Firmenzusammenschlüsse und Übernahmeschlachten in der Wirtschaft sorgen immer wieder für Aufsehen - sei es wegen der Bekanntheit der beteiligten Firmen, wegen der Höhe der im Raum stehenden Summen oder weil es im Zuge des Geschäfts zu Skandalen gekommen ist. Wir blicken zurück auf Fusionen und Übernahmen, die Schlagzeilen machten.

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Gerade wieder macht eine wirtschaftliche Elefantenhochzeit von sich reden: die beiden Stromkonzerne Suez und Gaz de France (GDF) wollen fusionieren und so zum viertgrössten Energieversorger der Welt werden. Nur Gazprom, EDF und Eon haben dann einen noch höheren Börsenwert vorzuweisen.

Auch dieser Fall machte Wirbel, weil der Staatskonzern GDF aufgrund des höheren Börsenwertes von Suez hätte privatisiert werden müssen. Am Ende wurde ein Kompromiss ausgehandelt, der dem französischen Staat die Kontrolle in dem neuen Konzern gibt, ohne dass er sich die Mehrheit erkaufen muss.

Verglichen mit den Fällen, die wir auf den nächsten Seiten für Sie zusammengestellt haben, ist dieser Zusammenschluss jedoch unspektakulär verlaufen. Blicken Sie mit uns zurück auf so schlagzeilenträchtige Übernahmen wie die von Google und YouTube oder die Mannesmann-Übernahme durch Vodafone, die für die Verantwortlichen sogar vor Gericht endete.

Milliardenschwere Videos

Als die drei ehemaligen PayPal-Mitarbeiter Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim im Februar 2005 ihre Videoplattform YouTube ins Leben riefen, waren sie sicherlich überzeugt, dass ihre Idee erfolgreich sein würde. Dass sie ihr Unternehmen allerdings bereits 20 Monate später für 1,6 Milliarden US-Dollar an den Giganten Google verkaufen würden, hätten sie sich wahrscheinlich nicht träumen lassen.

Google wurde mit dem Kauf des zu diesem Zeitpunkt noch defizitären Unternehmens quasi über Nacht zum Marktführer im Bereich der Videoportale. Heute hat YouTube alleine einen Marktanteil von 60 Prozent, der eigene Videodienst von Google kommt gerade einmal auf knapp acht Prozent. Kein Wunder, dass man da nachkaufen wollte.

Die Übernahme wurde im Übrigen an einem Montag im Oktober 2006 bekannt gegeben. Dieser Wochentag wurde nicht ohne Grund gewählt - in den USA werden Übernahmen oder Fusionen oft am Wochenende zum Abschluss gebracht und am darauffolgenden Montag verkündet. Erfolgen an einem Montag besonders viele solche Ankündigungen, spricht man von einem Merger Monday (in etwa: Montag der Fusionen).

Mannomann, Mannesmann

Dass bei Übernahmen nicht immer alles mit rechten Dingen zugeht, bewies der Fall Mannesmann/Vodafone. Knapp dreieinhalb Monate dauerte die Übernahmeschlacht, die als eine der spektakulärsten der deutschen Wirtschaftsgeschichte gilt und an deren Ende sich die Mannesmann-Verantwortlichen Josef Ackermann, Joachim Funk, Klaus Esser, Jürgen Ladberg, Klaus Zwickel, Dietmar Droste vor Gericht wegen schwerer Untreue oder Beihilfe dazu verantworten mussten.

Im November 1999 legte Vodafone ein erstes Angebot vor, es belief sich auf mehr als 200 Milliarden D-Mark. Vorstandschef Klaus Esser lehnte die Offerte als "völlig unangemessen" ab. Nachdem auch weitere, höhere Angebote abgelehnt wurden, strebte Vodafone-Chef Chris Gent eine feindliche Übernahme an, also ohne Zustimmung des Mannesmann-Managements. Mannesmann führte parallel Gespräche mit AOL Europe und dem französischen Medien- und Telekomkonzern Vivendi, die jedoch scheiterten. Gent und Esser einigten sich schliesslich im Februar 2000: Vodafone kaufte Mannesmann für 370 Milliarden D-Mark in Aktien. Nie zuvor war für ein Unternehmen mehr bezahlt worden.

Was danach passierte, wurde Gegenstand des eingangs bereits erwähnten Prozesses. Der Mannesmann-Aufsichtsrat bewilligte Sonderzahlungen an sechs Vorstandsmitglieder in Höhe von 48 Millionen D-Mark. Ende Juli wechselte Klaus Esser zu Vodafone und erhält noch einmal eine Abfindung von 30 Millionen. Damit hatte er insgesamt 60 Millionen erhalten - der Fall geriet ins Fadenkreuz der Justiz. Nach jahrelangen Ermittlungen wurde im Februar 2003 schliesslich Anklage gegen sechs ehemalige Mannesmann-Manager erhoben. Die Angeklagten kamen am Ende jedoch verhältnismässig ungeschoren davon: Das Verfahren wurde eingestellt, nachdem die Angeklagten insgesamt 5,8 Millionen Euro bezahlten.

