Noch wehrt sich Mark Zuckerberg dagegen, eine Bezahl-Version von Facebook anzubieten. Doch räumt er nun bei seiner Senatsanhörung diese Möglichkeit indirekt ein. Und er ist nicht der Einzige.
"Es wird immer eine kostenlose Facebook-Version geben", sagte
Nicht erst seit dem Datenskandal um Cambridge Analytica gibt es Spekulationen darüber, ob es eines Tages eine kostenpflichtige Version von Facebook geben könnte.
Den Ball konkret ins Rollen brachte kürzlich Zuckerbergs Nummer zwei, Chief Operating Officer Sheryl Sandberg: In einem Interview in der "Today Show" auf NBC News sagte sie Anfang April, wenn Nutzer ihre Daten nicht zu Werbezwecken ausgewertet sehen wollten, müssten sie dafür bezahlen.
"Wir haben kein Opt-out auf höchstem Level", sagte sie. "Das wäre ein bezahltes Produkt."
Sandberg erklärte, Facebook führe derzeit interne Untersuchungen durch, und warnte zugleich vor weiteren Enthüllungen: "Ich werde hier nicht hocken und behaupten, wir finden nichts mehr, weil wir etwas finden werden."
Facebook verkaufe die Nutzerdaten nicht und gebe sie auch nicht weiter, aber "unser Service basiert auf euren Daten", betonte Sandberg. In einem anderen Interview mit "Bloomberg TV" sagte die Geschäftsführerin, ihr Unternehmen sehe sich "systematisch alle Arten an, wie Facebooks Daten genutzt werden".
Zudem stellte das Social Network einen Link zur Verfügung, über den eingeloggte Nutzer feststellen können, ob sie vom Datenleck betroffen sind. (HIER geht es zur der Seite)
Sieben Dollar im Monat für eine werbefreie Version
Die "Washington Post" hat ausgerechnet, wie viel eine werbefreie Version des sozialen Netzwerks kosten könnte: 2017 verdiente Facebook mit jedem seiner nordamerikanischen Nutzer 82,44 Dollar. Damit wären die Einnahmen mit einer monatlichen Gebühr von knapp sieben Dollar bereits gedeckt.
In Europa verdiente Facebook 2017 mit Werbeeinnahmen 26,94 Dollar pro Nutzer. Hier würde ein Monatsabo von 2,30 Euro die Einkünfte bereits decken. Im weltweiten Durchschnitt lagen die Einnahmen bei 19,84 Dollar pro Mitglied - also 1,65 Dollar im Monat.
Bewertet wird das Unternehmen mit rund 450 Milliarden Dollar, weil Investoren mit steigenden Einnahmen rechnen. Stellt man dieser Kalkulation Facebooks zwei Milliarden Nutzer gegenüber, ist jeder Einzelne aktuell 225 Dollar wert.
Zuckerberg hatte in der Vergangenheit immer wieder - und auch in seiner Anhörung vor dem Senat - betont, er wolle einen kostenlosen Service anbieten. Grundsätzlich schloss er eine Bezahl-Option jedoch nicht aus.
Mark Zuckerberg fünf Stunden von Senatoren befragt
Fünf Stunden lang war der Facebook-Chef am Dienstag von den Senatoren befragt worden - so gründlich, wie es ihr Wissen über das soziale Netzwerk zuliess. Ein Senator wollte wissen, wie sich das Unternehmen finanziere. "Senator, bei uns gibt es Werbung", antwortete Zuckerberg leicht entgeistert.
Einer der wenigen erhellenden Momente war jener, als Senator Dick Durbin den Wert der Privatsphäre am Beispiel Zuckerberg persönlich demonstrierte.
"Mister Zuckerberg, würden Sie sich wohl damit fühlen, uns mitzuteilen, in welchem Hotel Sie die vergangene Nacht verbracht haben?", fragte der 73-jährige Demokrat. "Um .. Äh ...", stammelte ein sichtlich überrumpelter Facebook-Chef, der nach einer kurzen Nachdenkpause lächelnd mit "Nein" antwortete.
Durbin hakte nach: Vielleicht die Namen der Leute, mit denen er diese Woche Kurznachrichten ausgetauscht habe? "Nein, Senator, ich würde wahrscheinlich bevorzugen, das nicht hier in aller Öffentlichkeit zu tun", entgegnete Zuckerberg mit leicht gereiztem Unterton. Durbin schien zufrieden: "Ich denke, das zeigt, worum es hier eigentlich geht."
Geschickte Ausweichmanöver des Facebook-Chefs
Häufig scheiterten die Senatoren jedoch an Zuckerbergs Ausweichmanövern. Viele Detailfragen beantwortete er nicht direkt, sondern versprach, "sein Team" werde sie nachträglich beantworten - beispielsweise die Frage, ob Facebook weiter Daten über die Aktivität der Nutzer sammelt, nachdem sie sich auf einem Gerät ausgeloggt haben.
Zuckerberg gab auch keine konkrete Antwort auf die Frage, wie lange es dauert, bis alle Daten eines Nutzers entfernt werden, wenn dieser seinen Facebook-Account löscht.
So ein Fall sei komplex und Facebook bemühe sich, das in einer vernünftigen Zeit zu erledigen, sagte der Firmenchef.
Zuckerberg wich mehreren Versuchen von Senatoren aus, ihn zu einem klaren "Ja" oder "Nein" bei einigen Fragen zu drängen, die langfristige Folgen für Facebook haben könnten - etwa, ob das Online-Netzwerk eine neutrale Plattform sei oder er bestimmte Gesetze zur Internet-Regulierung unterstützen würde.
Spekulationen, Facebook höre Gesprächen der Nutzer zu, um ihnen passende Werbung zu zeigen, wies Zuckerberg indes klar zurück: "Das machen wir nicht", sagte er und betonte, es handle sich dabei um eine reine "Verschwörungstheorie".
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