Es gibt immer mehr Möglichkeiten, im Internet Geld zu verdienen – sei es mit gebrauchten Gegenständen, Texten oder Bewertungen. Aber springt dabei wirklich etwas heraus? Wir haben Momox, Clickworker und Co. für Sie getestet.

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Was hat Tante Grete sich dabei nur gedacht? Ein esoterisches Kochbuch? Zum Geburtstag? Hallo? Und überhaupt: Der Stapel der Bücher, die nicht mehr ins Regal passen, wird immer grösser. Und Ihre CDs müssten Sie auch mal wieder ausmisten. Dumm nur: Für den Flohmarkt sind Sie zu faul und Ebay finden Sie zu aufregend. Was machen Sie also mit dem Krempel, den Sie nicht mehr brauchen? Ankauf-Plattformen wie Momox, ReBuy oder Wirkaufens schreien laut: Wir kaufen's! Aber zu einem vernünftigen Preis?

Machen wir den Praxistest: Momox würde für Tante Gretes Esoterik-Kochbuch (Titel und Autor lassen wir zum Schutz aller Beteiligten mal beiseite) 1,45 Euro zahlen, ReBuy 1,28 Euro. Wirkaufens interessiert sich nur für Elektronikartikel, vielleicht können wir denen später unser altes Handy andrehen. Zurück zu Tante Grete: Wir würden also höchstens 1,45 Euro für ein funkelnagelneues Buch bekommen, das im Handel 17,99 Euro kostet.

Bei Momox gibt es ausserdem einen Mindest-Ankaufswert von zehn Euro, sodass wir noch gefühlt 20 weitere Bücher verkaufen müssen, um an unser Geld zu kommen. Immerhin ist der Versand kostenlos. Bei ReBuy müssen wir über zehn Euro kommen, um einen kostenlosen Frankierschein zu erhalten. Wollen wir nur das Kochbuch verkaufen, müssen wir das Porto selbst zahlen. Eine Büchersendung kostet je nach Gewicht zwischen einem und 1,65 Euro. Klingt nach einem guten Geschäft? Mitnichten. Das ungeliebte Kochbuch stellen wir daher lieber bei Amazon Marketplace ein, wo wir mindestens 9,99 Euro verlangen können – plus drei Euro Versandkostenpauschale. Ob sich dort aber ein Käufer findet, ist eine andere Frage.

Die Nachfrage bestimmt den Preis

Wie kommen die sehr niedrigen Preise für ein neues, ungelesenes Buch bei Momox und ReBuy zustande? Momox errechnet seine Preise aus Angebot und Nachfrage. "Daher können sich Preise sehr schnell ändern oder quasi neue Artikel für uns fast wertlos sein, wenn es keine entsprechende Nachfrage gibt", ist in den FAQs zu lesen. Probieren wir es also mit einem Bestseller. Die Hauptfigur aus "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonasson war ohnehin unsympathisch, also weg damit. Neu kostet die broschierte Ausgabe 14,99 Euro. Momox würde 4,60 zahlen, ReBuy vier Euro.

Auf Amazon Marketplace könnte der zweimal gelesene, aber sonst sehr gut erhaltene Roman mindestens 8,60 Euro einbringen. Zwar behält Amazon immer eine kleine Provision ein, doch auch hier schlägt der Versandriese die Verkaufsplattformen. Versuchen wir es zum Abschluss noch mit einer CD. Das fantastische Album "Archipelago" von Hidden Orchestra haben wir leider zweimal geschenkt bekommen. Im Handel kostet es 17,99 Euro. Momox bietet dafür 2,35 Euro, ReBuy 2,40 Euro. Bei Amazon Marketplace können wir mindestens 6,19 Euro verlangen. Wie viel wohl eine CD von Justin Bieber bringen würde? Sein Weihnachtsalbum "Under the Mistletoe" ist Momox 26 Cent, ReBuy 39 Cent und Amazon mindestens 1,58 Euro wert. Die Welt ist doch irgendwie gerecht.

Bücher und CDs sollte man also am besten bei Amazon zum Verkauf anbieten – wenn man Geduld hat. Wollen Sie die Sachen auf jeden Fall und sofort loswerden, sollten Sie die Angebote von Momox und ReBuy vergleichen. Und was ist mit dem alten Handy? In der Schublade döst ein Samsung SGH-E300 vor sich hin. Bei Momox, ReBuy und Amazon Marketplace hat das Klapphandy mit den stecknadelkopfgrossen Pixeln keine Chance – es wird nicht einmal aufgeführt. Löst vielleicht Wirkaufens sein Versprechen ein? Tatsächlich: 29 Cent liessen sich damit verdienen. Zum Vergleich: Das iPhone 3Gs mit 16 GB geht für rund 100 Euro weg.

