2017 traf es Air Berlin, 2018 Small Planet Airlines, nun ist Germania pleite: Erneut muss eine Berliner Fluggesellschaft Insolvenz anmelden. Die Flugzeuge der Airline bleiben ab sofort am Boden, die Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft.
Die Berliner Fluggesellschaft Germania hat Insolvenz beantragt und noch in der Nacht auf Dienstag ihren Flugbetrieb eingestellt.
Wie das Unternehmen in der Nacht mitteilte, sind die Germania Fluggesellschaft GmbH und ihr Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH betroffen.
Der Geschäftsbetrieb der Schweizer Germania Flug AG und der Bulgarian Eagle geht dagegen weiter.
Geschäftsführer Karsten Balke begründete den Schritt damit, dass es nicht gelungen sei, einen kurzzeitigen Engpass erfolgreich zu überbrücken. "Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb", erklärte Balke laut Mitteilung.
Germania: Nicht alle Fluggäste bekommen Geld wieder
Er bedauerte die Auswirkungen des Schrittes für die Mitarbeiter, die ihr Bestes für einen zuverlässigen Flugbetrieb gegeben hätten, auch in den zuletzt angespannten Wochen. Die betroffenen Fluggäste bat Balke um Entschuldigung.
Passagiere, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, sollen sich laut Mitteilung direkt an ihren Reiseveranstalter wenden, um eine Ersatzbeförderung zu erhalten.
Wer sein Flugticket hingegen direkt bei Germania gekauft habe, habe laut Gesetzeslage darauf keinen Anspruch.
Der Lufthansa-Konzern und der Ferienflieger Condor bieten betroffenen Germania-Passagieren verbilligte Tickets an. Die grössten Überschneidungen in den Flugplänen gebe es mit der Tochter Eurowings, erklärte ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag. Die Angebote richten sich insbesondere an Passagiere, die nicht mit einem Pauschalreiseveranstalter unterwegs sind.
Im Ausland gestrandete Germania-Kunden könnten für Rückflüge bis Ende Februar 2019 ab sofort auf der Eurowings-Seite Flüge buchen und erhielten im Nachhinein die Hälfte des Flugpreises erstattet. Condor will Germania-Gäste ebenfalls für die Hälfte transportieren, sofern im Standby-Verfahren Plätze frei sind.
Zusätzlich soll auf der Lufthansa-Website in den kommenden Tagen ein Buchungsverfahren eingerichtet werden, mit dem verbilligte Tickets der Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian gebucht werden können. Hier sind pauschale Nettopreise von 50 Euro (Europa) und 200 Euro (Naher Osten) geplant.
Kerosinpreise machten Germania das Leben schwer
Anfang Januar waren die finanziellen Schwierigkeiten bei Germania bekannt geworden. Der Flugbetrieb ging jedoch zunächst planmässig weiter. Zwischenzeitlich hatte das Unternehmen von erfolgreichen Finanzierungsverhandlungen gesprochen.
Ende Januar wurde aber bekannt, dass es bei der Auszahlung der Januar-Gehälter an die Mitarbeiter Verzögerungen gab. Die Airline begründet den finanziellen Engpass mit massiven Steigerungen der Kerosinpreise und mit einer "aussergewöhnlich hohen Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte".
Noch am Montag hatte es einen Bericht über eine Investorengruppe aus Nordrhein-Westfalen gegeben, der hoffen liess. Die "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" berichtete unter Verweis auf eigene Informationen, dass eine Gruppe unter der Koordination von ehemaligen Airline-Managern helfen wolle und kurzfristig einen zweistelligen Millionen-Betrag bereitgestellt werden solle.
Zu der Gruppe solle auch der frühere Air Berlin-Chef Joachim Hunold gehören. Germania wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. In der Nacht folgte dann die Mitteilung, dass vor dem Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz für die genannten Firmen beantragt worden sei.
Germania beförderte mehr als vier Millionen Passagiere pro Jahr
Germania ist eine deutsche Fluggesellschaft mit einer mehr als 30-jährigen Geschichte. Sie wurde 1986 gegründet, seit 2009 ist Berlin der Firmensitz. Auf der Kurz- und Mittelstrecke beförderte die Airline mehr als vier Millionen Passagiere pro Jahr zu mehr als 60 Zielen innerhalb Europas, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten.
Zusammen mit der Schweizer Germania Flugbetrieb AG und der Bulgarian Eagle betrieb Germania zuletzt 37 Flugzeuge.
Erst Ende Oktober 2017 hatte die damals zweitgrösste deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ihren Flugbetrieb eingestellt, rund 8000 Mitarbeiter waren betroffen. Im Herbst 2018 ging die Charterfluggesellschaft Small Planet Airlines mit Sitz in Berlin in die Insolvenz. (ank/dpa)
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