Die tränenerstickte Video-Botschaft Gerhard Bosselmanns hatte viele Menschen berührt. Der Geschäftsmann aus Langenhagen bei Hannover bat Verbraucher darum, in der Corona-Krise beim Bäcker einzukaufen. Es gehe alleine in seinen Filialen um 205 Arbeitsplätze. Doch nun regt sich heftige Kritik an Bosselmann.
Eine Video-Botschaft inmitten der Corona-Krise hat aus Gerhard Bosselmann über Nacht einen Arbeitgeber gemacht, den ganz Deutschland kennt. Und mit dem ganz Deutschland mitweint.
Bosselmann ist Chef von mehr als 200 Angestellten. 205 genau. Er hat Angst um deren Zukunft. Eine "scheiss Angst", um Bosselmann wörtlich zu zitieren.
Bosselmann erzählte der Netzgemeinde in aller Offenheit und unter Tränen, wie es Mittelständlern wie ihm derzeit geht. Die Kunden hätten es mit ihrem Einkaufverhalten in der Hand, Läden wie die seinen vor der Insolvenz zu retten.
Bosselmann droht Mitarbeitern bei Corona-Leichtsinn mit Kündigung
Was Bosselmann jedoch verschwiegen hat, ist ein Brief an seine Mitarbeiter. Darin soll er "leichtsinnigen" Angestellten mit der Entlassung drohen. Darüber berichtete zuerst die "Hannoversche Allegemeine Zeitung".
Bosselmann habe demnach in besagtem Brief seiner Belegschaft Folgendes angekündigt: "Krankmeldungen wegen Erkältung ohne Fieber werden nur mit vorgelegter Corona-Testierung akzeptiert. Andernfalls werden wir keine Lohnfortzahlung zahlen."
Er sei zudem "entschlossen, bei begründeten Zweifeln die Mitarbeiter zu versetzen oder zu entlassen. Danach steht Ihnen der Klageweg offen."
Das klingt nicht nach dem Bosselmann, den Social-Media- und Internet-Nutzer kürzlich kennengelernt haben.
Der Unternehmer verteidigt jedoch sein Vorgehen: Er habe wegen des Virus bereits 80 Prozent seines Umsatzes eingebüsst und zehn Filialen schliessen müssen.
Bosselmann: "Mitarbeiter gingen zu Corona-Partys"
Kein Verständnis habe er für das Verhalten, von dem ihm drei Mitarbeiter berichtet hätten. Sie seien bei "Corona-Partys oder einem Kindergeburtstag" gewesen. "Und jetzt wissen sie nicht, ob sie weiterhin zur Arbeit kommen sollen."
"Ich habe vielleicht einen scharfen Ton gewählt", sieht Bosselmann allerdings auch. Besonders junge Menschen aber unterschätzten seiner Ansicht nach die bestehende Gefahr: nach wie vor und trotz aller bestehenden Empfehlungen und Verboten aus Medizin und Politik.
"Wenn einzelne Mitarbeiter durch ihr Verhalten den gesamten Betrieb gefährden, muss man deutliche Worte finden", rechtfertigte sich Bosselmann nach Information der "HAZ".
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