- Fast 30 Jahre lang stand Jeff Bezos an der Spitze von Amazon.
- Nun übergibt er die Leitung an seinen Vertrauten Andy Jassy.
- Der trat bereits Ende der 90er in Erscheinung und zog Bezos bei einem Spiel ein Kayak-Paddel über den Kopf.
- Bisher führte Jassy die überaus erfolgreiche Sparte "Amazon Web Services".
Nach fast 30 Jahren an der Spitze gibt Amazon-Gründer
Den ersten bleibenden Eindruck bei Bezos hinterliess Jassy mit einem Kayak-Paddel. Es war 1997, Amazon war eine junge Firma von jungen Leuten und eine Besprechung endete mit einer Partie "Broomball" - ein an Hockey angelehntes Spiel aus Kanada, bei dem man einen Ball mit einer Art Besen führt - oder eben behelfsmässig mit einem Kayak-Paddel.
Der frisch eingestellte Jassy zog im Eifer des Gefechts seinem Chef eins über den Kopf. Die Episode, die Bezos-Biograf Brad Stone herauskramte, schadete der Karriere des heute 53-jährigen Jassy nicht im Geringsten.
Einige Jahre später bekam Jassy ein Angebot, das mit seinem nun bevorstehenden Aufstieg an die Amazon-Spitze besonders bedeutend erscheint.
Bezos macht Jassy zu seinem "Schatten"
Bezos machte ihn zu seinem ersten offiziellen "Schatten": Im Jahr 2003 schuf er die Rolle des "technischen Assistenten", der ihm zwei Jahre lang auf jede Reise und in jedes Meeting folgen und jedes Detail des CEO-Jobs kennenlernen sollte.
Bei Amazon kennt man den Posten vor allem als "Shadow". Jassy war der erste in einer inzwischen langen Reihe jener Bezos-Beschatter und verbrachte eineinhalb Jahre an seiner Seite. Danach war er bereit für eine grosse Aufgabe.
Jassy wurde damit betraut, auf Basis von Amazons hauseigener IT-Infrastruktur einen Dienstleister für externe Kunden aufzubauen. Die Überlegung war, die Ressourcen, die nur in Spitzenzeiten wie dem Weihnachtsgeschäft voll ausgelastet sind, rund ums Jahr einzusetzen.
Die Idee war umstritten. Amazons Geldgeber im Verwaltungsrat befürchteten ein Millionengrab. Jassy war zudem kein Techniker, sondern Absolvent der Harvard Business School. Seine Vision, Speicher und Rechenleistung kostengünstig übers Netz bereitzustellen, ging jedoch auf.
AWS wird unter Jassy zur Geldmaschine
Die von ihm geführte Sparte Amazon Web Services (AWS) liefert Cloud-Infrastruktur an unzählige Start-ups und grosse Unternehmen. Für Amazon wurde AWS zu einer Geldmaschine: Von 45 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2020 blieben 13 Milliarden Gewinn hängen.
AWS ist damit für gut ein Zehntel des Amazon-Umsatzes verantwortlich, aber für 60 Prozent des Gewinns. AWS beherrscht dabei ein Drittel des globalen Cloud-Marktes. Das ist mehr als die drei grössten Rivalen - Microsoft, Google und IBM - zusammen, berichtet die "Welt".
Trotz seines Werdegangs und seiner Nähe zu Bezos ist Jassy ausserhalb von Tech-Kreisen immer noch eher wenig bekannt. Die Menschen, die mit dem 53-Jährigen zusammengearbeitet haben, beschreiben ihn als einen aufrichtig netten Menschen, der dennoch hohe Erwartungen an seine Mitarbeiter stellt.
Ein ehemaliger leitender Angestellter soll gesagt haben: "Er hat ein enormes Vertrauen in sein Team, aber man muss auf höchstem Niveau für jedes Treffen mit ihm bereit sein. Er ist ein Hai, der einen Blutstropfen aus 100 Meilen Entfernung riecht, wenn man nicht vorbereitet ist."
Ein weiterer ehemaliger Mitarbeiter beschreibt ihn laut "businessinsider.de" als "bodenständig". Er scheue sich aber nicht, jeden zurechtzuweisen, der unvorbereitet in Meetings auftritt. "Er duldet keine Dummheiten", sagte Scott Chancellor, ein ehemaliger AWS-Direktor. "Leute, die in diesen Meetings nicht ihr Bestes geben, bekommen keine zweite Chance, zumindest nicht für lange Zeit."
Jassy trinkt zwölf Dosen Cola light pro Tag
Jassy, der einst bekannte, zwölf Dosen Cola light pro Tag zu trinken, hält auch seine politischen Ansichten nicht zurück. So begrüsste er bei Twitter die Gleichstellung sexueller Minderheiten durch das Oberste Gericht der USA und forderte Konsequenzen für den Tod der schwarzen Amerikanerin Breonna Taylor bei einem Polizeieinsatz.
Zuletzt wurde er in eine Klage der bei Unterstützern von Donald Trump beliebten Twitter-Alternative Parler hineingezogen, der AWS nach Gewaltaufrufen rund um den Sturm auf das Kapitol den Stecker zog. Kritisiert wurde Jassy dafür, dass Amazon Behörden die Gesichtserkennungs-Software Rekognition liefert - was er verteidigt.
Jassy ist seit 1997 mit Elana Caplan verheiratet, die Modedesignerin für die Firma Eddie Bauer war. Sie leben in Seattle mit ihren zwei Kindern. (lh)
Verwendete Quellen:
- dpa
- welt.de: "Andy Jassy – der neue Chef von Amazon"
- businessinsider.de: "'Ein Hai, der Blutstropfen riecht': So tickt der neue Amazon-Chef Andy Jassy"
- handelsblatt.com: "Neuer Amazon-Chef: Das ist Andy Jassy
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