Bahnstreik in Deutschland: Die Gespräche zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL sind gescheitert. Seit dieser Nacht bestreikt die GDL nun den Personenverkehr - am Dienstag war zunächst nur der Güterverkehr betroffen. Das Ende des Ausstands ist bisher offen - unser Liveticker hält Sie über die Geschehnisse auf dem Laufenden.
+++ Pro Bahn ruft Lokführer zum Streikbruch auf +++
+++ Bahn und GDL weiter in vertraulichen Gesprächen +++
+++ Im Fernverkehr fahren nur rund 30 Prozent der Züge +++
+++ Bahn stellt Ersatzfahrpläne zur Verfügung +++
+++ Informationen auch über die kostenlose Servicehotline 08000 99 66 33 +++
Mittwoch, 20.05.2015
+++ 19:57 Uhr +++ Mitten im Streik der Lokführer nimmt die Deutsche Bahn am Donnerstag (13:00 Uhr) "finale Verhandlungen" über einen neuen Tarifvertrag mit der zweiten Gewerkschaft in Angriff. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die in Konkurrenz steht zur kleineren Lokführergewerkschaft GDL, hat ebenfalls mit Arbeitskampf gedroht, falls die Gespräche in Berlin scheitern.
EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba forderte die Bahn auf, ihr Angebot aufzustocken. Der Konzern bietet bisher 4,7 Prozent mehr Lohn und eine Laufzeit von 29 Monaten. Die GDL will die von der EVG ausgehandelten Vorgaben für einzelne Berufsgruppen nicht für die eigenen Tarifverträge akzeptieren.
+++ 15:34 Uhr +++ Der Fahrgastverband Pro Bahn ruft die Lokführer der GDL zum Streikbruch auf. Pro-Bahn-Sprecher Gerd Aschoff sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus": "Es wäre besser, wenn die Lokführer der GDL-Führung die Gefolgschaft verweigern". Aschoff weiter: "Sie sollten sich ganz genau überlegen, ob sie noch länger an dem Ast sägen wollen, auf dem sie selber sitzen."
Laut Aschoff trifft der Streik langfristig diejenigen Bahnmitarbeiter, die nur dann einen sicheren Arbeitsplatz haben, wenn die Deutsche Bahn weiter genügend Aufträge bekommt. Aschoff: "Im Güterverkehr besteht die grosse Gefahr der Abwanderung zu privaten Bahngesellschaften und auf die Strasse. In jedem Fall benötigt dann die Deutsche Bahn weniger Lokführer. Im Personenverkehr könnten mehr Ausschreibungen der Länder gegen die Deutsche Bahn in Richtung private Bahngesellschaften laufen." Auch dann benötige die Deutsche Bahn weniger Lokführer. Dasselbe sei der Fall, "wenn Fahrgäste aus Verärgerung über die Streiks reihenweise ihre Monatskarten zurückgeben." Der GDL-Streik sei "nicht zu rechtfertigen", so der Sprecher des Fahrgastverbands.
Angela Merkel will sich beim Bahnstreik nicht einmischen
+++ 13:49 Uhr +++ Kanzlerin
+++ 13:03 Uhr +++ Die Bus-Sparte des Autobauers Daimler rechnet weiter mit einem deutlichen Wachstum auf dem Fernbus-Markt - zusätzlichen Schub lieferten dabei auch die Bahnstreiks. Allein beim mittlerweile neunten Ausstand der Lokführergewerkschaft GDL seien weitere 500.000 Kunden von der Bahn auf Fernbusse umgestiegen. "Während der Streiks hat die Branche bewiesen, dass sie eine zuverlässige Alternative ist", sagte der Deutschland-Vertriebschef der Daimler-Tochter Evobus, Axel Stokinger, am Mittwoch in München.
