Es ist der Tag der Entscheidung: Die Griechen haben in einem Referendum über die Sparpolitik abgestimmt. Ministerpräsident Alexis Tsipras hat für ein "Nein" geworben, die Griechen sind ihm mit deutlicher Mehrheit gefolgt. Die Entwicklungen rund um das griechische Referendum in der Ticker-Nachlese.

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+++ Griechen lehnen Sparpolitik mit grosser Mehrheit ab +++

+++ Regierung Tsipras will Verhandlungen mit Geldgebern so schnell wie möglich aufnehmen +++

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22:00 Uhr: Das amtliche Endergebnis steht zwar noch nicht fest, aber es ist mittlerweile klar, dass die Mehrheit der Griechen beim Referendum mit "Nein" gestimmt hat. Hier können Sie die Entwicklungen des Tages nachlesen.

21:51 Uhr: Griechenlands Finanzminister Gianis Varoufakis will nach dem Sieg der Reformgegner beim Referendum mit den internationalen Geldgebern neu verhandeln. "Ab morgen fangen wir an, unsere Wunden zu heilen", kündigte Varoufakis im griechischen Fernsehen an. Europa dürfe nicht mehr ein riesiger eiserner Käfig der Sparpolitik sein. Seine Regierung habe sich fünf Monate lang für gelockerte Sparvorgaben eingesetzt. Doch die Gläubiger hätten am 25. Juni ein Ultimatum gestellt, ihr Sparprogramm zu akzeptieren. "Sie haben unsere Banken geschlossen. Sie wollten uns erniedrigen", sagte Varoufakis. Nun habe das griechische Volk das Ultimatum zurückgewiesen.

21:30 Uhr: Die erste Reaktion aus der Bundesregierung auf das ziemlich sichere "Nein"-Votum der Griechen kommt von Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Der SPD-Chef reagierte mit scharfer Kritik. Dem "Tagesspiegel" sagt er, dass der griechische Premier seinem Volk vorgegaukelt habe, mit einem "Nein" werde die Verhandlungsposition Griechenlands gestärkt. In Wahrheit habe er damit aber "letzte Brücken eingerissen, über die Europa und Griechenland sich auf einen Kompromiss zubewegen konnten. Mit der Absage an die Spielregeln der Eurozone, wie sie im mehrheitlichen Nein zum Ausdruck kommt, sind Verhandlungen über milliardenschwere Programme kaum vorstellbar." Der Ball liege jetzt in Athen.

21:00 Uhr: Weder Kanzlerin Angela Merkel noch Finanzminister Wolfgang Schäuble haben sich bisher zum zu erwartenden Nein-Votum beim Referendum in Griechenland geäussert. Dafür aber andere Politiker. Wie CSU/CDU, SPD, die Grünen und die Linke auf die Abstimmung reagieren, haben wir hier für Sie zusammengestellt:

20:55 Uhr: Laut griechischem Innenministerium sind nun genau 50 Prozent der Stimmen ausgezählt. "Nein": 61,21, "Ja": 38,79 Prozent.

20:39 Uhr: Grosser Jubel auf den Strassen von Athen - inklusive Sirtaki-Tänzen:

20:28 Uhr: Die Linke hat das Referendum in Griechenland als Sieg für die Demokratie in Europa gewertet. "Die Griechinnen und Griechen haben sich zum zweiten Mal gegen die katastrophale Politik der sozialen Kürzungen und der wirtschaftlichen Verwüstung gewehrt", erklärte Parteichef Bernd Riexinger nach den ersten Ergebnissen, die auf ein klares Nein der Griechen zu den Reformforderungen der Geldgeber hindeuteten. "Sie haben Nein zu weiterer Austerität gesagt, Nein zu einer falschen Medizin, die immer nur kränker macht", sagte Riexinger. Das Votum legitimiere die Verhandlungsführung der linken Regierungspartei Syriza von Ministerpräsident Alexis Tsipras, die als Schwesterpartei der Linken in Deutschland gilt. "Die Verhandlungsführer müssen jetzt umgehend an den Tisch zurückkehren und den demokratischen Willen der griechischen Bevölkerung respektieren", forderte Riexinger.

20:15 Uhr: Es strömen immer mehr Anhänger der "Nein"-Kampagne in Griechenland auf die Strasse und feiern das Ergebnis des Referendums - so wie auf diesem Bild, das vor dem griechischen Parlament in Athen aufgenommen worden ist.

