Wie es sich für ordentliches Storytelling gehört, knüpft die zweite Episode "Love Island VIP" genau dort an, wo Episode eins aufgehört hat. An das Ende der so genannten "Red Flag Night".
Während
Laut den Spielregeln gibt es traditionell regelmässig "Couple Nights", in denen die Teilnehmer sich zu Paaren zusammenfinden. Bei "Love Island", das kennt man aus den zahlreichen Editionen ohne "VIP"-Zusatz, hat man nämlich nur dann Überlebenschancen, wenn man Teil eines offiziellen Liebespaares ist. Der Trend zu so genannten Zweck-Couples ist daher traditionell gross. Genau wie die Empörung darüber. Kaum verwunderlich. Frauen und Männer werden in Zweck-Partnerschaften ohne Liebeshintergrund gedrängt, um in der Gesellschaft akzeptiert und nicht von ihr ausgeschlossen zu werden. Normalerweise hätte schon längst eine von
Das ist tragisch. Vor allem für
Yasin Mohamed: "Sie hat kein Mal versucht, mit mir zu quatschen!"
Tracy Candela übrigens müsste allen "Love Island" Fans ein Begriff sein, immerhin ist ihr Bruder Culcha Candela mit einem Song über sie ("Hamma") berühmt geworden. Den Rest des Abends wird aber wenig gesungen, sondern mehr philosophiert. Baggerkönig
Damit die offenbar unter stark eingeschränkt leistungsfähigen Kurzzeitgedächtnissen leidenden Rest-Islander nicht vergessen, wer die Red Flag Queen der Woche ist, muss Jill ab jetzt dauerhaft ein goldenes Stirnband mit allerlei roten Flaggen tragen. Nachdem sie vier Werbepausen lang versucht, ihr neues Trend-Accessoire stilecht in ihren Glamour-Look einzubauen, sieht sie am Ende ein bisschen aus wie
Jedes Mal, wenn RTL ZWEI eine "Love Island"-Kandidatin mit einer unter die Cancel Culture fallenden Zwangsverkleidung demütigt, kündigt irgendwo in einer Stadtverwaltung eine Gleichstellungsbeauftragte.
Marcellino: "Mache es wie ich, lies ein Buch!"
Jill hadert währenddessen noch immer mit ihrer neuen Pflichtuniform, dem Red Flag Stirnband. Sie selbst findet, sie sieht damit aus "wie ein Sumō-Ringer". Y-Chromosomenträger sehen das dagegen signifikant weniger dramatisch. Off-Sprecher-Legende und "Love Island"-Institution Simon Beeck erinnert sie an "Wonderwoman", Gigi sieht in ihr eine "Cleopatra". Beide Figuren werden in aktuellen Kinofilmen übrigens von Gal Gadot gespielt. Zufall? An dieser Stelle aber auch noch kurz etwas anderes: Was genau ruft bei Jill die Assoziation Sumō-Ringer hervor? Kennt jemand einen Sumō-Ringer mit Stirnband? Oder meint sie damit, dass sie jetzt aussieht, als hätte sie einen dieser fancy Lendenschütze um die Stirn gebunden? Aufklärende Zuschriften gerne an sumojill@marievdb.de.
Für alle, die zuletzt seltener "Misogynie" gegoogelt haben, bringt der Rest des Abends interessante Einblicke in die Gedankenwelt flirtbereiter Männer. Alle belagern Jill mit weniger oder noch weniger brauchbaren Ratschlägen, wie sie doch noch zum Couple-Erfolg kommen könnte. Wenn man so will, eine Art Rudelberatung. Der einleuchtenste Tipp kommt von Marcellino: "Hör auf dein Herz, oder mache es wie ich, lies ein Buch! Ein ganzes Buch! So einen Walzer!" Damit tänzelt sich Marcellino Kremers in ungeahnte Literatur-Sphären bei "Love Island". Denn wer kennt ihn nicht, den berühmten Belletristik-Bestseller Wiener Wälzer? Wenn er jetzt noch irgendwann den Foxtrott und den Tango durchliest, sind ihm die 10 Punkte von Literaturkritiker und Cheflektor Joachim Llambi beim RTL-Erfolgsformat "Let´s Read" nicht mehr zu nehmen. Übrigens: Marcellino Kremers. Was für ein Name. Vorne wie ein brasilianischer Fussballgott, hinten wie ein schmieriger Versicherungsvertreter aus Bottrop.
