Diese Woche findet in Moutier im Kanton Bern eine der grössten Ausstellungen der Welt statt, die sich ausschliesslich den mikrotechnischen Produktionsmitteln SIAMS widmet. Ihr Direktor, Pierre-Yves Kohler, unterstreicht die unglaubliche Widerstandsfähigkeit der Schweizer Industriellen in einem schwierigen monetären Umfeld.

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Vom 17. bis 20. April präsentieren mehr als 450 Aussteller den rund 20'000 Besuchern aus über 40 Ländern ihre neuesten Innovationen im Zentrum des Jurabogens, dem Herzen der Schweizer Präzisionsindustrie.

Im Unterschied zu den grossen Uhrenmessen gibt es hier keinen Platz für Glitzer und Topmodels: Die wahren Stars sind die Maschinen und die neueste Technologie.

Und diese 16. Ausgabe von SIAMS scheint vielversprechend zu sein: Nach drei Jahren des Kampfes gegen den starken Franken können die Schweizer Industriellen endlich den Kopf über Wasser halten und wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken.

swissinfo.ch: Kann man sagen, dass SIAMS für die Mikrotechnik das ist, was Baselworld für die Uhrmacher?

Pierre-Yves Kohler: Nur was unsere Position als Leitmesse der Branche betrifft. Für alles andere gefällt mir der Vergleich mit Baselworld nicht wirklich. In Moutier setzen wir auf Geselligkeit und Entspannung, hier gibt es keinen Platz für bling-bling und überbietende Preise. Ein Beispiel: Der kleinste SIAMS-Stand ist in diesem Jahr 5m2 gross und dennoch sehr gut sichtbar.

swissinfo.ch: Die Ausstellung wurde von Wirtschaftsminister Johan Schneider-Ammann eröffnet. Wie wird seine Präsenz wahrgenommen, angesichts der Kritik vieler Unternehmer, die ihm vorwerfen, die Interessen des Schweizer Industriezentrums zu wenig zu vertreten?

P-Y.K.: Einige Industrielle machen Herrn Schneider-Ammann und dessen Departement tatsächlich für den mangelnden politischen Willen zur Verteidigung des Schweizer Industriestandorts verantwortlich. In der Schweiz erwarten die Unternehmer jedoch in der Regel nicht, dass der Staat etwas für sie tut. Ich habe den Eindruck, dass die Politik unter den Ausstellern der SIAMS in diesem Jahr kein Thema ist.

swissinfo.ch: In welchem Klima findet die 16. Ausgabe der SIAMS statt?

Pierre-Yves Kohler: Das Geschäft hat sich in allen Bereichen der Schweizer Industrie erholt, sei es in der Uhrenindustrie, der Mikrotechnik oder bei Werkzeugmaschinen. Die Unternehmer haben wieder Grund zum Lächeln, und dies ist in der sehr positiven Ambiance, die hier in Moutier herrscht, auch spürbar.

swissinfo.ch: Ist der starke Franken für die Schweizer Industrie drei Jahre nachdem die Schweizerische Nationalbank den Euro-Mindestkurs abgeschafft hat, nur noch eine ferne und schlechte Erinnerung?

P-Y.K.: Das können wir noch nicht bestätigen. Die Industrie hat sich gut behauptet, aber der starke Franken bleibt ein Problem für alle exportierenden Unternehmen. Sie kämpfen jeden Tag darum, die Kunden zu überzeugen, den Mehrwert ihrer Produkte zu bezahlen, die durch die hohen Produktionskosten in der Schweiz und die Stärke des Schweizer Frankens verteuert werden.

swissinfo.ch: Wie beurteilen Sie die Anpassungsfähigkeit der Schweizer Unternehmen an den starken Franken?

P-Y.K.: Ihre Reaktion war aussergewöhnlich. Trotz der Ohrfeige haben sie nicht aufgegeben: Im Gegenteil, sie haben ihre Effizienz und Produktivität gesteigert und neue Produkte und innovative Lösungen auf den Markt gebracht. Anstatt nur zu überleben, entwickelten sie sich in dieser kritischen Zeit weiter.

swissinfo.ch: Also sind die Aussichten für die Schweizer Industrie deshalb eher ermutigend?

P-Y.K.: Ja, aber jetzt ist nicht die Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Heute ist es möglich, Maschinen und Komponenten überall auf der Welt zu produzieren, oft zu einem viel besseren Preis als in der Schweiz. Was in Zukunft den Unterschied ausmacht, ist die Fähigkeit unserer Unternehmen, immer genauer und effizienter auf Kundenbedürfnisse zu reagieren.

swissinfo.ch: Automation, Digitalisierung, Industrie 4.0: Sind Schweizer Mikrotechnik-Unternehmen bereit für diese neuen Herausforderungen?

P-Y.K.: Trotz des Medienrummels um dieses Industriekonzept 4.0, gibt es grundsätzlich nichts Neues am Horizont. Seit über 15 Jahren nutzen Hersteller Software zur Überwachung der Produktion, Verwaltung oder Vernetzung ihrer Maschinen. Die verfügbaren Werkzeuge werden einfach immer ausgefeilter.

Übertragung aus dem Französischen: Peter Siegenthaler

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