In der vergangenen Woche richtete Jan Böhmermann die Scheinwerfer seines "ZDF Magazin Royale" auf Österreich und den dortigen Höhenflug der rechten FPÖ um Herbert Kickl. An diesem Freitagabend blieb Böhmermann dem Thema Rechtsextremismus treu, nur Land und Leute änderten sich. Diesmal im Mittelpunkt: die krude und deutschlandfeindliche Gedankenwelt von AfD-Mann Maximilian Krah.
Knapp 31 Prozent in den Umfragen – wer gedacht hätte, die FPÖ sei nach den Skandalen in den vergangenen Jahren, insbesondere nach der Ibiza-Affäre, für längere Zeit beschädigt, der sieht sich dieser Tage getäuscht. Für
Nun ist es immer schwierig, Länder miteinander zu vergleichen, aber manchmal eben auch notwendig. Weil der Aufstieg der Neuen Rechten kein österreichisches Phänomen ist, hauptsächlich, da die Vernetzung österreichischer Rechtsextremer mit Gleichgesinnten in Europa längst bekannt ist. Umso mehr noch, als publik wurde, dass der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner seine rassistischen Vertreibungsfantasien beim Treffen in Potsdam auch im Beisein von AfD-Mitgliedern ausbreitete.
Daher ist es nur schlüssig, dass Böhmermann jetzt einmal guckt, wie es denn in Deutschland aussieht: "Letzte Woche ging es um österreichische Nazis hier im 'ZDF Magazin Royale'", rekapituliert Böhmermann am Freitagabend in der neuesten Ausgabe seiner Show und erklärt dann seinen Plan: "Aber so eine politisch aufregende Sendung – das können wir nicht jede Woche machen. Darum geht es heute im 'ZDF Magazin Royale' um deutsche Nazis.“
Maximilian Krah: Jugendliche für den Rechtsextremismus gewinnen
Mit Maximilian Krah, Europaabgeordneter für die AfD, hat Jan Böhmermann dabei einen Protagonisten für diese Ausgabe gefunden, aber genau deshalb darf man, noch bevor Böhmermann inhaltlich wird, fragen, ob da wirklich etwas Neues herauskommen wird. Die Fakten über die FPÖ und ihren rechten Chef
Aber: Nur weil etwas bereits bekannt ist, heisst es nicht, dass es nicht brandgefährlich ist und nur weil etwas bekannt brandgefährlich ist, heisst es nicht, dass man nicht immer wieder davor warnen muss. Doch abgesehen davon findet Böhmermann noch einen anderen Dreh, warum Maximilian Krah es in diese Folge geschafft hat. "Der hat erstaunlich viel Reichweite bei TikTok für einen bald 60-Jährigen", erklärt Böhmermann über Krahs Social-Media-Aktivitäten und untermauert das mit Zahlen über die Reichweite der verschiedenen Parteien.
Warum Krah und seine AfD bei TikTok so viel investieren, um Kinder und Jugendliche mit ihrem Gedankengut zu erreichen, hat laut Böhmermann folgenden Grund: "Weil dieses Jahr in Deutschland bei der Europawahl zum ersten Mal auch 16-Jährige wählen dürfen." Und so versucht Krah genau diese 16-Jährigen via TikTok für die Jugendorganisation seiner Partei zu gewinnen. Wohlgemerkt eine Jugendorganisation, die der Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextrem" einstuft.
Warum flog Maximilian Krah nach China?
Und wie wirbt Krah nun für seine rechtsextreme Jugendorganisation? Zum Beispiel so, wie Böhmermann zeigt: "Echte Männer sind rechts. Echte Männer haben Ideale. Echte Männer sind Patrioten. Dann klappt’s auch mit der Freundin." Nun könnte man angesichts dieser intellektuellen Glanzleistung beruhigt sein, doch offenbar gibt es junge Menschen, die auf so etwas anspringen und das sei laut "Zeit Online" kein Zufall, wie Böhmermann zitiert: "Krahs Scocial-Media-Strategie ist sorgsam orchestriert – mit der Hilfe eines rechtsextremen Aktivisten […]." Dieser Aktivist sei Erik Ahrens "aus dem Umfeld der Identitären Bewegung."
