(kom) - Elf Promis, zwei Wochen und eine Nation im Dschungel-Fieber. Zum siebten Mal schlägt RTL sein Promilager mitten im australischen Urwald auf. Ein Millionenpublikum fiebert mit, und die interessierten Werbekunden spülen ordentlich Geld in die Kassen des Senders. Doch wie sieht der Finanzhaushalt des Dschungelcamps in Wirklichkeit aus?
Sie lästern, kochen und beichten: Die C-Prominenz des Landes ist im australischen Urwald ganz eifrig bei der Sache - und offenbart die dunkelsten Geheimnisse. Die Produktionsmacher hingegen schweigen. ITV Studios Germany, die Produktionsfirma von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" hält sich mit Informationen zu den Kosten der Show bedeckt.
Wie hoch sind die Kosten des Dschungelcamps?
In Medienkreisen wird deshalb munter spekuliert, laut Insiderkreisen belaufen sich die Produktionskosten auf rund zwei Millionen Euro pro Folge - das bedeutet 30 Millionen Euro pro Staffel. Informationen, die auch die "Bild" in einem Bericht aufgreift. Zum Vergleich: Für eine Folge der beliebten RTL-Daily-Soap "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" fallen zwischen 70.000 Euro und 80.000 Euro Herstellungskosten an.
Doch warum ist die Produktion so aufwändig? 15 Tage lang existiert mitten im australischen Urwald eine kleine TV-Fabrik. Über 400 Arbeitskräfte stemmen das tägliche "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!", bei der britischen Ausgabe der Sendung sind es offenbar weit über 700 Mitarbeiter. Kamerateams, Redakteure, Techniker und Sicherheitspersonal kümmern sich um den reibungslosen Ablauf der Sendung. Die Promis werden 24 Stunden am Tag auf Schritt und Tritt beobachtet - die gesammelten Aufzeichnungen werden in drei Arbeitsschichten ausgewertet, zusammengeschnitten und verarbeitet.
Wie hoch sind die Einnahmen beim Dschungelcamp?
"Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" gehört zu den erfolgreichsten Formaten RTLs und erzielt täglich gigantische Einschaltquoten. Auf Anfrage hiess es von "IP Deutschland"-Sprecherin Anna-Lena Domke: "Ein klassischer 30-sekündiger TV-Spot liegt beim Dschungelcamp zwischen 57.500 und 72.000 Euro." Pro Sekunde zahlen Interessenten also zwischen 1.920 und 2.430 Euro.
"Allgemein hängt der Preis für einen Werbeplatz von einer Vielzahl von Faktoren ab - vom Sender, vom Monat, von der Tageszeit, von der Spotlänge und natürlich von der Anzahl und Zusammensetzung der Zuschauer, die eine bestimmte Sendung und die darin eingebettete Werbung anschauen", so die Sprecherin.
Werbe-Innovation in Form eines Schokoriegels
Doch fernab der klassischen Werbepause bietet "IP Deutschland" Werbeinteressierten auch Sonderwerbeformen an. 2012 gewannen die Kandidaten zum Beispiel während einer Schatzsuche einen Schokoriegel. Die Freude in der Promi-Runde war gross - nach tagelanger Schoko-Abstinenz nicht verwunderlich. Die clevere Produktplatzierung wurde von Branchenkennern als Innovation bezeichnet, und wird auch 2013 wiederholt.
Eine Molkerei und eine Bank sicherten sich 2013 die sogenannten "Cut-Ins". Werbung wird in einem bestimmten Moment horizontal und vertikal am Bildrand platziert. Zwischen sieben und zehn Sekunden dauert diese aufmerksamkeitsstarke Werbung. Kostenpunkt? Mehrere tausend Euro für wenige Werbesekunden. Doch damit nicht genug: RTL erzielt Millionenerlöse durch eine breit angelegte Internetvermarktung.
Werbung ist aber nicht die einzige Einnahmequelle für RTL. Per SMS und Telefonanruf können die Zuschauer festlegen, welche Promis zur Dschungelprüfung antreten – später auch wer das Camp verlassen soll. Für den Sender ein lukratives Geschäft, denn hunderttausende Euro sammeln sich hier täglich an. Glaubt man dem "Focus", so kassiert RTL stolze 40 Cent pro Anruf.
"Deutschland sucht den Superstar" profitabler als Dschungelcamp?
Doch ist Dschungelcamp die profitabelste RTL-Produktion? Nicht ganz. Nimmt man ein anderes Erfolgsformat des Senders unter die Finanzlupe, stellt sich heraus, dass die Werbeeinnahmen in Relation zur Einschaltquote dort weitaus höher liegen. 30 Sekunden Werbung bei "Deutschland sucht den Superstar" kostete 2012 zum Beispiel durchschnittlich zwischen 45.214 und 80.420 Euro. Bohlen und Co. verdienten 2012 bis zu 2.680 Euro pro Sekunde mit einem klassischen Werbespot. "Der Bachelor" holte durchschnittlich 1.890 Euro und Günther Jauchs "Wer wird Millionär" kam auf knapp 1.800 Euro pro Sekunde. Da sich die erwähnten Sendungen aber über mehrere Monate hinausstrecken, kann RTL logischerweise auch mehr Geld einnehmen. Und die Produktionskosten bei DSDS liegen natürlich auch nicht im Dschungel-Bereich.
Im Vergleich zu "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" sind die Zahlen also recht gleich, und das obwohl die Einschaltquote deutlich über dem Sender- und Durchschnittsschnitt von "Bachelor", "DSDS" oder "Wer wird Millionär" liegt. Während "Deutschland sucht den Superstar" in der vergangenen Staffel durchschnittlich bei 5,5 Millionen Zuschauer liegt, lockt das Dschungelcamp hingegen bis zu neun Millionen Menschen vor die Mattscheibe.
Top-Einschaltquote - und trotzdem Werbeflaute
Viele Zuschauer und hohe Produktionskosten: Trotz hoher Werbepreise geht die Rechnung bei diesen Zahlen nicht auf, wie das Branchenmagazin "Kontakter" in einem im Januar 2011 veröffentlichten Bericht bemerkte. Damals lief bei RTL die sechste Staffel des Dschungelcamps - eine der erfolgreichsten Promirunden seit der Erstausstrahlung 2005. Trotz der Megaquote machte RTL täglich Verlust - rund 500.000 Euro fehlten in der Kasse, denn die hohen Werbepreise konnten sich nicht viele Firmen leisten. Auch wollten viele Kunden ihre Produkte nicht mit Ekel-TV in Verbindung bringen. Trotz der vielen Schwierigkeiten ergab sich ein Vorteil für RTL: Vor allem der hohe Marktanteil lieferte eine gute Vorlage für die Profilierung des Senders bei den Werbekunden.
2013 scheint RTL von diesem Konzept erstmals richtig zu profitieren. In einem Interview mit "dwdl.de" wird der Geschäftsführer von IP Deutschland zitiert. "Wir sind mit dem Buchungsstand, insbesondere was die Auftaktsendung betrifft, höchst zufrieden". Und auch die Einschaltquote stimmt, schon in der zweiten Folge konnte der Vorjahresrekord gebrochen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit bis das Dschungelcamp erstmals auch die 50-Prozent-Marke beim werberelevanten Publikum der 14-49 Jährigen bricht. Das könnte schon in den nächsten Tagen der Fall sein.
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