Das Giganten-Duell geht in die nächste Runde: Nach dem Apple seine eigene Smartwatch Apple Watch vorgestellt hat, ist Erzkonkurrent Samsung wieder am Zug. Der will zwar erst einmal abwarten. Doch die Konkurrenz - vor allem in China - schläft nicht. Kann Apple mit seiner Uhr an Samsung vorbeiziehen? Und was sind die nächsten Projekte der Elektronikriesen?

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So langsam war es für Tim Cook eng geworden. Egal, welches Produkt der Apple-Boss in jüngster Vergangenheit angekündigt hatte: Das "next big thing", der nächste grosse Wurf, wollte dem Nachfolger des genialen Steve Jobs mit keinem seiner Geräte gelingen.

2015 sieht Cooks Welt ganz anders aus. Das iPhone 6 bricht Rekorde und der Bau eines Elektroautos scheint in greifbare Nähe zu rücken. Ob "next big thing" oder nicht: Auch dreieinhalb Jahre nach dem Tod von Unternehmensgründer Jobs ist und bleibt das Unternehmen Apple eine Gelddruckmaschine.

Doch auch der grösste Mitbewerber Samsung feiert Erfolge: Zwar pausiert der Elektronikhersteller vorerst mit seinen Wearables, also den bequem am Körper tragbaren Geräten. Dafür gelten die jüngst vorgestellten Smartphones Galaxy S6 und S6 Edge bereits jetzt als Erfolg. Wir ziehen den Vergleich der Erzrivalen.

Die Anfänge

Apples Erfolgsgeschichte auf den Punkt gebracht: 1976 unter anderem von Steve Jobs als Garagenfirma gegründet, machte das Unternehmen den Computer in den 1980er-Jahren mit Lisa und Macintosh zum Massenprodukt. 2001 nahm der Erfolg dann endgültig seinen Lauf: 2001 erschien der iPod, 2007 das iPhone und 2010 die ersten iPads. Die Basis für den bis heute anhaltenden Boom der Smartphones und Tabletcomputer war gelegt. Heute beschäftigt Apple allein in Europa 92.600 Mitarbeiter und verbuchte im Geschäftsjahr 2014 einen Umsatz von 182,8 Milliarden US-Dollar.

Samsung Electronics, der grösste Elektronikkonzern weltweit, wurde 1969 gegründet und gehört zur südkoreanischen Samsung Group mit Hauptsitz in Seoul. Die Sparte allein hat 197 Niederlassungen in 72 Ländern und beschäftigt rund 425.000 Mitarbeiter. Daneben gehört zur Unternehmensgruppe unter anderem eines der grössten Werftenunternehmen der Welt sowie eine Sparte für Lebensversicherungen.

Lifestyle und Markenbekanntheit

Einfache Bedienung und ausgeklügeltes Design – diese Komponenten versucht Apple auf seinen Geräten zu vereinen. Doch das können die anderen auch. Vor allem Erzkonkurrent Samsung hat ordentlich am Aussehen seiner Produkte gearbeitet. Technisch befinden sich die Südkoreaner mit ihrem kalifornischen Mitbewerber ohnehin schon lange auf Augenhöhe.

Was Apple so attraktiv macht, ist der emotionale Wert der Marke. Apple hat es geschafft, Elektronikartikel als Lebensgefühl zu verkaufen. Das ist einer der Gründe dafür, dass Apple die wertvollste Marke der Welt ist.

Die Studie "Best Global Brands" des Beratungsunternehmens Interbrand ermittelt einmal im Jahr die Rangliste der hundert wertvollsten Marken weltweit. Und während Apple mit einem geschätzten Markenwert von knapp 119 Milliarden US-Dollar – einem Plus von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr – die Nummer eins vor Google und Coca-Cola ist, schafft es Samsung in dem Ranking gerade einmal auf Platz sieben.

Apple hat sich den Status einer Luxus- und Lifestyle-Marke erworben - ein Novum in der Branche der massentauglichen Unterhaltungselektronik. Welchem Technikunternehmen gelingt es schon - wie im Fall einer Variante der neuen Apple Watch - eine Uhr für über 11.000 Euro an den Mann zu bringen? Nur dem, das sein Produkt als Statussymbol, Must-Have und als Ausdruck eines elitären Zusammengehörigkeitsgefühls unter der Nutzerschaft vermarkten kann.

