Er ist der mächtigste Luxus-Unternehmer der Welt, mit Marken wie Louis Vuitton, Dior und Tiffany. Soeben ist sein Vermögen um 17 Milliarden Dollar an nur einem Tag gewachsen. Nun kauft Bernard Arnault auch noch Frankreichs berühmtestes Magazin.
Bernard Arnaults Vermögen beträgt rund 230 Milliarden Dollar. Der Franzose wetteifert mit
Im laufenden Jahr lief es eher schlecht für Arnaults LVMH-Aktie, doch soeben konnte er an nur einem Tag 17 Milliarden Dollar gut machen. China hatte ein Programm zur Konjunkturankurbelung angekündigt und die Börsen in Shanghai und Hongkong verzeichneten ihre besten Börsenwochen seit 2008. Auch die LVMH-Aktie schoss in der plötzlichen China-Euphorie zwischenzeitlich nach oben – und so kommt Arnault wieder näher an Musk heran.
Reichster Europäer ist Arnault auf jeden Fall. Zu seinem Luxusgüterkonzern LVMH (rund 200.000 Mitarbeiter) gehören inzwischen gut 70 Edelmarken von Louis Vuitton,
Arnault sichert sich Frankreichs Magazin-Ikone
Nun ist Arnault 75 Jahre alt geworden und stellt neue Weichen. So kauft er für 120 Millionen Euro überraschend Frankreichs grösste Illustrierte "Paris Match". Die Zeitschrift ist eine Ikone der französischen Medienwelt, seit 75 Jahren ein Vorreiter des Fotojournalismus, wird das Magazin jede Woche immer noch 440.000 Mal verkauft. "Paris Match" ist berühmt für seine illustren Einblicke hinter die Kulissen der Schönen und Reichen, ein reich bebilderter Boulevard, immer aber auch mit politischen Schlagzeilen und Enthüllungen bis hin zu dramatischer Kriegsberichterstattung. Die erste Paris Match erschien am 25. März 1949 mit Winston Churchill auf dem Titelblatt.
Arnault will aus Paris Match eine Marke seines Luxusartikelkonzerns machen - und dessen Marken medial und inszenatorisch flankieren. Zugleich erweitert Arnault damit seine publizistische Macht. Denn ihm gehört bereits die Mediengruppe Les Échos-Le Parisien mit der Finanzzeitung "Les Echos", dem Wochenmagazin "Investir" und der Tageszeitung "Le Parisien", dazu der Hörfunkkanal "Radio Classique" und die deutsche Filmproduktions- und Verwertungsgesellschaft EuroArts Music International.
Sprechverbot für LVMH-Journalisten
Während Arnault sein Medienimperium also ausbaut, hadert er mit Kritik aus den eigenen Reihen und duldet keine Indiskretionen. Beschäftigte von LVMH - auch die Journalisten - haben neuerdings ein "absolutes Sprechverbot" mit kritischen Medien wie "La Lettre" oder dem Satireblatt "Le Canard Enchaîné". Wer mit denen redet, auch nur unter Kollegen, der riskiert die Entlassung. Gegen diesen Maulkorberlass und die Repressions-Stimmung im Hause Arnault laufen Frankreichs Journalistengewerkschaften bereits Sturm.
In einem offenen Brief erinnern sie Arnault daran, dass die "Aufgabe der Presse" nicht darin bestehe, "die offizielle Kommunikation von Unternehmen und Institutionen weiterzugeben", sondern zu informieren. "Die Loyalitätspflicht, an die sie gebunden sind, kann es ihrem Arbeitgeber nicht erlauben, sie ihrer Grundrechte zu berauben (...)", wettern sie. Der Brief wurde von Journalisten vieler grosser französischer Zeitungen, darunter "Le Monde", "Le Figaro" und AFP, sowie von den Nachrichtensendern France Télévision, BFM-TV und France 24 unterzeichnet. Auch einige Mitarbeiter der Arnault-Zeitungen "Les Echos" und "Le Parisien" haben mitgemacht. Es wirkt wie eine publizistische Revolte gegen den Medienmilliardär.