Dienstleistungen per Mausklick

Kellerabteil und Bücherregal sind nun wieder aufgeräumt, aber der Geldbeutel könnte noch etwas Futter gebrauchen. Weil alles und jeder von Google gefunden werden will, wird das Geschäft mit suchmaschinenoptimierten Texten immer beliebter. Während einige Firmen mit Journalisten arbeiten, lassen Portale wie Textbroker oder Clickworker jeden für sich schreiben. Textbroker inseriert sogar – dreisterweise – auf Jobportalen wie Monster und bietet dort einen "Nebenjob als Texter" an.

Wer bei Textbroker mitmachen möchte, muss nach der Registrierung erst einmal einen kurzen Probetext verfassen, der dann eingestuft wird. Je nach Einstufung dürfen bestimmte Aufträge bearbeitet werden oder auch nicht. Wir landen anfangs in Stufe 2 – schlechter geht es nicht und dementsprechend sind die Aufträge begrenzt. Zur Auswahl steht genau ein Text aus dem Bereich Automobile. 3,50 bis 4,20 Euro gibt es für 500 bis 600 Wörter. Wie viel Cent es pro Wort sind, möchte man sich da lieber nicht ausrechnen.

Wir finden: zu viel Aufwand für zu wenig Geld. In höhere Qualitätsstufen hochschreiben werden wir uns daher nicht. Fünf Sterne würde es für "professionelle, stilistisch ansprechende Texte journalistischer Qualität" geben – die Höchstwertung. Und doch zahlt Textbroker auch hier nur Dumpingpreise: vier Cent pro Wort. Für eine DIN-A4-Seite macht das dann rund 22 Euro. Den Preis selbst bestimmen kann ein Autor nur, wenn er eine sogenannte "DirectOrder" vom Auftraggeber bekommt. Doch bis dahin muss geschuftet werden, frei nach dem Motto: "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen". Ähnlich sieht es bei Clickworker aus. Zwar wird anhand von Deutschtests und Grammatikprüfungen stärker (und transparenter) auf die Qualität geachtet, doch auch hier ist der Verdienst sehr niedrig. Für einen Text mit 220 bis 250 Wörtern zahlt Clickworker 2,80 Euro.

Bewerten und kassieren

Ist letztendlich YourRate die ersehnte Goldgrube? Um bei dem Bewertungsportal aktiv sein zu können, müssen wir uns erst einmal bei anderen Bewertungsportalen registrieren – nämlich bei Google+ Local, Yelp und Pointoo – und YourRate die jeweiligen Benutzernamen mitteilen. Danach geht es los: Nun können wir Gaststätten, Läden und Dienstleistungen bewerten, die wir überhaupt nicht kennen. Für den Erfahrungsbericht bei einer Fusspflegerin, bei der wir nie gewesen waren, würden wir pro Bewertungsportal einen Euro kassieren, also maximal drei Euro.

Bevor wir den Job annehmen, mahnt YourRate: "Mit einem Klick auf den Button 'Job verbindlich buchen' beginnt Dein Beitrag zu mehr Transparenz im Web. Verfasse ein ehrliches, konstruktives und sachliches Feedback." Das gibt uns zu denken und wir suchen dann doch lieber etwas, was wir ehrlich, konstruktiv und sachlich bewerten können. Doch leider bleibt diese Suche erfolglos. Schade – denn drei Euro für 200 Zeichen klingen schon besser als drei Euro für 300 Wörter, auch wenn die Texte für jedes Bewertungsportal variiert werden müssen. Wer besonders fleissig ist, kann PowerRater werden und Produkte testen, die nach Hause geliefert werden. Doch da uns unser Gewissen davon abhält, falsche Bewertungen abzugeben, bleiben wir erst einmal arbeitslos.

Ein kleines Taschengeld – mehr nicht

Reich wird man mit diesen Internet-Geschäftchen also nicht. Statt grosser Reibach ist teils eher grosse Abzocke angesagt. Dennoch können Textbroker, Clickworker und YourRate für den Einen oder Anderen eine wertvolle Möglichkeit für ein kleines Nebeneinkommen sein. Schliesslich gilt immer noch: "Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert." Dabei müssen drei Voraussetzungen auf jeden Fall vorhanden sein: viel Zeit, viel Geduld und die Bereitschaft, für wenig Geld verhältnismässig viel zu arbeiten. Bequemer und profitabler ist es letztendlich, sich auf Tante Gretes schlechten Geschmack zu verlassen. - (sal)

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