Die Schweiz ist in der Welt nicht nur für ihre schöne Landschaft, ihre Mehrsprachigkeit und ihre Volksabstimmungen bekannt. Man schätzt sie auch für die Klugheit ihres Bankensystems. Doch auch die feine Bankenwelt der Schweiz ist nicht frei von Skandalen.

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Seit 2008 befindet sich die Weltwirtschaft in einer Finanzkrise, die in ihrer Dimension an die Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Wir haben wieder gelernt, in Milliarden und gar in Billionen zu rechnen. Noch ist nicht abzusehen, wohin diese Krise führt. Fest steht jedoch, dass den Grossbanken eine entscheidende Rolle bei der Entstehung dieser Situation zukommt. So mancher Skandal führt uns dabei die Schwächen des Systems vor Augen.

UBS-Angestellter verzockt Milliarden

Ein Sprecher der Finanzmarktaufsicht (Finma) sieht in diesem Fall den bisher grössten Schweizer Bankenskandal: Der Ghanaer Kweku Adoboli verzockte als Angestellter der UBS 2,3 Milliarden Dollar, das sind umgerechnet rund zwei Milliarden Franken. Der junge Mann arbeitete als Angestellter der grössten Schweizer Bank an der Londoner Börse. Erst nach kritischen Nachfragen seiner Vorgesetzten gab Adoboli am 14. September 2011 schliesslich zu, dass er gewaltig Mist gebaut hatte. Einen Tag später wurde er verhaftet.

Am 3. September 2012 wird ihm nun der Prozess gemacht. Nach Angaben der UBS hatte Adoboli unautorisiert und spekulativ mit Aktienindexfutures, S&P 500-, DAX- und Euro-Stoxx-Papieren drei Monate vor seiner Verhaftung diesen riesigen Verlust verursacht. Kundengelder waren aber offenbar nicht betroffen.

Im Zuge des Skandals musste der damalige UBS-Chef, Oswald Grübel, Ende September 2011 zurücktreten. Wirkliche Aufklärung wird erst die kommende Gerichtsverhandlung bringen. Im Januar 2012 hatte Adoboli in einer Anhörung auf "nicht schuldig" plädiert.

Illegale Transfers bei der Schweizerischen Kreditanstalt

Die zweitgrösste Schweizer Bank ist die Crédit Suisse (CS) aus Zürich. Sie zählt laut "Financial Stability Board" weltweit zu den 29 systemrelevanten Grossbanken. Diese Bank war aber nicht von Anfang an aufs internationale Grossgeschäft ausgerichtet.

Ihren bisher medienträchtigsten Skandal hatte die CS, damals noch Schweizerische Kreditanstalt (SKA), im Jahr 1977. Der sogenannte Chiasso-Skandal hatte sein Zentrum in einer SKA-Filiale der Stadt Chiasso im Tessin. Von dort aus wurden 2,2 Milliarden Franken von Italien nach Liechtenstein verschoben. Die Herkunft der Gelder war eher dubios. An dem illegalen Transfer waren neben Anwälten auch Politiker aus dem Tessin beteiligt.

Als die Sache aufflog, war nicht nur das Image der SKA ramponiert - auch das berühmte Schweizer Bankgeheimnis kam auf den Prüfstand. Allerdings plädierten bei einer Volksabstimmung 1984 beeindruckende 73 Prozent der Schweizer gegen eine Abschaffung.

Die SKA verwandelte sich nach diesem Skandal von einem eher elitären Bankhaus in eine international agierende Grossbank. Seit 1997 trägt sie den Namen Crédit Suisse.

Kaschieren für höhere Boni?

Es ist kein echter Bankenskandal, wohl aber Teil der gerichtlichen Aufarbeitung der aktuellen weltweiten Finanzkrise.

Zwei ehemalige Börsenhändler der Crédit Suisse stehen momentan in den USA vor Gericht, weil sie Wertpapiere trotz fallender Kurse zu hoch bewertet hatten. Die Papiere waren mit US-Hypotheken abgesichert, die ab 2007 einem rapiden Kursverfall unterlagen. David Higgs und Salmaan Siddiqui gaben zu, im Jahr 2008 fallende Kurse verschleiert zu haben, indem sie etwa Verluste bestimmter Papiere mit Gewinnen anderer Papiere kaschierten. Ziel dieser Aktion waren offenbar höhere Bonuszahlungen für die Beschuldigten. Diese sagten allerdings auch aus, im Auftrag ihrer Vorgesetzten gehandelt zu haben.

