Lange galten Grossflugzeuge als die Zukunft des Luftverkehrs, doch nun droht dem weltweit grössten Passagierjumbo A380 das Aus. Von 2018 an ist die Produktion nicht mehr profitabel, sagte der Airbus-Vorstand. Wie ist das möglich?

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Die Gerüchte und Spekulationen hielten sich schon einige Monate. Nun hat auch der europäische Flugzeughersteller Airbus selbst angedeutet, dass er die Produktion des Gigantenfliegers A380 in Zukunft möglicherweise stoppen werde. Vor Investoren in London sagte Airbus-Finanzchef Harald Wilhelm am Mittwoch, das grösste Passagierflugzeug der Welt müsse entweder mit neuen Triebwerken ausgestattet oder eingestellt werden.

Grosskunde Emirates fordert technische Verbesserungen

Veranlasst zu diesem drastischen Schritt sieht sich Airbus vermutlich durch den Grosskunden Emirates, der mit 140 Jets mehr als 40 Prozent aller A380-Maschinen bestellt hat und dringend eine Modernisierung der Flotte fordert: Mit leistungsfähigeren Triebwerken, die den Superjumbo mit offiziell 414,3 Millionen Dollar Listenpreis endlich wettbewerbsfähig machen.

Tatsächlich liegt der Grund der Misere im technischen Fortschritt, mit dem das Riesen-Flugzeug einfach nicht mehr schritthalten kann. Denn technisch liegt der Flieger weit hinter Maschinen wie der Boeing 787 und dem Airbus A350, die momentan auf den Markt kommen.

25 Milliarden Dollar Entwicklungskosten

In den 1990ern konzipiert, im Jahr 2000 offiziell gestartet und 2007 erstmals ausgeliefert, verschlang der A380 in dieser Zeit zwar schätzungsweise rund 25 Milliarden Dollar an Entwicklungskosten. Doch die gewünschten Bestellungen blieben weitestgehend aus: Nur 318 Exemplare hat Airbus bisher verkauft.

Die neuen und deutlich kleineren Langstreckenflieger haben gegenüber dem Superjumbo einen grossen Vorteil: Sie kommen mit nur zwei Triebwerken zwar auf die annähernd gleiche Stückkosten, doch mit seinen vier Triebwerken hat der A380 allein schon durch die Wartung einen eindeutigen Kostennachteil. Und weil viele Fluggesellschaften inzwischen ohnehin das Risiko scheuen, so viele Sitze wie im A380 füllen zu müssen, gibt es kaum mehr einen wirtschaftlichen Anreiz, grössere Maschinen einzusetzen.

Airbus ist also in der Bredouille, zögert aber, zusätzliches Geld in den Flieger zu investieren. Denn eine Weiterentwicklung würde Milliarden kosten. Eine Summe, die sich laut Airbus-Chef Thomas Enders auch rechnen müsse. "Ob wir die A380 modernisieren oder nicht, werden wir von wirtschaftlichen Gesichtspunkten abhängig machen und nicht zulassen, dass das unseren Gewinn belastet", sagte der Konzernchef bei der Veranstaltung in London. Seit Januar hat lediglich ein Kunde zwanzig Exemplare des A380 bestellt. Airbus muss aber jährlich etwa 30 Maschinen ausliefern, damit sich die Produktion rechnet.

Ab 2018 gehen die Bestellungen aus

Und auch das bedeutet keinesfalls, dass Airbus überhaupt schon Geld verdienen würde. Denn erst ab dem kommenden Jahr soll das Modell Gewinne abwerfen. Wenn nun aber, wie es sich derzeit ankündigt, ab 2018 die Bestellungen ausgehen, ist die Produktion bereits ab dann nicht mehr profitabel.

Doch der derzeitige Trend in der Flugverkehrsbranche betrifft nicht Airbus allein. Zwar bezweifelte Mitbewerber Boeing seit jeher, dass sich das Projekt der Europäer wirtschaftlich rechnen würde. Doch auch der US-Konzern verkaufte von seinem Jumbo-Jet 747 in rund 45 Jahren nur etwa 1.500 Modelle – seit der Konkurrenz durch die A380 aber mit stark abnehmender Tendenz.

Aktienkurs fällt um mehr als zehn Prozent

Jüngst hatte Boeing deshalb angekündigt, die Produktion im nächsten Jahr von rechnerisch 1,5 auf 1,3 Flugzeuge monatlich weiter zu kürzen. Analysten spekulieren auch hier bereits über ein Ende des Jumbo-Jet 747-Programms. Nach Bekanntmachung der Hiobsbotschaft durch Airbus gab die Aktie des Konzerns zeitweise um mehr als zehn Prozent nach.

Inzwischen hat sich Emirates zu der Verkündigung geäussert: Die Fluggesellschaft sei bereit, viel Geld in eine modernisierte Version des A380 zu investieren und stellte in Aussicht, weitere Riesenjets des Typs A380 zu kaufen.

Und auch der Chef der Airbus-Flugzeugsparte, Fabrice Bregier, machte neue Hoffnung und relativierte die Aussagen der Konzernführung: Sein Unternehmen werde eines Tages eine neue A380-Version anbieten – länger oder mit anderen Triebwerken. Damit könnten dann auch neue Kunden angelockt werden, sagte er auf einer Investoren-Veranstaltung.

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