Rechtsextreme helfen also Rechtsextremen in den Sattel, damit sie in die Parlamente galoppieren können. Aber was haben sie dann dort vor? Auch das zeigt Böhmermann und es ist ein wirres Sammelsurium an Gedanken, Taten und Forderungen: So sollten laut Krah die ach so verschmähten in Deutschland lebenden Türken die AfD wählen, weil diese mit ihrer Anti-Migrationshaltung dafür sorge, dass keine weiteren Migranten sie aus ihren Arbeitsplätzen drängen. "Die AfD braucht die Leute, die sie eigentlich nicht in Deutschland will, um gewählt zu werden. Klingt unlogisch, aber das stört Rassisten natürlich nicht", meint Böhmermann dazu.
Ähnlich laufe es mit der Forderung, das EU-Parlament abzuschaffen und die EU durch einen "Bund europäischer Nationen" zu ersetzen. Gleichzeitig würde Krah Autokraten wie Viktor Orbán "den roten Teppich ausrollen". Ausserdem sei Krah 2019 nach China gereist. "Bezahlt wurde der Trip demnach vom staatlich gelenkten Technologiekonzern Huawei, der ebenfalls staatlichen China National Petroleum Corporation (CNPC) und mehreren Stadtverwaltungen", zitiert Böhmermann "t-online.de". Aber was war der Grund für Krahs China-Reise?
Die deutschlandfeindliche Gedankenwelt von Maximilian Krah
"Maximilian Krah selbst soll nach der Reise an die AfD-Bundestagsfraktion herangetreten sein, um weitere Anträge gegen die Beteiligung von Huawei beim 5G-Netzausbau zu verhindern", zitiert Böhmermann erneut "t-online.de". "Hat Krah etwa versucht, die sehr deutsche Politik seiner sehr deutschen Partei sehr im Interesse Chinas zu beeinflussen?", fragt Böhmermann. Damit nicht genug: "Krah pflegt offenbar enge Kontakte zu russischen Hardlinern, die den Krieg in der Ukraine befeuern und mit Sanktionen belegt sind", zitiert Böhmermann diesmal den "Spiegel".
Krah, so sieht es bereits jetzt nach Böhmermanns Darstellung aus, hat ein Faible für Rechtsextremismus, Autokraten, Diktatoren, Kriegstreiber, kurz für die Feinde Deutschlands und Krah unterstützt diese These unter anderem mit Tweets auf X: "Das ist der Feind, nicht Russland!", ist dort von Krah etwa über die Sexualaufklärung von Kindern der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu lesen.
Reichlich wirr, diese Gedankenwelt von Krah und von aussen betrachtet auch reichlich inkonsistent. Aber leider auch reichlich gefährlich, wenn man nach Österreich blickt und sieht, in welche Richtung das Ganze gerade geht. Oder wie es Böhmermann am Freitagabend formuliert: "Das Bekämpfen von Rechtsextremisten und Demokratiefeinden kriegen wir in Deutschland genauso schlecht hin wie in Österreich."
Die Regierung kann man auch kritisieren, ohne Faschisten zu wählen
In der Tat kann man angesichts der Umfragewerte der AfD inzwischen kaum mehr von Protestwahlen sprechen, schliesslich kann man seinen Protest auch anders ausdrücken. Vielmehr muss man befürchten, dass die Partei gerade in den als gesichert rechtsextrem eingestuften Landesverbänden nicht gewählt wird, obwohl sie rechtsextrem ist, sondern weil sie es ist. Denn man muss mit der Politik der Regierung nicht einverstanden sein, aber man muss deshalb keine Faschisten wählen.
Ob die Verhältnisse in Deutschland so sind wie in Österreich, darüber kann man streiten. Darüber, dass es wichtig ist, Demokratiefeinden und Rassisten genau auf die Finger zu sehen, nicht. Daher sind Ausgaben des "ZDF Magazin Royale" wie an diesem Freitagabend wichtig und leisten das, was sie leisten können. Gleichzeitig ist aber das, was sie als Satire-Sendung nicht leisten können, genauso wichtig. Denn auch wenn in Deutschland wieder braune Suppen köcheln, wollen die meisten Menschen davon nichts essen und gehen zu Tausenden gegen Rechts auf die Strasse. Das gehört glücklicherweise auch dazu.
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