20:04 Uhr: Die CSU hat mit scharfen Worten auf das Referendum in Griechenland reagiert. "Wir müssen jetzt besonnen reagieren, aber klar ist: die linken Erpresser und Volksbelüger wie (Ministerpräsident Alexis) Tsipras können mit ihrer schmutzigen Tour nicht durchkommen", erklärte Generalsekretär Andreas Scheuer. Tsipras und seine Linksregierung habe dem Volk vorgegaukelt, es gäbe Euros ohne Reformen. Das Referendum kommentierte er mit den Worten: "Kali nichta, Hellas - Gute Nacht, Griechenland!"

19:59 Uhr: Nun die erste offizielle Reaktion der griechischen Regierung: "Das Mandat (des Volkes) ist klar. Ein neuer Versuch beginnt (seitens Athens) für eine für beide Seiten günstige Einigung, als gleiche Partner und nicht als eine Schuldenkolonie", sagte Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis. Nun sollen die Verhandlungen so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden, noch am Sonntagabend wolle man substanzielle Gespräche mit den internationalen Partnern beginnen. "Es muss eine Lösung binnen 48 Stunden geben." Tsipras werde sich "sehr schnell bewegen, um den Auftrag des Volkes in die Tat umzusetzen. Ab heute starten wir Verhandlungen", hiess es.

19:57 Uhr: Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus sieht nach dem Referendum in Griechenland schlechte Chancen für weitere Hilfspakete für Griechenland. "Für uns galt immer die Devise und gilt immer noch: Hilfen gegen Reformen", sagte er im ZDF. "Wenn diese Reformen nicht geliefert werden von der griechischen Regierung und wenn die griechische Regierung jetzt die Rückendeckung ihres Volkes dazu hat, dann wird es tatsächlich schwierig, weitere Hilfspakete auf den Weg zu bringen."

19:40 Uhr: Wie das ZDF berichtet, wird das Ergebnis immer deutlicher. Demnach haben über 60 Prozent mit "Nein" gestimmt, unter 40 Prozent mit "Ja".

19:23 Uhr: Es sieht danach aus, dass die Mehrheit der Griechen bei dem Referendum mit "Nein" gestimmt hat und die Sparpolitik ablehnen. Wir haben zusammengestellt, wie es mit Athen nach dem Referendum weitergehen könnte:

19:18 Uhr: Die Griechen haben beim Referendum über die Sparpolitik nach ersten Auszählungen die Forderungen der Geldgeber mehrheitlich abgelehnt. Wie das Athener Innenministerium am Sonntag mitteilte, stimmten nach Auszählung von knapp neun Prozent der abgegebenen Wahlzettel 59,9 Prozent mit "Nein" und 40,1 Prozent mit "Ja".

19:01 Uhr: In ziemlich genau einer Stunde soll es die ersten belastbaren Ergebnisse zu dem Referendum geben. Aktuell kursieren lediglich Umfrage-Ergebnisse.

19:00 Uhr: Die ersten griechischen Politiker melden sich nach dem Referendum zu Wort. Der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos teilte nach den Umfrageergebnissen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit: "Das griechische Volk kann nicht erpresst, terrorisiert, bedroht werden. Die Demokratie gewinnt." Auch Gianis Varoufakis hat getwittert - allerdings nicht zu den Umfragen, sondern weil er sich falsch zitiert fühlt. Der US-Sender CNBC hatte berichtet, dass bei einem "Nein" ein Deal mit den Gläubigern innerhalb von 24 Stunden zustande kommen könnte.

18:40 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel trifft morgen den französischen Staatspräsidenten Francois Hollande, um über die Konsequenzen aus dem griechischem Referendum zu beraten. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Das Gespräch findet um 18:30 Uhr statt.

18:35 Uhr: Wie der Privatsender ANT1 meldet, liegt die Wahlbeteiligung zum Referendum bei 65 Prozent - also deutlich über den geforderten 40 Prozent. Bei den Parlamentswahlen im Januar diesen Jahres lag die Beteiligung bei 63,87 Prozent.

