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Um die Kaufkraft von Ländern zu vergleichen, gibt es wissenschaftlich komplexe Untersuchungen. Die englische Wirtschaftszeitung "The Economist" geht seit vielen Jahren jedoch einen anderen Weg. Die Briten suchten nach einem vergleichbaren Marken-Produkt, das nahezu auf der ganzen Welt angeboten wird.
Dabei sind die Experten auch auf Coca-Cola gestossen. Da aber schon an einem Ort die Preise für die gleiche Flasche und Menge sehr unterschiedlich sein kann, ist die Koffein-Limonade nicht geeignet. Daher entschieden sich die Briten für den Big Mac: Egal ob London, Glasgow oder Belfast, das Frikadellen-Brötchen hat im gesamten Königreich dieselbe Grösse, Qualität und denselben Preis.
Mit diesem auch international einheitlichen Produkt und dessen national angepassten Preisen lassen sich Aussagen über die Kaufkraft in den einzelnen Ländern machen. Das nennt "The Economist" den Big-Mac-Index.
Die Wissenschaft geht das Thema Kaufkraft umfassender an: Um Preise international zu vergleichen, bilden Volkswirtschaftler sogenannte Warenkörbe - Aufstellungen, bei denen der durchschnittliche Konsum eines Bürgers festgelegt wird. Die Gesamtkosten dieser Warenkörbe der Länder werden dann verglichen.
Doch ist die Zusammenstellung der Produktpalette aufwendig, wirft viele Fragen auf und muss eigentlich ständig angepasst werden. Wie aussagekräftig ist der monatliche Konsum von 0,367 CDs und 178 Gramm Butter? Lässt sich eine japanische Hose wirklich mit einer schwedischen oder einer südafrikanischen vergleichen?
Im Gegensatz dazu ist der Fleischklops von Mc Donald's ein standardisiertes Produkt. Abgesehen von nicht gewollten Abweichungen sollte der Big Mac in Deutschland knapp 500 Kilokalorien haben, 25 Gramm Fett und 2,3 Gramm Salz enthalten. Er besteht in unseren Breiten aus einem Sesambrötchen, Rinderhackfleisch, Gurkenscheiben, Zwiebeln, Salat, Schmelzkäse und einer speziellen Sauce. In Indien verwendet Mc Donald's Hähnchenfleisch, in Saudi-Arabien werden die Rinder nach dem Islam halal geschlachtet. Obwohl es nationale Eigenheiten gibt, ist das Fleischküchle-Weck trotzdem ziemlich einheitlich. In Tokyo, Auckland und Johannesburg ist das Frikadellen-Brötchen genauso auszumachen wie in Bombay, Medina oder Washington.
Die belegte Semmel kostet in den USA 3,41 US-Dollar, was für den Index den Basispreis darstellt. In Deutschland muss der Schnellesser 4,06 US-Dollar (2,99 Euro) bezahlen. In der Schweiz sind es 5,20 US-Dollar und in Island berappt der Liebhaber von Schmelzkäse, Sesam-Weck und Rinderhack gar umgerechnet 7,61 US-Dollar.
Das Leben auf der nordwest-europäischen Insel ist also teuer. Da aber auch in Schweden (4,86), Dänemark (5,08) und Norwegen (6,88) ein hohes Entgelt fällig wird, liegt der Schluss nahe, dass ebenso in Skandinavien das alltägliche Leben nicht billig ist.
China (1,45), Malaysia (1,60) und Ägypten (1,68) stehen auf der entgegengesetzen Seite. Hier ist die Lebenshaltung im Vergleich billig. Ebenfalls unter zwei Dollar kostet der Big Mac auch in Indonesien, den Philippinen, Thailand, Sri Lanka und der Ukraine.
Laut volkswirtschaftlicher Theorie dürfte das gar nicht sein, weil bei unterschiedlichen Preisen für ein Produkt sofort ein eifriger Handel einsetzen würde, bis die Gegenleistung für den Big Mac auf der ganzen Welt gleich hoch wäre. Dagegen sprechen aber Transaktionskosten wie etwa Geschäftsinteressen von Mc Donald's, Zölle, Einfuhr- und Ausfuhrbeschränkungen, Haltbarkeit, Transportkosten und vieles mehr.
Der Big-Mac-Index stösst aber auch an andere Grenzen. So es ist in Ländern mit niedriger Kaufkraft oft viel billiger ein heimisches Gericht in einem Restaurant zu essen, als Fleischpflanzerl bei der amerikanischen Fast-Food-Kette. Der Big Mac ist dort also eine Mahlzeit für Besserverdiener, in Europa und Amerika aber ein ganz gewöhnliches Zweck-Produkt, was die Vergleichbarkeit der internationalen Preise einschränkt.
Gegen die umfassenden Erhebungen von renommierten Instituten in Kombination mit deren Wirtschaftsmodellen kommt der simple Index in Sachen Aussagekraft sowieso nicht an, auch wenn die Zusammenstellung der Modell-Warenkörbe problematisch ist und die Aufbereitung des Buletten-Index' wesentlich leichter ist.
Dennoch bilden die einfachen Vergleiche von Tall-Latte-Index, Coca-Cola-Landkarte und iPod-Preis anschaulich Tendenzen für die Kaufkraft ab. Dass in Island das alltägliche Leben sehr teuer ist und im Gegensatz dazu chinesische Lebensmittel ausgesprochen billig sind, belegen wissenschaftliche Studien genauso wie der Big-Mac-Index.
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