Parteiübergreifend sieht sich Adidas scharfer Kritik ausgesetzt, ein SPD-Politiker verbrennt sogar ein Shirt des Herstellers. Der Konzern hatte erklärt, Mieten wegen der Schliessung seiner Filialen aufgrund der Coronakrise nicht mehr zu bezahlen. Nun bemüht sich der Sportartikelhersteller um Schadensbegrenzung.

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Wohl selten hat eine Ankündigung von Adidas für so viel Empörung gesorgt. Der Sportartikelhersteller hatte Ende vergangener Woche erklärt, wegen der Schliessung eines Grossteils seiner Filialen ab April seine Mieten nicht mehr zu bezahlen. Mehrere weitere Bekleidungsfirmen zogen nach.

Parteiübergreifend kritisierten Politiker das Vorgehen von Adidas scharf. Der Sportartikelhersteller bemüht sich nun um Schadensbegrenzung.

"Unanständig und unsolidarisch"

Im Fall Adidas waren sich selbst Linken- und FDP-Politiker einig: Ein Unternehmen, das 2019 laut Statista einen Rekordgewinn von fast zwei Milliarden Euro erzielt hat, sollte sich auch in der Coronakrise solidarisch zeigen. So nannte Linkspartei-Chef Dietmar Bartsch in einem Tweet das Verhalten des Konzerns "unanständig und unsolidarisch".

Bei einem Unternehmen wie Adidas habe er für diese "zwischenzeitliche Entscheidung" kein Verständnis gehabt, erklärte FDP-Chef Christian Lindner am Montag im ARD-"Morgenmagazin".

"Gerade die Unternehmen, die in normalen Zeiten immer ethisch und grün auftreten, müssen sich in Krisenzeiten auch an diesen Massstäben messen lassen", sagte Lindner. Wer in der Lage sei, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, "der sollte das tun", mahnte Lindner. Das gelte für private ebenso wie für gewerbliche Mieter.

SPD-Politiker zündet Adidas-Shirt an

Ebenso findet es der SPD-Abgeordnete Karamba Diaby "unverschämt und unsolidarisch, wenn milliardenschwere Unternehmen ihre Miete nicht mehr bezahlen, während das kleine Café um die Ecke zahlen soll", wie er auf Twitter schreibt. Sein Parteikollege Florian Post zündete gar öffentlichkeitswirksam ein altes Adidas-Polo-Shirt an.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht empörte sich ebenso über den Stopp von Mietzahlungen für Ladengeschäfte grosser Firmen. "Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel", sagte die SPD-Politikerin. Die Corona-Hilfsgesetze böten dafür keine Grundlage.

Der CSU-Abgeordnete Volker Ullrich appellierte hingegen an Adidas. Mit Blick auf die zurückliegenden Gewinne und den Verdienst des Vorstandes bemerkte Ullrich auf Twitter: Man könne erwarten, "dass Gesetze nicht absichtlich falsch verstanden werden." Auch Ullrich warf dem Unternehmen "unsolidarisches Verhalten" vor.

Coronakrise: Private Vermieter sollen nun doch Miete erhalten

Nach der massiven Kritik kündigte Adidas-Chef Kasper Rorsted an, zumindest privaten Vermietern nun doch weiterhin die Mieten zu zahlen. "Wir haben sie ausgenommen, sie werden ihre April-Miete wie gewohnt erhalten", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Die meisten eigenen Geschäfte würden aber von grossen Immobilienvermarktern und Versicherungsfonds angemietet. Diese hätten für die Massnahme, die Mietzahlungen vorläufig einzustellen, "überwiegend Verständnis gezeigt".

Nach seinen eigenen Angaben kann der Konzern derzeit weltweit nur in drei Ländern normal seinem Geschäft nachgehen: "Damit wurde auf einen Schlag fast unser gesamter Vertrieb eingestellt; wir erwirtschaften, wenn man den Onlinehandel abzieht, normalerweise 60 Prozent unseres Umsatzes in diesen Märkten, der ist einfach weg."

Rorsted kündigte an, dass Adidas diese Woche Kurzarbeit für Produktion, Lager sowie Mitarbeiter in den selbst betriebenen Läden beantragen werde. Für den Fall wochenlanger Einschränkungen sagte der Unternehmenschef: "Das wird zu massiven wirtschaftlichen Verwerfungen führen, deutlich schlimmer als in der Finanzkrise 2008/2009." (afp/dpa/mf)

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