Dem US-amerikanischen Küchenartikelhersteller Tupperware droht die Insolvenz. Kürzlich war die Aktie um fast 50 Prozent eingebrochen. Es wäre das Ende einer Kultmarke. Ein Ende, das abzusehen war, wie ein Börsenexperte analysiert.
Es ist der vorläufige Tiefpunkt in einer einst ruhmreichen Geschichte: Nachdem die Firma Tupperware vor akuten Geldnöten gewarnt hatte, brach die Aktie um fast 50 Prozent ein. Im Schlussquartal 2022 hatte das Unternehmen einen Verlust von 35,7 Millionen Dollar gemacht. Daher sei die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs ungewiss, so Firmenchef Miguel Fernandez.
Doch wie konnte es so weit kommen? Immerhin handelt es sich um eines der traditionsreichsten Unternehmen, dessen Produkte gar als Synonym für Haushaltsartikel aus Plastik galten.
"Tradition allein reicht nicht", sagt Finanzexperte Christian W. Röhl, "insbesondere, wenn es nicht gelingt, diese Tradition in die Zukunft zu transportieren." Röhl sieht den derzeitigen Kursverlust als das "letzte Kapitel eines langen Niedergangs". Ein Niedergang, der im Aktienkurs seit 2014 abzusehen gewesen sei.
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Bereits 2022 war die Aktie um 90 Prozent gefallen, wie das "Handelsblatt" berichtet. Inzwischen liegt das Papier bei 1,20 Dollar. Noch vor zehn Jahren kostete die Aktie fast 70 Dollar. Die Probleme begannen jedoch noch früher. Seit den 1990er-Jahren hat das Unternehmen mit Umsatzrückgängen zu kämpfen.
Tupperware setzt im Kern auf ein Vertriebskonzept, das in den 1950er-Jahren entwickelt wurde. Dazu gehören in Deutschland etwa 60.000 bis 70.000 Beraterinnen in Bezirkshandlungen und natürlich den legendären Tupperware-Partys. Ein Konzept, das nicht mehr zu den Bedürfnissen der Konsumenten im 21. Jahrhundert zu passen scheint.
"Es gibt den Spruch 'Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit'", sagt Christian Röhl. Zwar habe Tupperware versucht, eine E-Commerce-Strategie zu entwickeln, aber eben nur halbherzig. Vor allem aber habe man im Marketing versäumt, die Produkte mit einer zeitgemässen Story aufzuladen, kritisiert der Experte.
Tupperware: Ist das Ende einer Kultmarke gekommen?
Auch jüngere Konsumenten seien grundsätzlich bereit, für Küchenprodukte Geld auszugeben, betont Röhl. "Aber warum sie für einen Zwiebelschäler von Tupperware 60 Dollar ausgeben sollen, erschliesst sich mir nicht." Röhls vernichtendes Urteil: "Die Marke ist einfach nur piefig."
Zu allem Übel versäumte das Unternehmen, den Jahresbericht termingemäss zu veröffentlichen. Damit verstösst Tupperware gegen Kreditvereinbarungen, was zu Problemen mit der Börsenaufsicht führen könnte.
Ist das also das Ende einer Kultmarke? Sollte man schnellstens noch ein paar Partys besuchen und sich mit den letzten Restbeständen eindecken?
Um die Wende doch noch zu schaffen, hat die Firma nun externe Berater an Bord gebracht. "Das Unternehmen tut alles in seiner Macht Stehende", versicherte der Tupperware-CEO Miguel Fernandez. Dazu gehört auch die Suche nach potenziellen Investoren.
Die stünden jedoch nicht gerade Schlange bei einem Unternehmen mit Liquiditätsproblemen, sagt Röhl. "Es wird schwierig, den Laden zu retten.
Kurseinbruch bei Tupperware: Aktionäre verlieren ihr Kapital
Man hätte zu anderer Zeit mehr daraus machen können, sagt Röhl, aber das Unternehmen werde seit langer Zeit mit hohen Schulden gefahren. "Das ist bei niedrigen Zinsen gutgegangen, aber der Zinsanstieg ist bei einer schuldenfinanzierten Struktur sehr kritisch." Man solle sich besser nicht der Hoffnung hingeben, dass jemand den Retter spiele.
Und was bedeutet der Kurseinbruch eigentlich für die Aktionäre? "Die haben den wesentlichen Teil ihres Kapitals verloren", sagt Röhl. Gleichzeitig warnt er davor, jetzt zu investieren und auf steigende Kurse zu hoffen. "Auch eine Aktie, die schon 95 Prozent verloren hat, kann nochmal 100 Prozent verlieren."
"Mach Party!" heisst es auf der Unternehmenswebsite von Tupperware. Zumindest an der Börse ist die Partylaune vorerst Katerstimmung gewichen.
Verwendete Quellen:
- handelsblatt.com: Drohende Insolvenz. Tupperware-Aktie bricht um fast fünfzig Prozent ein
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