US-Präsident Donald Trump hat die Schweiz aufgewühlt mit seiner Ankündigung, Ende Januar am World Economic Forum in Davos teilzunehmen. Es wird kein offizieller Staatsbesuch sein, also was ist die grosse Herausforderung und worum geht es beim WEF?
Donald Trump wird der zweite US-Präsident sein, der das WEF besucht. Vor 18 Jahren gab sich
Das jährliche Davoser Forum ist seit seiner Geburt 1971 – damals mit dem Namen Europäisches Management Forum – exponentiell gewachsen. 1987 wurde es umbenannt in World Economic Forum. Angesichts der Breite und Tiefe der behandelten Themen könnte man es heute als "World Everything Forum" bezeichnen.
In den fast 50 Jahren seines Bestehens hat das WEF viele führende Persönlichkeiten aus der Welt der Zivilgesellschaft, der Religion, der Technologie und der Künste empfangen. Etwa 3000 Besucher sind bereit, einen hohen Preis zu bezahlen für das Privileg, Debatten zu verfolgen, Networking zu betreiben oder Geschäfte zu machen. Fast jedes dort gesprochene Wort wird von einer kleinen Armee von Journalisten in die weite Welt hinausgetragen.
Abgesehen von Clinton haben sich die US-Präsidenten kaum für das WEF interessiert. Letztes Jahr sorgte die Wahl Trumps auch in Davos für kollektiven Schock und Empörung. Die Bühne wurde für den ersten Besuch eines chinesischen Präsidenten geöffnet. Xi Jinping zögerte nicht, Werbung für Chinas Machtpotenzial zu machen und die Isolationisten zu kritisieren, ohne zu verschleiern, dass Trumps Amerika damit gemeint war.
Nun spekulieren Kommentatoren, ob Trump die globale Plattform für eine scharfe Antwort nutzen werde. Aber jenseits der Rhetorik scheint der US-Präsident daran interessiert zu sein, seine Ärmel hochzukrempeln und sich auf das Geschäft der Förderung der US-Wirtschaftsinteressen unter einer Elitegruppe globaler Machtmakler zu konzentrieren.
Bundespräsident Alain Berset begrüsst die bevorstehende Ankunft Trumps und hofft auf ein Treffen, um einige brennende Themen zu besprechen. Dazu gehören beispielsweise die Steuerreform der USA oder die umstrittene Handelspolitik von Trump.
"Dieser Besuch kann für die Schweiz nur gut sein", sagt der sozialdemokratische Parlamentarier Tim Guldimann. "Aber es nützt nichts, diese Gelegenheit zu nutzen, um dessen Politik zu kritisieren."
Proteste geplant
Andere Politiker warnen davor, zu viel politischen Fortschritt von Trumps Besuch zu erwarten, weil dessen Hauptanliegen darin bestehe, die Elite des WEF und nicht die Schweizer Minister zu treffen.
Hotelier Ernst Wyrsch, der das Fünf-Sterne-Hotel Belvédère in Davos führte, in dem Clinton abgestiegen war, bezeichnet Trumps Besuch als Bonus für den Bündner Tourismusort. "Der Besuch wird Davos ganz dramatisch berühren. Aber für den Ort, den Kanton Graubünden und die Schweiz ist er eine tolle Sache. Die Medienaufmerksamkeit wird für die kurze Zeit, die Trump hier ist, Davos gehören", sagte er gegenüber Newsnet.
Aber nicht alle sind zufrieden. Mehrere Protestbewegungen bereiten sich auf Trumps Besuch in der Schweiz vor. Die Schweiz und Davos sind daran gewöhnt, mächtige Teilnehmer des WEF zu schützen, aber die Sicherheitskräfte werden nun mehr darüber nachdenken müssen. Bereits jetzt planen die Schweizer Kampagnengruppen Campax und Action Together: Zürich am Wochenende Manifestationen vor dem WEF.
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