Fünf Jahre nach dem mörderischen Einsturz eines Industriekomplexes in Bangladesch bleibt die Situation für Textilarbeiterinnen prekär.

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Die Nichtregierungs-Organisation Public Eye fordert mehrere Schweizer Bekleidungshersteller auf, ein Abkommen zur Verbesserung der Werkssicherheit zu unterzeichnen, das bereits von 145 internationalen Marken paraphiert wurde.

Am 24. April 2013 stürzt in den Vororten von Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, ein achtstöckiges Fabrikgebäude ein. Unter den Trümmern des Rana Plaza, so der Name des Komplexes, finden die Bergungsleute mehr als 1100 Leichen und 2000 Verletzte.

Insgesamt befanden sich 3500 Arbeiterinnen und Arbeiter im Gebäude. Die Ursache des Einsturzes: Ignorieren von Sicherheitsstandards beim Bau.

Die Industriekatastrophe zerrte die schrecklichen Arbeitsbedingungen mit einem Schlag ins internationale Scheinwerferlicht, unter denen lokale Subunternehmer ihre Textilarbeiterinnen beschäftigen.

Shoppen auf dem Buckel der Näherinnen

Brisant: Diese arbeiten buchhalterisch indirekt für die grossen und bekannten internationalen Kleidermarken, die in Läden auf der ganzen Welt verkauft werden. Mit diesem Geschäftsmodell ist Bangladesch zum zweitgrössten Bekleidungshersteller der Welt aufgestiegen.

Nach diesem weltweit Aufsehen erregenden Skandal unterzeichneten mehr als 145 internationale Textilunternehmen ein "Agreement on Fire Protection and Building Safety". Das Abkommen für einen besseren Schutz der Arbeiterinnen vor Brand- und Einsturzkatastrophen wurde soeben um drei Jahre verlängert.

An der Ausarbeitung war neben europäischen Fachleuten auch die Bangladesh Workers' Safety Alliance beteiligt.

Fast die Hälfte sind Todesfallen

Trotz des Abkommens bleibt immer noch viel zu tun. Eine Studie des Center for Business and Human Rights in New York, die anlässlich des tragischen Jahrestages veröffentlicht wurde, hält fest, dass Arbeiter in rund 3000 der insgesamt rund 7000 Fabriken Bangladeschs nach wie vor tödlichen Risiken ausgesetzt sind.

Diese bestehen in einem eklatanten Mangel an Brandschutzausrüstung bis hin zu schweren Baumängeln und Konstruktionsfehlern.

Betroffene Schweizer Marken

Die Schweizer Nichtregierungs-Organisation Public Eye, die sich für einen fairen Welthandel einsetzt, verweist auf die grosse Mehrheit der Schweizer Unternehmen, die das Abkommen zur Anlagensicherheit nicht unterzeichnet haben. "Tally Weijl ist das einzige Schweizer Unternehmen, das diese Verpflichtung eingegangen ist.

Andere Schweizer Firmen wie Chicorée, Coop, Mammut, Manor, Migros und Zebra, die ebenfalls in Bangladesch produzieren, haben es nicht unterzeichnet und setzen lieber auf freiwillige Massnahmen", prangerte die NGO in einer Erklärung an.

Und weiter: "Diese freiwilligen Massnahmen reichen jedoch nicht aus, um mit Problemen dieser Grössenordnung fertig zu werden."

Auf Anfrage von swissinfo.ch hiess es beim Schweizer Einzelhändler Coop, dass die wenigen Artikel seiner Eigenmarke "von einer Handvoll sorgfältig ausgewählter Lieferanten in Bangladesch stammen".

Verweis auf eigene Standards

Dazu Ramón Gander, Sprecher von Coop: "Die Lieferanten in Bangladesch werden regelmässig durch Audits der Business Social Compliance Initiative (BSCI) überwacht. Darüber hinaus haben wir vor der Vertragsunterzeichnung mit unseren Lieferanten strenge Bau-Audits durchgeführt und im Falle von Mängeln alle Korrekturmassnahmen genauestens überwacht."

Ein weiteres säumiges Unternehmen, das Sportbekleidungsunternehmen Mammut, begründet sein Abseitsstehen so: "Mammut engagiert sich systematisch für die allgemeine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Arbeitssicherheit.

Dazu hat Mammut – gemeinsam mit der Fair Wear Foundation, Produktionspartnern und lokalen Gruppen – in den letzten zehn Jahren ein umfangreiches Kontroll- und Managementsystem aufgebaut."

swissinfo.ch und Agenturen  © swissinfo.ch

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