"Finstere Perspektiven" für alle, die in Deutschland bauen wollen oder eine Wohnung suchen: Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) hat am Dienstag sein Frühjahrsgutachten vorgestellt und vor einem "dramatischen Einbruch bei Wohn-Fertigstellungen" gewarnt. Demnach werden in diesem Jahr in Deutschland rund 600.000 Wohnungen fehlen, im kommenden Jahr dürften es 720.000 und bis 2027 dann 830.000 sein. Das wäre auch ein "soziales Debakel"
Um die Branche, die 19 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beisteuere, stehe es "so schlecht und kritisch wie nie in der Nachkriegsgeschichte", sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner in Berlin. Bauen sei heute "faktisch unmöglich" geworden, Deutschland auf diesem Gebiet nicht mehr wettbewerbsfähig.
Der ZIA kritisierte, dass aufgrund von gestiegenen Baukosten und Finanzierungsschwierigkeiten wegen des hohen Zinsniveaus viele Bauvorhaben "nicht mehr rentabel" seien und zurückgezogen würden. So hätten im vergangenen Jahr 20,7 Prozent der Unternehmen von stornierten Projekten berichtet - das sei ein neuer Höchststand. Diese Stornierungswelle beim Wohnungsbau könne sich "weiter fortsetzen, da die Rahmenbedingungen für Bauinvestitionen vorerst ungünstig bleiben dürften", warnte der frühere Wirtschaftsweise Lars Feld.
Der ZIA forderte unter anderem ein KfW-Förderprogramm, das die Marktzinsen auf zwei Prozent reduziert - das brächte bei einer Fördersumme von drei Milliarden Euro 100.000 zusätzliche Wohnungen. Ausserdem könnten ein vorübergehender Verzicht auf die Grunderwerbsteuer oder auf kommunale Abschöpfungen helfen. Nicht zuletzt forderte der ZIA, dass die geplanten steuerlichen Anreize über die sogenannte degressive AfA (Absetzung für Abnutzung) kommen - das Wachstumschancengesetz dürfe "nicht mit anderen sachfremden Fragen verknüpft werden". © AFP
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