18:23 Uhr: Bei dem Referendum in Griechenland deutet sich nach Umfragen mehrerer Fernsehsender eine knappe Mehrheit für die Reformgegner an. Der Privatsender Alpha berichtete, 49,5 bis 50,5 Prozent der Griechen hätten mit "Nein" gestimmt, 45,5 bis 50,5 Prozent mit "Ja". Der Sender Star berichtete zwischen 49 bis 54,5 Prozent der Griechen hätten mit "Nein" und zwischen 45,5 bis 49,5 Prozent mit "Ja" gestimmt. Diese seien aber "keine Prognosen" sondern nur Schätzungen von Demoskopen, die noch von den Ergebnissen der ausgezählten Stimmen bestätigt werden müssen. Offizielle Ergebnisse wollte das Innenministerium frühestens zwei Stunden nach Schliessung der Wahllokale gegen 20:00 Uhr MESZ bekanntgeben.

18:15 Uhr: Im griechischen Fernsehen werden die ersten Umfragen veröffentlicht. Bei den liegt das "Nein"-Lager knapp vorne.

18:00 Uhr: Die Wahllokale sind nun offiziell geschlossen. Erste belastbare Ergebnisse wird es aber wohl erst gegen 20:00 Uhr unserer Zeit geben. Die Regierung um Tsipras und Varoufakis rechnet fest mit einem "Nein" in dem Referendum. Sollte es tatsächlich so ausgehen, sollen bereits heute Abend Unterhändler nach Brüssel geschickt werden. Das berichtet "Sky News".

17:15 Uhr: Um 19:00 Uhr Ortszeit (18:00 Uhr MESZ) schliessen die Wahllokale. Bisher ist in Griechenland bei dem Referendum alles ruhig verlaufen, es kam zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Das teilte das Innenministerium in Athen mit. Erste aussagekräftige Ergebnisse werden gegen 20:00 Uhr unserer Zeit erwartet. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras ist sich offenbar sehr sicher, dass die Bürger ihm folgen und mit "Nein", also gegen das Sparprogramm, stimmen werden.

16:40 Uhr: Am Samstag hatte Varoufakis für Aufregung gesorgt, weil er den Umgang der Geldgeber mit Griechenland "Terrorrismus" nannte. Bislang hat sich kaum ein Politiker dazu geäussert - ausser die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. "Die Äusserung von Varoufakis ist eine Verhöhnung aller, die unter Terrorismus leiden", sagte sie der "Passauer Neuen Presse".

16:35 Uhr: Und gleich noch mehr von Gianis Varoufakis - und von seiner Sicht auf die Dinge. Nachdem er seine Stimme in Athen abgegeben hat, sprach er mit der "Bild"-Zeitung - und zeigte sich siegessicher: "Eine Mehrheit für ein Ja wird es nicht geben." Dennoch: Sollte die Mehrheit der Griechen für das Sparprogramm stimmen, würde er - wie angekündigt - tatsächlich zurücktreten. Das antwortete er auf eine entsprechende Frage der "Bild".

16:24 Uhr: Er hatte es schon in der vergangenen Woche mehrfach gesagt, nun wiederholt er es: Auch wenn die Mehrheit der Griechen bei dem Referendum mit "Nein" stimmen sollten, werde es zu keinem "Grexit" kommen. Da ist sich der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis sicher. Stattdessen werde es innerhalb von 24 Stunden zu einer neuen Einigung mit den Geldgebern kommen, sagt er in einem Interview mit US-Sender CNBC.

16:00 Uhr: Bei dem Referendum wird es wohl zu einem äusserst knappen Ergebnis kommen. Verschiedenen Umfragen zufolge liegen die Gegner der Sparpolitik und die Befürworter nahezu gleich auf.

15:19 Uhr: Die Beteiligung an der Volksabstimmung in Griechenland soll nach übereinstimmenden Berichten griechischer Medien am frühen Sonntagnachmittag die 40 Prozent übertroffen haben. Damit werde das Ergebnis des Referendums über das griechische Sparprogramm rechtskräftig sein, hiess es. Die Medien berufen sich auf Informationen aus dem Innenministerium. Bei Volksabstimmungen muss in Griechenland die Wahlbeteiligung bei mindestens 40 Prozent liegen. Anderenfalls hat das Ergebnis keine Wirkung. Erste aussagekräftige Ergebnisse für das Referendum werden etwa um 21:00 Uhr MESZ erwartet.

