- Die hohe Inflation dämpft die Konsumlaune der Menschen.
- Auch Unternehmen haben ob der stark gestiegenen Energiepreise zu kämpfen.
- Trotzdem ist die deutsche Wirtschaft über den Sommer gewachsen - anders als erwartet.
Trotz Energiekrise und hoher Inflation ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal überraschend gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte.
Ökonomen hatten angesichts der wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine im Schnitt dagegen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung gerechnet. Sie erwarten, dass Europas grösste Volkswirtschaft in den kommenden Quartalen schrumpft und damit in eine Rezession rutscht.
Nach dem leichten Anstieg im zweiten Quartal um 0,1 Prozent habe sich die deutsche Wirtschaft trotz schwieriger weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen mit anhaltender Corona-Pandemie, gestörten Lieferketten, steigenden Preisen und dem Krieg in der Ukraine behauptet, erläuterte die Wiesbadener Behörde. Die Wirtschaftsleistung sei vor allem von den privaten Konsumausgaben getragen worden.
Das Wachstum von Juli bis September reichte aus, um die deutsche Wirtschaft wieder über das Vorkrisenniveau zu hieven. Im Vergleich zum vierten Quartal 2019 - dem Quartal vor Beginn der Coronakrise - lag das BIP preis-, saison- und kalenderbereinigt laut Statistik 0,2 Prozent höher.
Ökonomen rechnen mit schwierigem Winter
Ökonomen gehen davon aus, dass der deutschen Wirtschaft ein harter Winter bevorsteht. Zwar stabilisierte sich die Stimmung der Verbraucher zuletzt etwas. Die Situation bleibt nach Einschätzung der GfK-Konsumforscher aber angespannt.
"Solange die Inflation hoch bleibt und Zweifel an einer uneingeschränkten Energieversorgung bestehen, wird sich das Konsumklima nicht spürbar und nachhaltig erholen können", sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.
Die hohen Energiepreise belasten auch viele Unternehmen in Deutschland in wachsendem Mass. Die Stimmung in der Wirtschaft verschlechterte sich im Oktober erneut. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel zum Vormonat geringfügig um 0,1 Punkte auf 84,3 Punkte. "Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt düster", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Prognose für Gesamtjahr 2022 geht von einem Wachstum aus, für 2023 von einer Rezession
Für das Gesamtjahr 2022 sagen Prognosen noch ein Wachstum für die deutsche Wirtschaft voraus. Fürs kommende Jahr insgesamt rechnen Volkswirte mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung.
Zwar dürfte der sich abzeichnende Konjunktureinbruch nach Einschätzung etlicher Ökonomen heftiger ausfallen als in vielen anderen Ländern Europas, aber bei weitem nicht so schlimm werden wie im Corona-Krisenjahr 2020. Damals war das Bruttoinlandsprodukt in Europas grösster Volkswirtschaft um mehr als vier Prozent geschrumpft.
Die Bundesregierung erwartet für dieses Jahr noch ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, im kommenden Jahr wird mit einem Rückgang um 0,4 Prozent gerechnet. Der Arbeitsmarkt sei aber nach wie vor robust. Die Ampel-Koalition will Verbraucher und Unternehmen wegen der hohen Energiepreise mit einem "Abwehrschirm" in Höhe von bis zu 200 Milliarden Euro unterstützen. (dpa/AFP/ank)
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