Ikea-Gründer Ingvar Kamprad gehört zu den reichsten Menschen der Welt. Immer wieder sorgte der Schwede durch Bekenntnisse für Aufsehen. Mehrere Geständnisse und verschiedene Vorwürfe werfen ein unrühmliches Licht auf den Multi-Milliardär.
Ingvar Kamprad hat "keine Zeit zum Sterben", wie er einmal sagte. Der Gründer der schwedischen Möbelkette Ikea wird an diesem Mittwoch 90 Jahre alt. Rasten möchte er jedoch nicht. Und so mischt er sich noch heute in die Geschäfte des Weltkonzerns ein, obwohl dieser längst in eine Stiftung umgewandelt wurde und von seinen Söhnen geleitet wird. Kamprad zählt zu den reichsten Menschen der Welt. Und doch meinte er einst: "Kaum einer hat so viele Fehler gemacht wie ich." Interessante, kuriose und schockierende Fakten aus dem Leben des Möbel-Giganten.
Kamprad, der Deutsche
Kamprad wird am 30. März 1926 als Sohn deutscher Einwanderer in der südschwedischen Provinz Småland geboren, genauer gesagt in der Gemeinde Älmhult. Die Bewohner der Region sind bekannt für Geiz und Fleiss. Es sind Eigenschaften, die ihn prägen. 1974 gründet er in Eching bei München seine erste Ikea-Filiale in Deutschland. Noch heute ist die Bundesrepublik sein wichtigster Absatzmarkt.
Kamprad, der Selfmade-Man
Mit 17 gründet er einen Versandhandel für Kugelschreiber und Christbaumschmuck. Das Startkapital von 300 Kronen borgt er sich von seinem Vater. Er benennt den Versandhandel nach den Anfangsbuchstaben seines Namens und seines Heimatortes Elmtaryd Agunnaryd: Ikea.
Anfang der 1950er Jahre konzentriert er sich voll und ganz auf den Versand billiger Möbel. Damals fördert der schwedische Staat im grossen Stil den Wohnungsbau. Kamprad stellt seinen Landsleuten einfache Innenausstattungen zur Verfügung. Binnen Jahren wird er zum Grossunternehmer und das, obwohl er eine Schreib- und Leseschwäche hat.
Kamprad, der Geizkragen und Pfennigfuchser
Er selber hausiert stolz mit diesem Image. Früher kam der Milliardär etwa mit dem Linienbus zur Arbeit, weil dieser "supergünstig mit dem Seniorenpass" sei. Seinen Angestellten war er stets ein (manchmal fragwürdiges) Vorbild an Sparsamkeit.
Und das, obwohl ihn das US-Magazin "Forbes" im Ranking der vermögendsten Menschen der Welt um die Jahrtausendwende auf Rang vier führte – bei einem Vermögen von geschätzt 28 Milliarden Dollar. Seinen Mitarbeitern rät er zum Beispiel beharrlich, Papier beidseitig zu benutzen. Kamprad: "Alles, was wir verdienen, brauchen wir als Reserve."
Kamprad, der clevere "Fuchs"
Kosten zu reduzieren, ist für ihn die Devise schlechthin. Mitten in einer Hochphase des Kalten Krieges setzte er auf polnische Zulieferer, weil schwedische Hersteller seine Preispolitik boykottierten. Die Heimatliebe Kamprads, der in Schweden als Volksheld gilt, hat eine klar definierte Grenze – das eigene Einkommen.
Um beim Transport zu sparen, kam er auf die Idee, Schränke, Tische und Betten als Bausatz zu verkaufen. Seine Kunden bedienen sich in seinen Lagern direkt. Und seine Möbel tragen einfachste Namen wie Gorm (ein Regal), Poäng (ein Hocker) oder Lycklig (eine Tasche für TV-Fernbedienungen). Oft liegen seine Filialen etwas ungünstiger am Rande der Grossstädte. Auch das hat einen einfachen Grund: Kamprad will, wo es geht, Miete oder Grundstückkosten sparen.
Kamprad, der gleichgültige und knallharte Geschäftsmann
Mal wurde von asiatischen Kindern berichtet, die in Sklavenarbeit Teppiche knüpfen. Mal von armselig hausenden Arbeitern in Rumänien, die zu Billiglöhnen Möbel zimmern. Der Konzern blieb bei solchen Vorwürfen stets stur, verwies auf die vermeintliche Eigenständigkeit oder beendete notfalls die Zusammenarbeit.
Gegenüber lokalen Verhältnissen sei man ohnmächtig, hiess es nicht selten. Das ist, kritisch gesehen, feige. Eine Eigenschaft, so sagen Kritiker, die zu Kamprad passt. "Die Leute halten mich für billig. Sollen sie doch", sagte er in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen vor seinem 80. Geburtstag.
Kamprad, der Nazi- und Faschisten-Sympathisant
"Ja, ich war ein Nazi", gestand Kamprad 1998. In den 1940er Jahren marschierte er bei der Jugendorganisation der Nationalsozialisten in Schweden mit. Und er habe er mit Europas Faschisten sympathisiert, schilderte er, "mehr mit Mussolini als mit dem anderen Kerl" (Adolf Hitler, d. Red.).
Bereits 1994 schrieb er in einem offenen Brief an seine Angestellten über den "grössten Fehler meines Lebens" und verwies auf seine sudetendeutsche Grossmutter, derentwegen er anfällig gewesen sei "für den rechten Spuk". 1998 holte er schliesslich in einem eigens verfassten Buch zum umfänglichen Geständnis aus. Das Werk gilt heute als die offizielle Ikea-Geschichte.
Kamprad, der Alkoholiker
"Ich mag Whiskey und Wein sehr", sagte er einmal. Kamprad hat seit Ende der 1950er Jahre Alkoholprobleme – bis heute. Schuld sollen angeblich die Polen sein. "Als wir in den 1960er Jahren anfingen, dort Geschäfte zu machen, war der Wodka fast obligatorisch – zu jeder Tageszeit", erzählte er einst.
"Dreimal im Jahr trinke ich keinen Tropfen." Und doch nimmt sich der Multi-Milliardär auch in diesem Punkt selbst in Schutz. Kamprad: "Eine Menge Schweden sind in der gleichen Situation."
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