Eine Aspirin, bitte

Im Jahr 2006 entbrannte eine Übernahmeschlacht in der Pharmaindustrie. Der Leverkusener Bayer-Konzern und Merck aus Darmstadt buhlten um die in Berlin ansässige Schering AG. Merck eröffnete den Bieterreigen mit einem Angebot, das der Schering-Vorstand als "unerwünscht und unzureichend" zurückwies. Danach trat Bayer auf den Plan und bekam am Ende den Zuschlag - nicht zuletzt, da das Schering-Management den Aktionären empfohlen hatte, das Angebot aus Leverkusen anzunehmen.

Bayer liess sich das Geschäft 16,3 Milliarden Euro kosten, Merck hatte zuletzt nur noch 14,6 Milliarden geboten. Laut Bayer-Chef Werner Wenning war der Schering-Deal die grösste Übernahme in der Firmengeschichte. Die daraus entstandene Bayer Schering Pharma AG hat ihren Sitz in Berlin.

Die Leidtragenden waren wie so oft die Mitarbeiter: Mehr als 6000 Stellen wollte Bayer weltweit streichen, 1500 davon in Deutschland. Ziel wären laut dem Unternehmen Synergieeffekte in Höhe von 700 Millionen Euro bis Mitte 2008 - dies würde vor allem durch den Abbau doppelt vorhandener Positionen erreicht.

Her mit den Studenten!

Web 2.0 ist in. Und noch profitabel. Das zeigt nicht nur der Fall Google/YouTube, sondern auch die Geschichte der Übernahme von StudiVZ durch den Holtzbrinck-Verlag. Im Oktober 2005 gegründet und seit November des Jahres online, wuchs das Studentennetzwerk mit rasanter Geschwindigkeit und hat bis heute nach eigenen Angaben bis heute vier Millionen aktive Mitglieder weltweit und beschäftigt 135 Mitarbeiter.

Doch StudiVZ hatte auch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. So mussten sich die Betreiber dem Vorwurf des Plagiarismus stellen, da ihre Plattform offensichtlich eine Kopie des US-amerikanischen Vorbilds Facebook war - Teile des Codes hatten beispielsweise Namen wie myfb.css oder poke.php (Poking ist das Facebook-Gegenstück zum "Gruscheln"). Zudem waren, besonders in der Anfangszeit, immer wieder Sicherheitsprobleme zu Tage getreten.

Dennoch wollte Holtzbrinck auf diesem Wachstumsmarkt vertreten sein und erwarb bereits im Jahr 2006 Anteile an StudiVZ. Anfang 2007 schliesslich kaufte der Verlag das Berliner Startup komplett. Über den Kaufpreis wollte keine der beiden Seiten etwas sagen, laut Konstantin Urban, Geschäftsführer von Holtzbrinck Networks, lag der Preis "über 50 Millionen Euro, aber deutlich unter 100 Millionen". Zuvor hatte der Spiegel von einer Zahl über 100 Millionen berichtet, und der Focus wollte gar von einem Konkurrenzangebot des Axel-Springer-Verlags in Höhe von 120 Millionen erfahren haben.

Murdoch auf der Jagd

Und noch eine Web-2.0-Erfolgsgeschichte. Das soziale Netzwerk MySpace wurde im August 2003 gegründet und legte danach Wachstumsraten an den Tag, von der beispielsweise StudiVZ mit seiner begrenzten Reichweite und auch eng gesteckten Nutzerschaft nur träumen kann: Mittlerweile nutzen mehr als 180 Millionen Mitglieder das Portal - und pro Tag kommen 230.000 neue Nutzer hinzu.

Der Medienmogul Rupert Murdoch hatte das Potenzial des Netzwerks schon 2005 erkannt und zahlte dem Besitzer Intermix Media 580 Millionen US-Dollar. Allerdings begleiteten das Geschäft auch Misstöne: "Das ist einer der grössten Übernahme-Skandale in der amerikanischen Geschichte", behauptete Brad Greenspan, ehemaliger Chef und Gründer von MySpace. So sollen im Lauf der Verhandlungen Informationen manipuliert und vertuscht worden sein, um die Aktionäre zur Zustimmung zu bewegen. Die Vorwürfe konnten bislang nicht bestätigt werden, doch Greenspan ist mit Murdoch noch lange nicht fertig.