+++ 12:20 Uhr +++ Auf die Frage wie lange die GDL den Streik noch finanziell durchhalten kann, antwortet Weselsky ausweichend. Nur so viel: Man habe das Streikgeld für die Mitglieder von 75 Euro auf 100 Euro erhöht, um deren finanzielle Einbussen so weit wie möglich abzufedern. Einen tieferen Einblick in die Streikkasse GDL gewährt er nicht. Damit endet das Gespräch zugleich.
+++ 12:15 Uhr +++ Nun spricht Weselsky und geht auf die Frage ein, wann die GDL zu einer Schlichtung bereit sei. Weselsky wiederholt, dass es der GDL um die Wahrung der Grundrechte seiner Mitglieder geht. Das heisst: Nur wenn die Bahn anerkennt, dass die GDL dazu berechtigt ist, für ihre Mitglieder einen eigenen Tarifvertrag auszuhandeln, kann es zu einer Schlichtung kommen. Die Bahn argumentiert bisher, dass sie zwar dazu bereit ist, mit der GDL einen Tarifvertrag auszuhandeln. Allerdings solle es nicht zu konkurrierenden Tarifverträgen - einerseits mit der GDL, andererseits mit der grösseren Bahn-Gewerkschaft EVG - kommen.
+++ 12:00 Uhr +++ Das ursprünglich für 11:00 Uhr geplante N24-Gespräch mit DGL-Chef Claus Weselsky verzögert sich weiter. Sobald es losgeht, fassen wir hier die wichtigsten Aussagen zusammen.
+++ 11:20 Uhr +++ Offenbar fürchten zahlreiche Beschäftigte der Bahn um ihren Arbeitsplatz. Das sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Jens Schwarz. Er appellierte an das Unternehmen und an die Gewerkschaften GDL und EVG, sich schnell zu einigen. Der Konzernbetriebsrat vertritt die Interessen von rund 200.000 Bahn-Mitarbeitern. Mit jedem Streiktag wachse die Belastung für die Kollegen, die sich nicht im Arbeitskampf befänden, aber dessen Auswirkungen abfedern müssten, sagte Schwarz. Die Bahn verliere nach seiner Einschätzung wegen des Streiks rund 100 Millionen Euro Umsatz pro Tag.
+++ 11:12 Uhr +++ Der aktuelle Arbeitskampf zieht sich nun schon seit über neun Monaten hin - und die GDL hat zu immer längeren aufgerufen. Hier noch einmal der Überblick zu den einzelnen Streikaktionen:
+++ 11:05 Uhr +++ Wer an Pfingsten mit der Bahn verreisen wollte, sollte sich baldmöglichst um eine Alternative kümmern. So sind zum Beispiel schon zahlreiche Strecken mit dem Bus ausverkauft. Doch es gibt auch andere Alternativen. Hier haben wir Ihnen einige zusammengestellt:
+++ 10:38 Uhr +++ Das Statement von Weselsky bei N24 verzögert sich - bis etwa 11:00 Uhr. Bis dahin können Sie hier nochmal die Gründe für den aktuellen Streik hier nachlesen:
+++ 10:12 Uhr +++ Um 10:30 Uhr spricht GDL-Chef Claus Weselsky auf N24 zum aktuellen Streik. Wir sind gespannt, was er sagen wird - und halten Sie an dieser Stelle natürlich auf dem Laufenden.
+++ 10:00 Uhr +++ Die meisten Züge stehen still. Das führt zu überfüllten Rangierbahnhöfen:
+++ 09:49 Uhr +++ Noch immer gibt es keine Bewegung in dem Tarifkonflikt. Stauss nannte den Streik "unbefristet", weil de facto weder die Bahn noch die Kunden wüssten, wann er denn enden soll. Die GDL hatte angekündigt, das Ende des Ausstands erst zwei Tage zuvor anzukündigen. Laut Stauss fanden den gesamten gestrigen Tag vertrauliche Gespräche zwischen Bahn und GDL statt. Eine Einigung auf eine Schlichtung gab es nicht. Im Lauf des Tages sollen die Gespräche zwischen der Bahn und der GDL fortgesetzt werden.
