Der deutsche Leitindex DAX hat 2012 kräftig angezogen und wird voraussichtlich weit über den Erwartungen der meisten Analysten ins neue Jahr gehen. Eine positive Entwicklung, allen Krisen und Unbilden an den europäischen Märkten zum Trotz.

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Mit dem nahenden Jahresende fragen sich wieder viele Menschen, ob diese Entwicklung Bestand haben wird. Wie kann man sein Geld im neuen Jahr sicher und sinnvoll anlegen? Gibt es zumindest die Möglichkeit, das eigene Verlustrisiko zu minimieren? Besteht eventuell 2012 noch Handlungsbedarf? Über diese und andere Fragen haben wir mit dem Wirtschaftsexperten und Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest" Hermann-Josef Tenhagen gesprochen.

Herr Tenhagen, der Dax befindet sich zum Jahresende weiter im Aufwind? Wird dieser Trend anhalten?

Hermann-Josef Tenhagen: Leider haben auch wir keine Glaskugel und können dazu keine verlässliche Vorhersage treffen. Generell scheint sich die Finanzkrise in Europa derzeit jedoch zu beruhigen, ohne dass sie als beendet betrachtet werden kann. Die Entwicklung des Marktes ist aktuell eher vom "Fiscal Cliff" in den USA, also vom Streit über den Abbau der gigantischen Haushaltsdefizite in den USA beeinflusst, was gefährlicher ist.

Mit welchen Besonderheiten ist 2013 am Markt zu rechnen - in positivem und negativem Sinne?

Hermann-Josef Tenhagen: Wie eingangs schon erklärt, die Krise in Europa hat sich zwar beruhigt, sie beschäftigt uns aber weiter. Die Frage bleibt, woher die Wachstumsimpulse kommen sollen. Immerhin ist 2013 in Deutschland Wahljahr, da wird so manche Entscheidung ausbleiben, die die Märkte gut gebrauchen könnten.

Wo sehen Sie die grössten Risiken - und wie kann man sie am besten umgehen?

Hermann-Josef Tenhagen: Darauf gibt es eine sehr konkrete aber auch sehr generelle Antwort. Wichtig ist es, gerade in eher unsicheren Zeiten die eigenen Geldanlagen sinnvoll zu strukturieren. Das bedeutet zunächst, den von den Banken oft freizügig bereitgestellten Dispositionskredit nicht in Anspruch zu nehmen. Denn sollte es zu plötzlichen Engpässen kommen, zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit, sitzt man sonst sofort in der Falle und gerät schnell in finanzielle Probleme.

Sicherheit geht vor Risiko

Wenn die Möglichkeit besteht raten wir dazu, zwei Netto-Monatsgehälter auf einem Tagesgeldkonto zu deponieren. Damit besteht zumindest die Möglichkeit, Probleme über einen gewissen Zeitraum abzufedern und so den eigenen Handlungsspielraum zu bewahren. Parallel dazu ist es wichtig, sinnvoll in die Altersvorsorge zu investieren. Sinnvoll heisst in diesem Fall, entweder eine geförderte Vorsorge zu wählen – beispielsweise über eine Riesterrente, oder über die betriebliche Altersvorsorge zu gehen, so die Möglichkeit besteht.

Erst wenn diese Punkte erfüllt sind, also Dispofreiheit, Rücklage von zwei Nettogehältern und die geförderte Altersvorsorge, kann man über ein Engagement am Aktienmarkt nachdenken. Investiert wird hier also der Betrag, der tatsächlich übrig ist.

Welche Titel, Branchen oder Märkte wären beim Aktienkauf derzeit/ 2013 Ihre erste Wahl? Anders gefragt: Gibt es Papiere, von denen Sie dringend abraten?

Hermann-Josef Tenhagen: Nun, wir äussern uns bei Finanztest generell nicht zu einzelnen Papieren, ich werde hier also bestimmt keine Empfehlung für oder eine Warnung vor einer bestimmten Aktie abgeben. Womit wir uns dagegen seit Jahren intensiv beschäftigen, ist die Bewertung von bestimmten Fonds. Hier wählen wir auf Basis einer 5-Jahres-Analyse Fonds aus, die ein besonders gutes Chancen-Risiko-Verhältnis aufweisen. Am Ende stehen da 200 oder 300 aus 10.000 Fonds, die wir je nach persönlichem Anlageverhalten empfehlen können. Ob man am Ende eher konservative oder risikoreiche Anlagen wählt, hängt von der persönlichen Lebenssituation ab. Die Fondauswahl können Sie übrigens in jeder unserer Ausgaben auf Seite 84 detailliert nachlesen.

Gibt es für Sie sinnvolle Alternativen zum Engagement am Aktienmarkt? Wenn ja, welche?

Hermann-Josef Tenhagen: Was in die eigene Spur nicht reinpasst, sollte man auch nicht machen. Also wenn Sie beispielsweise nicht gerade semi-professionell an der Börse unterwegs sind, haben Zertifikate im eigenen Depot nichts zu suchen. Diese Form der Geldanlage ist dann schlicht zu schwierig. Ebenso gilt: Wenn Sie am Jahresende nicht gerade 10.000 Euro einfach übrig haben, lohnt kein Investment in geschlossene Immobilienfonds.

Index-Fonds als Chance für Einsteiger

Aktien beziehungsweise Fonds haben ja gerade den Vorteil, dass man mit relativ wenig Kapital in ausgewählte Sachwerte investieren kann. Am einfachsten ist dies mit Index-Fonds, in denen die Aktieninvestments leicht nachverfolgbar und unabhängig vom Managementerfolg eines Dienstleisters zusammengefasst sind. Als nächste Stufe kann man in gemanagte Fonds investieren, da muss man das Management regelmässig überprüfen. Zur genauen Auswahl hatte ich ja bereits etwas gesagt. Wer in Einzelaktien investiert, muss schon etwas mehr Zeit, Interesse und Wissen mitbringen. Auch dann sollte man für das eigene Portfolio sechs oder sieben Aktien auswählen, die es dann zu beobachten gilt. Das heisst zum Beispiel auch, die entsprechende Fachpresse dazu zu lesen.

Haben Sie vielleicht einen Tipp für alle, die 2012 noch etwas tun wollen?

Hermann-Josef Tenhagen: Durchaus, mehrere sogar: In Bezug auf die Altersvorsorge sollte man noch vor Jahresende prüfen, ob man die Förderung auch tatsächlich bezieht. Es macht ja gar keinen Sinn, in eine Riester-Rente einzuzahlen, aber auf die möglichen Fördergelder zu verzichten. Das sind oft hunderte Euro, die viele Anleger aus Unwissenheit einfach wegwerfen. Für alle die tatsächlich noch keine geförderte Altersversorgung nutzen, lohnt vielleicht noch ein Abschluss im alten Jahr. Und schliesslich ist da auch noch die Steuer, bei der der Jahreswechsel eine Rolle spielen kann. So kann man beispielsweise 6.000 Euro im Jahr für Handwerks-Arbeiten im eigenen Haushalt absetzen, hat aber vielleicht gerade eine Bad-Renovierung von 10.000 Euro. Da macht es natürlich Sinn, Arbeiten und Rechnung für 4.000 Euro ins neue Jahr zu verschieben. Das spart bares Geld.

Herr Tenhagen, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen einen guten Start ins neue Jahr.

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