In einem anderen Übernahmekampf sah Greenspan die Chance, seinem alten Widersacher ins Handwerk zu pfuschen. Murdoch wollte seinem Medienkonzern News Corp. die Dow-Jones-Gruppe hinzufügen, zu der unter anderem das Wall Street Journal (WSJ) gehört. Die Bancroft-Familie, die die Mehrheit der Aktien hält, lehnte das Angebot zunächst ab - sie fürchtete um die journalistische Unabhängigkeit ihres Flaggschiffs WSJ. Zudem trat mit Greenspan ein weiterer Bieter auf den Plan. Nicht wenige Medien vermuteten als Motiv für Greenspans Offerte schlicht Rache an Murdoch. Und durchsetzen konnte sich der MySpace-Gründer auch nicht - Dow Jones ging am Ende für fünf Milliarden US-Dollar doch an Murdoch. "Ein dunkler Tag für Amerikas Nachrichtenmedien - und für die amerikanische Demokratie", schrieb daraufhin Paul Krugman, Kolumnist der "New York Times".

Sportverein als Hobby

Auch im Sport sind Übernahmekämpfe inzwischen keine Seltenheit mehr. Anfang 2007 stritten sich zwei US-Unternehmer und eine Investmentgruppe um Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, das Staatsoberhaupt von Dubai, um den englischen Traditionsklub FC Liverpool. Mit dem besseren Ende für die Amerikaner: mehr als 700 Millionen Euro legten die beiden auf den Tisch, um künftig ihren eigenen Fussballern beim Spielen zuschauen zu können.

Liverpool ist jedoch beileibe nicht der einzige Verein in der ersten englischen Liga, der fest in der Hand von Unternehmen oder schwerreichen Einzelpersonen ist. Berühmtestes Beispiel ist der Ballack-Klub FC Chelsea, der dem russischen Öl-Milliardär Roman Abramowitsch gehört. Zudem sind Manchester United, Aston Villa, der FC Portsmouth , der FC Fulham und West Ham United in ausländischer Hand. Und auch der Verein von Jens Lehmann, der FC Arsenal London, steht vor der Übernahme, unter anderem hat schon Formel-1-Boss Bernie Ecclestone Interesse angemeldet.

In den USA ist diese Praxis im Übrigen gang und gebe: So gehören den beiden US-Unternehmern neben Liverpool auch die Eishockey-Klubs Montreal Canadiens und Dallas Stars sowie das Baseball-Team Texas Rangers. Einer der Vorbesitzer dieses Teams im Übrigen: George W. Bush, seines Zeichens derzeitiger Präsident der USA.

Stahlharte Verhandlungen

Die Stahlbranche gerät im Allgemeinen eher selten in die Schlagzeilen. Doch im Januar machte der weltgrösste Stahlkonzern Mittal Steel dem zweitgrössten Arcelor ein Übernahmeangebot von 18,6 Milliarden Euro. Um die Kartellbehörde gnädig zu stimmen, bot Mittal an, den gerade erst eingekauften kanadischen Konzern Dofasco wieder zu verkaufen. Davon hätte im Übrigen der deutsche Stahlproduzent ThyssenKrupp profitiert, der den Bieterstreit um das kanadische Unternehmen zuvor verloren hatte.

Der luxemburgische Konzern Arcelor zeigte sich allerdings wenig begeistert von dem Übernahmeangebot und riet den Aktionären, das Angebot nicht anzunehmen. Als Anreiz wurden eine höhere Dividende und eine Einmalzahlung in Aussicht gestellt. Als weitere Abwehrmassnahme verhandelte Arcelor mit dem russischen Unternehmen Severstal, der daraus entstehende Konzern hätte Mittal als grössten Stahlproduzenten abgelöst. Am Ende gab jedoch das Geld den Ausschlag: Mittal erhöhte das Angebot auf 25,4 Milliarden Euro - und aus Mittal und Arcelor wurde im Juni 2006 Arcelor Mittal.

Noch ist die Fusion allerdings nicht vollständig abgeschlossen. Erst im August 2007 versuchten Arcelor-Aktionäre, den Zusammenschluss noch zu stoppen, weil sie mit den Konditionen des Aktienumtausches nicht zufrieden waren. Ein Gericht in Rotterdam, wo Mittal seinen Unternehmenssitz hat, wies den Antrag auf eine Einstweilige Verfügung ab, verwies die Kläger jedoch an die Justiz in Luxemburg. Womit auch der Verkauf von Dofasco an ThyssenKrupp noch nicht in trockenen Tüchern ist. Das letzte Wort ist also offenbar noch nicht gesprochen.

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