+++ 09:39 Uhr +++ Stauss zufolge zeige sich die Bahn zudem kulant. Demnach würden Fahrkarten kostenlos erstattet werden. Auch mögliche Zugbindungen entfallen, wenn der Zug denn ausfällt. Welche Rechte Bahnkunden während des Streiks haben, sehen Sie in dieser Grafik:
+++ 09:36 Uhr +++ Zudem erklärte Stauss wie sich Bahnkunden über den Ersatzplan informieren können. Das geht entweder im Internet (hier) oder telefonisch unter der kostenlosen Servicenummer 08000 99 66 33. Generell gelte, dass der Ersatzfahrplan im Fernverkehr zwei Tage vorher veröffentlicht wird, im Nahverkehr einen Tag vorher. "Auf diesen Fahrplan kann man sich verlassen", sagte Stauss.
+++ 09:30 Uhr +++ Bahn-Sprecher Achim Stauss hat bei einer Pressekonferenz über die aktuelle Lage im Bahnverkehr gesprochen. Demnach fahren im Fernverkehr etwa 30 Prozent der Züge, auf der Ost-West-Achse von Berlin ins Ruhrgebiet sogar wie gewohnt im Stundentakt. Im Regional- und Nahverkehr fahren im Westen rund 50 bis 60 Prozent der Züge, im Osten und in Berlin hingegen nur 15 bis 20 Prozent. Die regionalen Unterschiede kommen unter anderem daher, dass die Bahn im Westen auf zahlreiche verbeamtete Mitarbeiter zurückgreifen können, die nicht streiken dürfen. Im Güterverkehr sollen rund zwei Drittel aller Züge fahren. Welche Züge fahren, sehen Sie in einer Grafik weiter unten.
+++ 09:00 Uhr +++ Auch die Industrie reagiert bestürzt auf den Streik. Aus Sicht des Arbeitgeberverbands BDA erschüttert der Arbeitskampf das Vertrauen der Tarifpartner und gefährdet die Zusammenarbeit in künftigen Tarifrunden. "Das Verhalten der GDL ist ein Anschlag auf die Tarifautonomie in Deutschland", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, am Mittwoch laut einer Mitteilung. Bei ihrem Ausstand gehe es der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vorrangig um Machtinteressen - nicht um das Erzielen eines Tarifkompromisses.
+++ 08:41 Uhr +++ Auf den Bahnhöfen Deutschlands wächst die Ungeduld. Viele Reisende sind verärgert über die neuerlichen Ausfälle und geben sowohl der Bahn, als auch den Lokführern die Schuld. Einige Stimmen hören und sehen Sie im folgenden Video.
+++ 08:18 Uhr +++ Falls Sie sich fragen, ob ihr Zug fährt oder nicht, hilft Ihnen vielleicht folgende Grafik weiter. Sie gibt einen Überblick über die Frequenz der Verbindungen auf den wichtigsten Strecken der Republik.
+++ 08:10 Uhr: +++ Gespannt blicken wir nach Berlin, wo Bahn-Sprecher Achim Stauss eine Stellungnahme zur Lage auf den Schienen angekündigt hat. Um 9:30 Uhr geht es los, wir versorgen Sie natürlich mit den wichtigsten Aussagen.
+++ 07:50 Uhr +++ Reisende machen via Twitter ihrem Ärger über den Streik im Morgenverkehr Luft.
+++ 07:30 Uhr +++ Besonders eingeschränkt ist der Zugverkehr in den östlichen Bundesländern. In Berlin fährt etwas weniger als die Hälfte der S-Bahnen im 20-Minuten-Takt, das gilt auch für Hamburg. In Stuttgart verkehren auf den meisten Linien Langzüge im Stundentakt. In Bayern fährt im S-Bahn- und Regionalverkehr jeder zweite Zug. In NRW sind die Langläuferlinien der S-Bahn im Stundentakt unterwegs. Viele streikbedingt ausgefallene Züge werden durch DB-Busse ersetzt.