Kampf um Marktanteile bei den Smartphones

Intuitive Steuerung und wegweisendes Design - wer glaubt, dass diese Attribute automatisch die Marktführerschaft bedeuten, der täuscht sich. Tatsächlich belegte Apple mit einem Anteil von gerade einmal 15,4 Prozent im vergangenen Jahr nämlich nur den zweiten Platz im Segment der Smartphones. Samsung hingegen dominierte den Markt 2014 mit 24,7 Prozent, musste aber selbst einen deutlichen Rückgang im Vergleich zu 31 Prozent in 2013 verkraften. Doch wer gräbt den Platzhirschen am Elektronikhimmel das Wasser ab? Die chinesische Konkurrenz. Billiganbieter wie Xiaomi setzen Samsung und Apple auf dem hart umkämpften Smartphone-Markt heftig zu.

Selbst Hollywood schmückt sich mit den Produkten

Haben Sie schon mal darauf geachtet, von welchen Herstellern die Laptops und Handys in Ihrer Lieblingsserie oder im neuesten Kinofilm stammen? Hier wieder hat Apple die Nase vorn. Laut der jüngsten Liste des Fachdienstes Brandchannel tauchten Produkte des iPhone-Herstellers in neun von 35 US-Topfilmen des Jahres 2014 auf. Dabei zählte Brandchannel nicht nur erwähnte Produkte wie MacBooks oder iPhones, sondern auch ganze Szenen, die Apple zum Inhalt haben, etwa ein Besuch in einem Apple Retail Store im Streifen "Captain America: The Return of the First Avenger". Zuletzt spielte sogar eine ganze Folge der Comedy-Serie "Modern Familiy" auf Apple-Geräten. Hartnäckig hält sich hierbei das Gerücht, dass Apple für die Platzierung und Verwendung seiner Geräte in Filmen und Serien keinen Cent zahle, seine Produkte lediglich verleihe.

Die nächsten Projekte: Autos von Apple und Samsung?

Die Auto-Pläne von Apple sind längst bekannt. In einem Interview mit der britischen Zeitung "Telegraph" hatte Tim Cook angekündigt, dass die Apple Watch einen herkömmlichen Autoschlüssel ersetzen kann.

Doch auch Samsung setzt auf fahrende Technologie, hat zusammen mit Renault bereits Erfahrungen im Bau eines Autos mit dem Namen Samsung SM5 und besitzt als führender Batteriehersteller die Kompetenz, Akkus in grossen Mengen für ein Elektroauto zu bauen.

Wer setzt sich bei den Wearables durch?

Aller Voraussicht nach bis April wird Samsung Electronics den Markt bei den Wearables – also den Smartwatches und den Fitnesstrackern – noch beherrschen. Laut dem Hamburger Statistik-Portal "statista" hat das Unternehmen im Jahr 2014 rund 1,2 Millionen Geräte verkauft. Auf Platz zwei folgt mit 700.000 Uhren das amerikanische Startup Pebble Technology, den dritten Platz nimmt Fitbit ein.

Mit der am 9. März vorgestellten Apple Watch dürfte sich das Analysten zufolge bald ändern. Demnach wird die Uhr noch im Laufe dieses Jahres die Spitze der verkauften Wearables erklimmen. Manche Beobachter trauen ihr gar einen Anteil von bis zu 90 Prozent zu – die Rede ist von 10 bis 20 Millionen Geräten in 2015.

Samsung allerdings lässt die neue Konkurrenz bisher kalt: "Wir haben mehr Produkte eingeführt als irgendjemand anderes. Es ist Zeit, mal eine Pause einzulegen", sagte Marketingchefin Young-hee Lee dem Wall Street Journal. Tatsächlich hatte Samsung in den vergangenen 14 Monaten insgesamt sechs Smart-Watch-Modelle auf den Markt gebracht. Jetzt strebe man "ein perfekteres Produkt" an.

Zahlen an der Kasse mit dem Smartphone

Nachdem Apple im vergangenen September seine Bezahlservice Apple Pay vorgestellt hatte, zieht nun auch Samsung nach. Die Südkoreaner haben das Unternehmen "LoopPay" übernommen, mit dessen Technologie Samsung künftig Zahlungsvorgänge auf dem Smartphone statt mit Bargeld oder Karte ermöglichen will.

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