Die britische Grossbank Natwest, zu 39 Prozent im Staatsbesitz, hat eine Untersuchung der Affäre um ein gekündigtes Konto des europaskeptischen Populisten Nigel Farage angekündigt. Verwaltungsratschef Howard Davies erklärte am Freitag, damit sei eine Anwaltskanzlei beauftragt worden. Die Bank entschuldige sich bei Kunden und Aktionären für die "Unsicherheit" der vergangenen Wochen. Interimschef Paul Thwaite sagte, es sei offensichtlich etwas falsch gelaufen.

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Die Affäre sorgt seit Wochen für Schlagzeilen in Grossbritannien. Farage hatte sich beschwert, sein Konto bei der Natwest-Tochter Coutts sei wegen seiner politischen Ansichten gekündigt worden. Der britische Rundfunksender BBC hatte dagegen in einem Bericht angedeutet, Farage habe nicht genügend Geld für das Konto bei dem prestigeträchtigen Institut gehabt. Später kam heraus, dass Natwest-Chefin Alison Rose mit der BBC über Farage gesprochen hatte.

Das Unternehmen stellte sich zunächst hinter sie, doch in der Nacht zum Mittwoch trat sie mit sofortiger Wirkung zurück. Davies sagte am Freitag, ihre Position sei "unhaltbar" gewesen. "Sie hätte die Bank bei heftigem Gegenwind führen müssen - daher haben wir diese schwierige Entscheidung getroffen." Rose hatte zugegeben, dass es ein "schwerer Fehler" war, mit einem BBC-Journalisten über Farage zu sprechen. Am Donnerstag nahm dann auch der Chef von Coutts seinen Hut, Peter Flavel.

Natwest hiess früher Royal Bank of Scotland und wurde nach der Finanzkrise 2008 mit über 45 Milliarden Pfund Steuergeldern gerettet. Es war die grösste Bankrettung der Welt. Rose hatte den Vorstandsposten 2019 angetreten und die Bank umbenannt. Der Staat reduzierte schrittweise seinen Anteil an dem Institut. Die Regierung hatte in der Farage-Affäre alle Banken zur Ordnung gerufen. Die freie Meinungsäusserung sei ein Grundrecht in Grossbritannien.   © AFP

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