Die CS selbst steht momentan jedoch nicht im Fokus der Ermittlungen. Die Grossbank hatte die beiden Händler im Jahr 2008 entlassen und musste kurz danach 500 Millionen Dollar abschreiben. Higgs und Siddiqui drohen nun fünf Jahre Haft.

Kleine Ursache, grosse Wirkung: Der Rücktritt der SNB-Präsidenten

Dieser Fall hat in der Schweiz hohe Wellen geschlagen, denn betroffen war der Präsident der Schweizer Nationalbank (SNB) und bei dieser Institution versteht man in der Schweiz keinen Spass. Philipp Hildebrand hatte im Januar 2010 den Chefposten bei der SNB übernommen. Der zweifache Schweizer Meister im Schwimmen machte auch im Strudel der Finanzkrise eine hervorragende Figur.

Allerdings erlaubte er sich im August 2011 einen Fehler: Seine Frau Kashya tauschte 500.000 US-Dollar in Schweizer Franken um - und zwar über Hildebrands Konto. Im September 2011 beschloss die SNB dann unter Hildebrands Verantwortung die Einführung eines Euro-Mindestkurses von 1,20 Schweizer Franken. Seiner Frau entstand damit ein Vorteil von 75.000 Franken.

Nach heftiger Kritik an seiner Person trat Hildebrand am 9. Januar 2012 als SNB-Präsident zurück. Jetzt arbeitet er an der Universität Oxford.

Späte Aufarbeitung: Der Raubgold-Skandal

Vor allem von grosser historischer Bedeutung ist der sogenannte Raubgold-Skandal. Während des Zweiten Weltkriegs herrschten in Europa katastrophale Zustände. Die Schweiz war als entwickelte Wirtschaftsmacht und politisch neutraler Akteur auf eine Zusammenarbeit mit beiden Kriegsparteien angewiesen. Als die kommende Niederlage Nazideutschlands ab 1944 sehr deutlich und ein Zahlungsausfall immer wahrscheinlicher wurde, verloren einige Schweizer Gläubigerbanken ihren Anstand und akzeptierten als letztes Zahlungsmittel wissentlich sogenanntes Raubgold, also Vermögen, dass die Nazis verfolgten Juden abgenommen hatten.

Erst 1996 beauftragte die Schweizer Regierung eine unabhängige Expertenkommission unter Leitung von Professor Jean-Francois Bergier mit der Untersuchung dieses dunklen Kapitels der Schweizer Geschichte. Der Abschlussbericht liegt zwar schon lange vor, doch die Aufarbeitung dieser Vorfälle dauert bis heute an. Man kann aber davon ausgehen, dass ein grosser Teil dieses Raubgoldes nicht mehr als solches auftauchen wird, weil es sich längst in "legale" Vermögenswerte umgewandelt hat.

Fusion mit Hindernissen

2006 war der sogenannte Swissfirst-Skandal monatelang ein abendfüllendes Thema. Obwohl es sich aus heutiger Sicht gar nicht um einen Skandal handelte, musste die einst renommierte Bank letztlich zu einem Schleuderpreis verkauft werden.

Swissfirst fusionierte 2005 mit der Bellevue-Gruppe und bezahlte den Kauf mit 50 Prozent ihrer Aktien. Swissfirst-Chef Thomas Matter brachte seine Aktionäre damals im Hauruck-Verfahren zum Verkauf ihrer Anteile, was viele von ihnen auch gerne taten. Allerdings durften sie laut Schweizer Insider-Gesetz im Vorfeld nicht über die geplante Fusion mit Bellevue informiert werden.

Als die Swissfirst-Aktien nach der Fusion an der Börse kräftig zulegten, sahen sich einige der Aktienverkäufer um ihre Gewinne betrogen. Dass an dem Deal dennoch nichts falsch war, bestätigte vor kurzem ein Schweizer Gericht, indem es die gewaltige Entschädigungsklage einer ehemaligen Grossaktionärin gegen Swissfirst zurückwies.

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