• Billig-Supermärkte wie Aldi und Lidl zieht es immer mehr in die belebten Fussgängerzonen.
  • Daran ist auch die Coronakrise Schuld.
  • Doch nicht nur Discounter drängen in die Städte: Die nächsten Einzelhändler sind schon in den Startlöchern.

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Das Bild der deutschen Innenstädte verändert sich. Immer mehr Modegeschäfte müssen wegen der Online-Konkurrenz und der Auswirkungen der Coronakrise aufgeben. Stattdessen drängen jetzt ganz andere Läden in die Einkaufsstrassen: Aldi und Lidl. "Wo immer es vom Mietpreisniveau her klappt, versuchen die Discounter in die absoluten 1a-Lagen zu kommen", sagte Dirk Wichner, Leiter der Einzelhandelsvermietung Deutschland beim internationalen Maklerkonzern JLL, der dpa.

Jahrelang waren die vielbesuchten Stadtzentren eine Art No-Go-Area für die Billiganbieter. Die Mieten waren einfach zu hoch, um dort Lebensmittel zum Discount-Preis anbieten zu können. "Das hat sich grundlegend geändert, seitdem immer mehr Textilhändler aufgeben müssen", betonte Wichner.

Aldi und Lidl: Discounter machen aus Plänen keinen Hehl

Die Discounter machen aus ihren Plänen auch gar keinen Hehl. Aldi Nord realisiere "mehr und mehr Märkte auch in direkten Innenstadtlagen, Shopping-Centern und Fussgängerzonen an zentralen städtischen Knotenpunkten", berichtete ein Unternehmenssprecher. Möglich würden solche zentralen Lagen nicht zuletzt durch immer mehr frei werdende Einzelhandelsflächen in den Innenstädten.

Auch Aldi Süd findet Filialen in den Stadtzentren mittlerweile sehr attraktiv. "Aldi Süd ist 'stadtklar' und bereit, zukünftige Möglichkeiten zu nutzen und als Frequenzanker Lücken in den Innenstädten zu schliessen", sagte ein Unternehmenssprecher.

Allein in Zusammenarbeit mit Galeria Karstadt Kaufhof habe der Discounter bereits sieben innenstädtische Filialen verwirklicht. In Düsseldorf hat der Discounter ausserdem mittlerweile gleich zwei Läden in der Fussgängerzone und in Stuttgart ist er wohl bald auf der Königsstrasse zu finden.

Erzrivale Lidl ist ebenfalls längst auf dem Weg in die Citys, etwa mit Läden am Carlsplatz in Düsseldorf oder am Isartor in München. "Wir beschäftigen uns intensiv mit Highstreet-Lagen an Knotenpunkten mit ÖPNV-Anbindung", sagte Lidl-Immobilienmanager Marek Franz der "Lebensmittel Zeitung".

Zielgruppe der neuen City-Läden sind neben den Anwohnern auch Pendler, die auf dem Heimweg schnell ihren täglichen Einkauf erledigen wollen. Die hohen Passantenfrequenzen machten die Geschäfte in den Innenstädten attraktiv, berichtete Wichner. "Es findet ein knallharter Wettbewerb um die besten Standorte zwischen den Discountern statt. Da wird mit harten Bandagen gekämpft."

Länden in der Fussgängerzone sind Experimente

Was nicht zwangsläufig heisst, dass der Erfolg garantiert ist. "Das ist nicht unbedingt ein Selbstläufer", warnte etwa der Handelsexperte Marco Atzberger vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI. "Die klassischen Läden haben nicht ohne Grund grosse Parkplätze vor der Tür. Die Kunden sollen einen möglichst grossen Einkauf tätigen und ihn dann bequem nach Hause transportieren." Das sei in einer Fussgängerzone nicht möglich und werde Auswirkungen auf die Grösse des Einkaufs haben. "Das sind Experimente", meinte Atzberger mit Blick auf die City-Läden.

Dass die Discounter bereit sind, das "Experiment Fussgängerzone" trotz der damit verbundenen Risiken zu wagen, liegt nicht nur an den gesunkenen Mieten in den Innenstädten. Die Stadtzentren sind für die Discounter auch die letzten weissen Flecken auf ihrer Deutschland-Karte. Und der Druck auf die Discounter ist gross, sich neue Wachstumsmöglichkeiten zu erschliessen.

Denn die Coronakrise bescherte zwar alle Lebensmittelhändlern erhebliche Umsatzzuwächse. Doch schlugen sich die grossen Supermarktketten deutlich besser als die Billigkonkurrenz. Edeka, Rewe und Co. kamen nach den Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf ein Umsatzplus von 16,5 Prozent, während sich Aldi, Lidl und Co. mit einem Wachstum von "nur" 9,2 Prozent zufrieden geben mussten.

Kommen als nächstes Baumärkte und Ikea?

"Die Innenstädte sind für die Discounter noch Neuland. Aber ich bin mir sicher, wir werden in den nächsten Jahren dort viel mehr Filialen sehen. Die Discounter geben im Kampf um die Standorte dort richtig Gas", meint Branchenkenner Wichner.

Und auch andere Händler sind dabei, den Schritt in die bislang vom Modehandel dominierten Innenstädte zu wagen. Immobilienexperte Atzberger berichtete: "Nicht nur die Discounter liebäugeln mit neuen Standorten in den 1a-Lagen der Innenstädte. Auch Baumärkte und Möbelhändler wie Ikea experimentieren damit." (pak/dpa)

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