Der Euro verliert an Wert, der Dollar gewinnt stark dazu – mit Folgen für den Geldbeutel der Verbraucher. Müssen wir zukünftig tiefer in den Geldbeutel greifen?
Europäer, die derzeit in die USA reisen, dürften es bemerkt haben. Der Urlaub wird teurer, weil sie für ihre umgetauschten Euro weniger Gegenwert bekommen als sonst. Den globalen Wohlstandsverlust bekommen aber auch jene Verbraucher zu spüren, die zwar nicht reisen, dafür aber Importgüter kaufen.
Mit 1,047 Dollar fiel die Gemeinschaftswährung in dieser Woche auf den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren. Trotz eines leichten Anstiegs auf 1,0617 am heutigen Morgen, gleichen sich beide Währungen immer mehr an. Schon bald könnte der Euro nur noch einen Dollar wert sein.
"Wir befinden uns mitten in einem Währungskrieg", sagte Gary Cohn Anfang des Jahres auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Die ganze Welt versuche, mit einer billigeren Währung die eigene Wirtschaft anzuschieben, meint der amerikanische Bankmanager.
Wir wirkt sich das auf unseren Geldbeutel aus?
Ob beim Einkauf von Kaffee, Benzin oder gar bei der Urlaubsplanung: Prinzipiell müssen Konsumenten im Euro-Raum bei Importgütern tiefer ins Portemonnaie greifen. "Die Abwertung des Euros schränkt die Kaufkraft der Haushalte im Euro-Raum generell ein", sagt Simon Junker, Experte für Konjunkturpolitik beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
An dem starken Dollar käme kaum einer vorbei. Rohöl, Metalle und Rohstoffe werden überwiegend in Dollars berechnet. Durch die Abwertung des Euros erhöhen sich im Euroraum folglich die Preise für Produkte, die aus Ländern ausserhalb der Währungsunion, etwa der Schweiz, importiert werden.
Ob der Konsument tatsächlich mehr zahlen muss, hängt allerdings auch von den Unternehmen ab. Schliesslich müssen sie entscheiden, inwieweit sie die Wechselkurseffekte an den Verbraucher weitergeben wollen. Ohne im Wettbewerb unterzugehen. "Vermutlich wird ein Teil der höheren Produktionskosten weitergegeben, einen Teil tragen die Unternehmen über kleinere Gewinnmargen", so Junker.
Mehr zahlen, bitte
Importgüter wie Kaffee, Benzin oder auch importierte Rohstoffe wie Baumwolle, Mais oder Zucker werden standardgemäss in Dollar gehandelt und damit im Euro-Raum teurer. Im Frühjahr dieses Jahres kündigte der Kaffeeröster Tchibo an, die Preise für das Pfund Kaffee um bis zu 30 Cent zu erhöhen. Grund sei der fallende Eurokurs.
Auch an den Tankstellen müssen Autofahrer tendenziell mehr zahlen. Seit Jahresbeginn sind die Preise für Benzin E10 um acht Cent auf 1,37 Euro je Liter gestiegen und für Diesel um vier Cent auf 1,21 Euro. Das teilte der Mineralölwirtschaftsverband im März dieses Jahres mit.
Besonders spürbar könnte es für den Verbraucher beim zukünftigen Klamottenkauf werden. Der Weltpreis für Baumwolle hat sich in Euro gerechnet bereits Anfang des Jahres um 15 Prozent verteuert. "Es muss teurer werden, daran führt kein Weg vorbei", sagte Thomas Rasch, Geschäftsführer des Modeindustrieverbandes German Fashion, gegenüber der Tageszeitung "Welt".
Anders als an der Tankstelle bekommen Kunden hier noch eine Schonfrist. Die Preiserhöhungen setzten im Modebusiness erst mit Verzögerung ein. Ob bereits in diesem Winter oder erst nächstes Jahr, bleibt vorerst abzuwarten.“
Lokale Produkte günstiger
Anders als bei Importgütern bietet der schwache Euro den heimischen Produkten (im Euro-Raum produziert) einen Vorteil. "Heimische Produkte, die tatsächlich nur im Euro-Raum produziert und verkauft werden, bleiben weitestgehend unberührt. Sie könnten somit beliebter werden", prognostiziert Junker. Auch ausserhalb der Währungsunion.
Durch den schwachen Euro werden Exportprodukte günstiger und damit ebenfalls tendenziell beliebter. "Eine steigende Nachfrage im Ausland und Inland von heimischen Produkten, kann sich wiederum positiv auf hiesige Löhne und Investitionen auswirken", so Junker. Der Verbraucher würde demnach für einige Produkte mehr zahlen, dafür aber auch mehr verdienen.
Investitionen: Ja oder nein?
Ob Renten- oder Aktienfonds: Für Anleger, die innerhalb des Währungsraumes investieren, ändert sich laut Hermann-Josef Tenhagen nichts. Der Chefredakteur des gemeinnützigen Online-Verbrauchermagazins "Finanztip" warnt allerdings vor Währungsspekulationen und Baufinanzierungen in Fremdwährung. Hier seien Wechselkursverluste möglich.
Insgesamt sinke das Anlagerisiko, wenn man sein Geld über einen internationalen Aktienfonds auf verschiedene Währungsräume verteilt. Wer noch Schulden zu begleichen hat, sollte dies am besten sofort tun. Grund seien laut Tenhagen die derzeit niedrigen Zinsen.
Urlaub kann teuer werden
Wer seinen nächsten Urlaub jetzt buchen möchte, schaut besser genau hin. Liegt das Reiseziel ausserhalb Europas, kann es teurer werden, so DIW-Experte Junker. Konkret bedeutet das: Reisen in Länder wie die Türkei, Schweiz, USA oder etwa Marokko werden tendenziell teurer.
Mit einem schwachen Euro die Urlaubskasse in fremder Währung zu füllen, verteuert demnach den Urlaub. Anders sieht es zum Beispiel bei Reisezielen nach Italien, Griechenland, Schottland oder auch Schweden aus. Wer sich im Euroraum bewegt, kann sich zurücklehnen. Schliesslich muss er für seinen Urlaub kein teures Geld wechseln.
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