+++ 07:18 Uhr +++ Über Pfingsten wird sich das Verkehrschaos wohl verschlimmern. Wer auf Reisen geht, sollte viel Geduld mitbringen. Laut eines Berichts der "Welt" liegt das an der Baustellenplanung der Bahn, die kaum zu einer anderen Zeit so viele Baustellen aufmacht. Zusätzlich steigt auf den Strassen über das verlängerte Wochenende die Staugefahr. Wer von der Bahn auf andere Verkehrsmittel umsteigen will, braucht gute Nerven. Die Plätze in den Fernbussen werden knapp, auch der Andrang bei Mietwagenfirmen ist gross. Für viele, die sich für Pfingsten jetzt noch ein Mietauto leihen wollen, könnte es schon zu spät sein.
+++ 07:11 Uhr +++ Der Vorsitzende des Dachverbands dbb-Beamtenbund, Klaus Dauderstädt, verteidigte den Streik. "Wir stehen hinter den Zielen der GDL", sagte er der "Nordwest-Zeitung". "Wenn man am Verhandlungstisch nicht weiterkommt, gehören immer zwei Seiten dazu." Die Deutsche Bahn AG habe nicht genug dafür getan, schnell zu einer Einigung zu kommen.
+++ 07:05 Uhr +++ Wie geht es jetzt weiter? Gibt es berechtigte Hoffnung auf ein rasches Ende des Streiks? Über einen Vermittlungsversuch zwischen beiden Parteien gab es zunächst keine näheren Informationen. Bahn und GDL loteten bei einem Treffen in Frankfurt die rechtlichen Bedingungen einer möglichen Schlichtung aus. Als unabhängige Instanz nahm der frühere Bundesarbeitsrichter Klaus Bepler teil. "Es ist Vertraulichkeit verabredet worden", sagte eine Bahn-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Die Gespräche sollten "kurzfristig fortgesetzt" werden.
+++ 06:50 Uhr +++ Für Millionen Bahnfahrgäste bedeutet der Arbeitskampf starke Einschränkungen. So werden voraussichtlich etwa zwei Drittel der Fernzüge ausfallen und je nach Region 40 bis 85 Prozent der Nahverkehrszüge. Auch die S-Bahnen sind vom Streik betroffen. Die Bahn hat Ersatzfahrpläne für den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr veröffentlicht. Sie sind nach Angaben der Bahn verlässlich. Zusätzlich zur allgemeinen Servicenummer unter 0180 6 99 66 33 (20ct/Anruf aus dem Festnetz, Tarife bei Mobilfunk max. 60ct/Anruf) hat die Bahn eine kostenlose Servicenummer unter 08000 99 66 33 geschaltet. Ausserdem finden Sie Infos über noch verkehrende Züge und S-Bahnen bei der Live-Auskunft der Deutschen Bahn.
+++ 06:30 Uhr +++ Die Lokführer-Gewerkschaft GDL bekommt für die am Dienstag begonnenen Streiks erstmals keine finanzielle Unterstützung des Deutschen Beamtenbundes (DBB) mehr. Laut eines Berichts der "Bild"-Zeitung hat die GDL keinen Antrag auf Auszahlung von Streikgeldern gestellt. Der DBB-Vorstand hat den Ausstand zuletzt mehrmals kritisiert und den Antrag dieses Mal offenbar abgelehnt. Ein Streiktag der GDL kostet rund 150.000 bis 200.000 Euro. DBB und GDL dürften bislang insgesamt rund acht Millionen Euro Streikgeld an die Lokführer gezahlt haben, schreibt die "Bild" und beruft sich dabei auf Berechnungen eines Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Mehr als zwei Millionen Euro dürften davon auf die GDL entfallen.
+++ 06:15 Uhr +++ Nachdem die GDL bereits den Güterverkehr bestreikte, steht seit heute um 2:00 Uhr auch der Personenverkehr teilweise still. Mit Ersatzfahrplänen will die Deutsche Bahn sicherstellen, dass etwa ein Drittel der Fernzüge dennoch fahren.
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