15:12 Uhr: Das Ergebnis des Referendums bringt weitreichende Folgen mit sich. Wie es danach wohl weitergeht, haben wir hier zusammengestellt:

14:45 Uhr: Hier finden Sie noch einmal die wichtigsten Fragen und Antworten zum Referendum auf einen Blick:

14:42 Uhr: Frankreich will auch bei einem "Nein" der Griechen im Referendum weiter einen Kompromiss im Schuldenstreit suchen. Dabei wolle sich Frankreich eng mit Deutschland abstimmen, sagte Wirtschaftsminister Emmanuel Macron. Präsident François Hollande werde sicher bereits am Sonntag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel beraten, um eine gemeinsame Position auszuarbeiten, sagte Macron am Sonntag im französischen Fernsehsender BFM-TV. Es gehe darum, einen guten Kompromiss zwischen den notwendigen Reformen in Griechenland und der Solidarität mit dem von der Staatspleite bedrohten EU-Land zu finden. In dieser Frage gäbe es keine Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich. "Im Lager der Bundeskanzlerin gibt es Stimmen, die sich hart geäussert haben, doch sie selbst hat dies immer sehr vorsichtig und ausgewogen getan", sagte der Minister.

14:03 Uhr: Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat nach einem Bericht des "Handelsblatts" vor einem Ausfall der Bundesbankgewinne bei einem Euro-Austritt Griechenlands gewarnt. Die Bundesregierung müsse sich darauf einstellen, dass die Bundesbank in den kommenden Jahren nicht wie üblich einen Gewinn an die Staatskasse überweisen könne, habe Weidmann vergangenen Mittwoch bei einer Kabinettssitzung in Berlin gesagt. Dies würde in den kommenden Jahren Milliardenlöcher in die Haushaltsplanung reissen. Bisher habe Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble einen Bundesbank-Gewinn von jährlich 2,5 Milliarden einkalkuliert. Die Bundesbank habe zwar bereits Rückstellungen von 14,4 Milliarden Euro für die Risiken der Euro-Krise gebildet. Doch diese würden wohl im Falle eines Grexits nicht ausreichen, schrieb das Blatt.

13:45 Uhr: Auch Gianis Varoufakis, griechischer Finanzminister und erbitterter Gegner der von den Geldgebern geforderten Reform- und Sparmassnahmen, seine Stimme abgegeben. "Es ist ein Moment der Hoffnung für ganz Europa. Die gemeinsame Währung und die Demokratie können zusammen leben und sie werden es auch", sagte er anschliessend dem griechischen Fernsehsender ERT1.

12:50 Uhr: Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD), hat der griechischen Regierung im Schuldenstreit eine Mentalität des Alles-oder-Nichts vorgeworfen. Er sei von dieser "ideologischen" Haltung "100 Prozent von Nichts ist mehr als ein Prozent von Etwas und wer ein Prozent von Etwas nimmt, ist ein Verräter an der hehren Sache" überrascht worden, sagte er dem Deutschlandfunk am Sonntag. Regierungschef Alexis Tsipras sei ein sympathischer Mensch, aber er stehe einer Regierung vor, die vergleichbar sei mit einer Koalition in Deutschland aus der Linken und Pegida: "Stellen sie sich das mal vor." In der griechischen Regierungspartei Syriza gebe es zudem Leute, die alles ausser Kraft setzen würden, was Griechenland mit den europäischen Partnern vereinbart habe.

12:15 Uhr: Aussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat vor negativen Folgen eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone für das Ansehen der Europäischen Union gewarnt. "Selbst wenn wir eine solche Entwicklung finanz- und währungspolitisch bewältigen können, wäre das Signal eines Grexit an die Länder ausserhalb der EU verheerend", sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag". Für den Fall eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone gelte: "Europa würde in Teilen der Welt an Ansehen verlieren und Glaubwürdigkeit einbüssen."

Zugleich kritisierte Steinmeier die griechische Regierung. Es sei "eine Mischung von Unerfahrenheit, Ideologie und radikaler Rhetorik", mit der diese die Verhandlungen in eine Sackgasse getrieben habe. Dabei sei leider auf der Strecke geblieben, was dieser Kurs für die Menschen in Griechenland bedeute. Nach einem "Nein" beim Referendum werde es keineswegs leichter, zu einem Kompromiss zu kommen. "Im Gegenteil", betonte der Minister. Griechenland solle gemeinsam mit den Partnern einen Weg aus der Misere suchen, "der Europa und die Mitgliedsländer der Eurozone nicht überfordert", forderte er.

12:00 Uhr: Bereits am Morgen hat Alexis Tsipras seine Stimme abgegeben. Der griechische Ministerpräsident wirkte dabei gelöst. Er sagte: "Man kann den Willen einer Regierung ignorieren, aber nicht den Willen eines Volkes."

(mit Material der dpa und AFP)
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