Emmanuel Macrons Bruder im Geiste
Die Kritik an Arnaults Medienengagement hat auch eine politische Dimension. Denn der Milliardär ist engagierter Liberalkonservativer und Freund von Emmanuel Macron. Arnault unterstützt Macron in Wahlkämpfen nicht nur mit Spenden, sondern auch mit Taten und Worten. Er tritt zugleich vehement gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen auf. Seit Jahren warnt er, dass Le Pens Programm Frankreichs Unternehmen "mit Blei besohlen" würde. "Alles in ihrem Programm verströmt Furcht und Schwäche", ätzt Arnault. "Quarantäne" und "Ruin" seien Le Pens Anti-Euro-Pläne, er schimpft über "Protektionismus, der vor nichts schützt". Der Front National wolle die Wirtschaft "nach unten einebnen". Arnault ist damit Macrons Bruder im Geiste.
Auch öffentlich zeigen sich die Arnaults und die Macrons gemeinsam. Macron hat Arnault vor kurzem den höchsten Verdienstorden Frankreichs verliehen (Grand-Croix de la Legion d’Honneur). Brigitte Macron wiederum tritt regelmässig auf den Modeschauen der Arnault-Gruppe auf und macht mit ihren eigenen Kleidern, bevorzugt Dior, implizit Werbung für die französischen Luxusmarken. Brigitte Macron war zudem nicht nur die Französisch-Lehrerin ihres Mannes, sondern auch der jüngeren Arnault-Söhne Frédéric und Jean.
Die Dynastie bringt sich in Stellung
Die Arnault-Söhne werden derzeit immer sichtbarer an die Schaltstellen des Konzerns berufen. Die Vorstandsberufung von Alexandre, 31, und Frédéric, 29, soll den Konzern als Wirtschafts-Dynastie absichern. Arnault und seine Familie besitzen rund 48 Prozent der LVMH-Aktien und fast 64 Prozent der Stimmrechte.
Alle fünf Kinder von Arnault arbeiten mittlerweile im Konzern. Delphine, 48, ist Chief Executive Officer von Christian Dior Couture, dem zweitgrössten Modelabel der Gruppe nach Louis Vuitton. Antoine Arnault, 46, ist für das Image und die Kommunikation von LVMH verantwortlich und ist Vorsitzender des zum Unternehmen gehörenden Kaschmir-Spezialisten Loro Piana. Sowohl Delphine als auch Antoine wurden vor ihrem 30. Lebensjahr Board-Mitglieder.
Die drei jüngsten Söhne des milliardenschweren Firmengründers stammen aus seiner zweiten Ehe mit der kanadischen Konzertpianistin Helene Mercier. Alexandre war in den letzten drei Jahren bei Tiffany & Co. verantwortlich, während Frédéric die Uhrenabteilung des Konzerns leitet, zu der Marken wie Hublot, Tag Heuer und Zenith gehören. Jean, 25, ist für die Entwicklung der Uhrenkategorie von Louis Vuitton zuständig.
Alexandre sitzt neuerdings auch im Verwaltungsrat von Birkenstock. 2021 kaufte eine LVMH-Beteiligungsgesellschaft das deutsche Traditionsunternehmen. Angeblich haben die Kinder den Birkenstock-Kauf forciert und ihren Vater dazu überredet.
Der "New York Times" sagte Arnault, er wolle nicht, dass seine Kinder auf grosse Partys gingen, stattdessen lasse er sie arbeiten. Jeden Monat würden sich Arnaults fünf Kinder mit ihm zum Mittagessen in der obersten Etage des LVMH-Hauptquartiers treffen, wo sie anderthalb Stunden lang das Geschäft bis ins kleinste Detail besprechen - inklusive der Medienthemen. Das Sagen hat allerdings nach wie vor nur einer. Jean Arnault, der jüngste Sohn Bernard Arnaults, sagte der Zeitung: "Lassen Sie sich nicht täuschen, wir besprechen die Dinge zwar, aber am Ende ist er es, der entscheidet."
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