Mit Drogenhandel werden weltweit atemberaubende Summen verdient. Rund um Crystal Meth, Heroin und Cannabis hat sich ein grosser und profitabler Wirtschaftssektor etabliert, dessen Umsätze eine jüngst erschienene Studie der Europäischen Kommission allein in Deutschland auf 3,5 Milliarden Euro beziffert.

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Wieder einmal haben Deutschlands Rauschgiftfahnder zugeschlagen, wieder einmal gelang ihnen ein Coup im dreistelligen Kilogrammbereich: Nach mehrmonatigen Ermittlungen hat das BKA in dieser Woche unter Leitung der Staatsanwaltschaft Essen 330 Kilogramm Heroin sichergestellt. Und damit unter Beweis gestellt: Die Bekämpfung des illegalen Drogenhandels ist und bleibt eine grosse Herausforderung. Schätzungen zufolge konsumieren allein in Deutschland 200.000 Menschen illegale Substanzen, die meisten von ihnen Heroin. Cannabis ist in dieser Statistik noch gar nicht eingerechnet

320 Milliarden US-Dollar Umsatz pro Jahr

Für die Produzenten und Lieferanten ist das ein Milliardengeschäft: Verlässliche Zahlen für Deutschland gibt es nicht, schliesslich aber ist der Drogenhandel auch vielmehr ein multilaterales Geschäft. Laut Angaben der UN liegt der Umsatz im weltenweiten Drogengeschäft bei 320 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Da überrascht es geradezu, dass UNODC, die Behörde für Drogen- und Verbrechensbekämpfung der Vereinten Nationen, bereits von einer langfristigen Eindämmung der illegalen Drogenwirtschaft spricht.

Tatsächlich, das zeigt unter anderem der jährlich veröffentlichtem REITOX-Bericht der deutschen Beobachtungsstelle für Drogensucht (DBDD), hat sich der Konsum von Kokain und Heroin insgesamt stabilisiert. Dennoch machen sowohl die Vereinten Nationen als auch die DBDD auf neue Trends in der Drogenwirtschaft aufmerksam.

Synthetische Drogen sind das grösste Problem

Als problematischen Trend erkennt die UNODC in ihrem Bericht die wachsende Verbreitung synthetischer Drogen. So tauchten in den vergangenen Jahren ständig neue Substanzen auf, die zunehmend über das Internet vertrieben würden. "Wir finden dort eine breite Angebotspalette vor", sagt ein Mitarbeiter der DBDD, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Zum Teil sind es nur kleine Änderungen in den Molekülen, die aus einem legalen Stoff einen illegalen machen." Der neue Vertriebsweg stelle die Ermittler vor Herausforderungen, sagt der Experte. "Allerdings macht der Handel im Internet auch noch lange nicht den grössten Teil aus."

Eine erhebliche Steigerung an Sicherstellungen verzeichnet die DBDD im vergangenen Jahr bei den so genannten kristallinen Methamphetaminen, eher bekannt als Crystal Meth. 3.847 registrierte Sicherstellungsfälle veröffentlicht die DBDD in ihrem jährlichen REITOX-Bericht für 2013, das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Sicherstellungsmenge lag bei 77 Kilogramm. "Wir stellen hier einen erheblichen Anstieg der Abhängigen fest", sagt der Experte der DBDD. "Unter den Hilfesuchenden, die die Drogenberatungsstellen aufsuchen, sind die Konsumenten von Crystal Meth inzwischen die zweitgrösste Gruppe – hinter jenen, die Alkohol konsumieren, aber vor den Cannabis-Abhängigen." Für die Hersteller in Tschechien habe sich das direkte Nachbarland Deutschland schnell zu einem lukrativen Absatzmarkt entwickelt.

Den grössten Anstieg erstauffälliger Konsumenten harter Drogen stellte die Polizei 2013 aber beim illegalen Konsum der Traditionsdroge Ecstasy fest. So stiegen die polizeilich bekannt gewordenen Fälle um 25 Prozent auf 2.233 Fälle, die sichergestellte Menge sogar um rund 53 Prozent.

Terrorismusfinanzierung durch Drogen

Als gravierendes Problem bezeichnet UNODC, die Behörde für Drogen- und Verbrechensbekämpfung der Vereinten Nationen, vor allem die Verbindung des Drogenhandels mit der Organisierten Kriminalität. Neue Drogenmärkte in den Entwicklungsländern sowie die Entwicklung neuer Schmuggelrouten führten zur Destabilisierung ganzer Staaten. In einigen Regionen würden Drogengelder ausserdem zur Terrorismusfinanzierung verwendet.

Im Zusammenhang mit den immensen Umsätzen im illegalen Drogenhandel wird in Deutschland immer wieder auch die Forderung nach einer Legalisierung von Cannabis laut. Schliesslich, so die Argumente der Befürworter, belaste die bisherige Kriminalisierung den Staatshaushalt im doppelten Sinne: Durch entgehende Steuereinnahmen ebenso wie mit den Kosten für die Durchsetzung des Drogenverbotes durch Polizei, Strafvollzug und die Gerichte.

Studien, unter anderem der Europäischen Union, haben in der Vergangenheit immer wieder bestätigt, dass Gesetze, die die Produktion und den Vertrieb von Cannabis verbieten, zu einem dramatischen Preisanstieg für diese Droge führen. Dieser sei darin begründet, dass Produzenten und Händler einen Ausgleich dafür verlangen, dass sie das Risiko einer Festnahme, Inhaftierung, der Beschlagnahmung ihrer Ware und einer Verletzung aufgrund von Gewaltanwendung eingehen. Ausserdem wollen sie einen Ersatz für die Kosten haben, die ihnen dadurch entstehen, dass sie verdeckt arbeiten müssen.

Umsatz mit Cannabis

Der Deutsche Hanf-Verband schätzt, dass in Deutschland jährlich ein bis zwei Milliarden Euro Umsatz mit dem Verkauf von Cannabis gemacht werden. 2013 hatte sich der Anstieg der Cannabisdelikte weiter fortgesetzt und mit 145013 polizeilich registrierten Straftaten einen neuen Höchststand erreicht.

Welchen Anteil der Rauschgifthandel derweil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat, am Wert aller innerhalb eines Jahres hergestellten Waren und Dienstleistungen, wird sich schon bald zeigen. Weil neue Vorgaben der EU es entsprechend vorsehen, zählt unter anderem der Rauschgifthandel seit September zum BIP. Nach Aussagen der Statistikbehörde werde der Wert der illegalen Tätigkeiten hierfür geschätzt.

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