "Amish" in die Google-Maschine eingeben und das "+"-Zeichen an allen möglichen Stellen setzen. Nix, nada, nothing! Möglich, dass er gestern "Der einzige Zeuge" mit dem Ford Harrison gesehen und sich dann kurzerhand entschlossen hat. Ein unter dem Carport singender Amish-Mann also. Eh geil eigentlich. Stört aber leider nicht sonderlich.
13.17 Uhr: Die Kiewel Andrea singt für den Pförtner Julian, der 2022 im Team vom Maffay Peter bei "The Voice of Germany" Zweiter wurde, ein Geburtstagsständchen. Kurz bevor sie den Mund aufgemacht hat, wäre eine entschärfende Störaktion von "Die Partei", die sich eigentlich für heute angekündigt hat, bis dato aber sowas von auslässt, echt notwendig gewesen, weil das Geburtstagsständchen einfach schon zu störend war. Das fällt schon in die Kategorie "abartig". Den Pförtner Julian hätte man ja während der Nacktpolonäse oder weiss der Teufel, was die Satiretruppe so alles im Programm hat, kurz mal ein bis zwei Sekunden einblenden können. Der braucht die Werbung.
"Kiwi" wird zur echten Belastung
13:40 Uhr: Anastacia schlurft unter das Carport und labert über ihr neues Album, für das sie deutsche Hits von etwa den "Toten Hosen", "Tokio Hotel", "Silbermond" und dem Maffay Peter aufgenommen hat. Sie trällert nun "Now or never", die englische Version von "An diesen Tagen" vom Oerding Johannes. Das ist mehr belanglos als störend und fällt leider auch niemanden wirklich zur Last. Da kommt die "Kiwi" gerade recht: "I love you so much", sagt sie zur US-Röhre. Wow, das war eigentlich schon wieder sehr belastend.
13:48 Uhr: Es beginnt stark zu regnen! Vielen Dank an "Die Partei". Endlich und Hut ab! Sehr, sehr kreativ, aber sicher ganz schön aufwendig. Die Kiewel Andrea, der es ein wenig ins Sprachzentrum geregnet hat, sagt "Meat Love" und meint den 2022 verstorbenen Sänger Meat Loaf.
14:05 Uhr: "Klaus und Klaus", die es angeblich in zwei Formationen gibt, was auch immer das heisst, singen mit "An der Nordseeküste" den laut Kiewel Andrea "Song aller Songs". "Das ist der falsche Klaus von Klaus", schreibt ein Klaus in den Sozialen Medien, was einer Aufklärung nicht wahnsinnig zuträglich ist. Dem Titel "An der Nordseeküste" wird im Insert noch ein "Rockversion" in Klammern angehängt, damit wir bei den Stromgitarren nicht zu extrem erschrecken.
14:10 Uhr: "Der schlechteste Fernsehgarten ever", resümiert ein Twitter-User nach "Kiwis" Verabschiedung, womit er vielleicht nicht ganz unrecht hat, wenngleich das Gros der restlichen weit über 600 Episoden wirklich nur einen Tick weniger schlecht war. Verlässlichkeit und Konstanz sind schon zwei der Stärken dieses Format.
Andrea Kiewel tritt im "Fernsehgarten“ ordentlich ins Fettnäpfchen
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