Als es endlich Zeit für die Bettruhe wird, entscheidet sich Melissa Damilia (war mal "Bachelorette"), nicht neben dem ihr aktuell zugeordneten Yasin (war mal beinahe mit Yeliz Koc zusammen) zu nächtigen. Damit erwischt sie Yasin kognitiv auf dem falschen Fuss: "Das lässt halt viel Spielraum in meinem Kopf, warum sie gegangen ist!" Und da sind sich sicher alle Beobachter des Liebesexperiments auf der Sonneninsel der Gefühlsduselei einig: Da ist reichlich Spielraum in Yasins Kopf. Zeitgleich freut sich Danilo über die Nacht neben Jill, weil er sie für eine "sehr schöne Bettnachbarin" hält. Einer der zentralen Konzeptionsanker bei "Love Island" ist, dass alle Kandidaten rund um die Uhr nur sehr spärlich und stets haarscharf an der FSK 18-Grenze bekleidet sind. So bleiben dem neutralen Beobachter auch die etwa 80.000 Stunden Tattoo-Studio-Aufenthalte nicht verborgen, die die Kandidaten auf ihren Körpern vereinigen. Das interessanteste Tattoo trägt ebenjener Danilo. Er hat das Wort "Risk" quer über der Brust, allerdings in einer so eigentümlichen Schriftart, dass man auf den ersten Blick immer "PISA" liest. Was eine überraschend selbstironische Message wäre.
Beim morgendlichen Frühstück erreicht das Themenportfolio der Liebes-Avenger direkt einen neuen Trivialitätshöhepunkt. Kollektive Einfallslosigkeit führt zur unvermeidlichen Überschreitung der Gedankenarmutsgrenze. Plötzlich tauscht man sich angeregt darüber auf, aus welcher Art Gefäss man seinen Kaffee am liebsten mag. Yasin-Verschmäherin Melissa verrät, sie "kann das nur aus einem Glas trinken, ich muss das immer sehen können", während Walzer-Leser Marcellino auch beim Coffee-To-Talk die Steintasse der Weisen im Repertoire hat: "Ich brauche so eine ... hier ... massiv ... so eine Steintasse!" Offenbar hat sein Literaturagent ihm die Nutzung der Vokabel "Porzellan" untersagt.
Gigi: "Ich war damals ein ekliger Mensch"
Weitestgehend kaffeefrei bleibt dann der anschliessende Annäherungsversuch von Gigi, der Yeliz mit gnadenloser Transparenz überzeugen möchte, nicht mehr der sexbesessene Beziehungszerstörer der Vergangenheit zu sein. Er gesteht ihr, seiner Ex-Freundin Dana Feist mit seiner Tätowiererin und einer Urlaubsbekanntschaft fremd gegangen zu sein und bemüht sich redlich, Reue zu zeigen: "Ich war damals ein ekliger Mensch, ich will nie wieder jemanden so traurig machen, den ich liebe und dafür entschuldige ich mich!" Dem Geläuterter-Gigi-Braten traut Yeliz nicht, lässt sich aber dennoch ansatzlos ganzkörperbestreicheln. Sofort wähnt sich Gigi in Heiratslaune: "Ich würde gerne ihre Tochter kennenlernen. Ich würde mit ihr spielen und Disney-Filme mit ihr gucken. "Herr der Löwen", sowas!" Fantastische Taktik. Hinterher noch die "König der Ringe"-Trilogie und den Klassiker "Bube, Dame, Herr, Gras". Sogar Yeliz Hörorgane sind für Gigi verehrungswürdig: "Ich liebe deine Elf-Ohren". Womit nicht die Anzahl und somit eine anatomische Auffälligkeit gemeint ist, sondern die Naturgeister.
Als besonderes Comedy-Highlight haben sich die Entwürdigungsspezialisten von RTL ZWEI zum Schluss noch einen besonderen Gag ausgedacht: Die Kandidaten treten im Girls gegen Boys Modus in einem Wissensquiz gegeneinander an, denn, so wird es in der Aufgabenstellung verlesen, "Intelligenz macht sexy". Das ist etwa so, als würde man Friedrich Merz zu einer Talkshow einladen, die den Titel "Bodenständigkeit macht nahbar" trägt.
Erwartungsgemäss gibt es dabei einige bizarre Einblicke in die bildungselitären Abgründe der anwesenden Ritter der sachkundigen Kenntnis-Koryphäen. Gigi beispielsweise glänzt mit der Feststellung: "Es gibt keine Nüsse in Afrika, Nüsse sind doch Gemüse!" Ein Satz, bei dem sich kurzfristig sogar Lukas Podolski wie ein Mathematiknobelpreisträger fühlen muss. Gigis Lernkurve ist offensichtlich eine Rolltreppe abwärts, denn auf die Frage "Welches Tier hat den grössten Penis" lautet seine Antwort "Dinosaurier"! Da Gigi gerade einen Lauf hat, beantwortet er die Frage, welche Berufsgruppe Diäten erhält und hinterher trotzdem mehr hat, mit "Die Grünen". In seiner Welt die einzig richtige Antwort: "Die reden doch immer über vegan und so!" Beinahe Gigi-Niveau erreicht aber auch Marcellino. Er vervollständigt das Sprichwort "Lieber den Spatz in der Hand ..." ganz knapp halbrichtig mit "... als im Kopf!" Am Ende holen sich die Girls relativ ungefährdet den Sieg und erspielen sich damit das Wahlrecht bei der abendlichen Paarungs-Zeremonie. Wie die ausgeht, erfahren wir aber erst in der dritten Episode. Danke für nichts, RTL ZWEI!
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