Was haben Autos und Fahrräder, Werkzeuge, Spielkonsolen und Kostüme gemeinsam? Sie müssen längst nicht mehr besessen werden, um genutzt zu werden. Auf speziellen Sharing-Plattformen wird geteilt, was das Zeug hält. Das nützt dem Geldbeutel – und dem Gewissen.

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"Eigentlich haben wir es schon immer getan", sagt Michael Aechtler und meint das Teilen von Dingen, die man nicht täglich braucht. Denn wer hat noch nie einem Freund eine DVD, ein Buch oder eine Spielkonsole geliehen, wer hat sich noch nie von den Eltern das Auto oder teures Werkzeug geborgt?

Vor zwei Jahren hat der heute 33-Jährige daraus eine Geschäftsidee gemacht und die Sharing-Plattform leihdirwas.de gegründet. Dort stehen aktuell rund 9.000 Artikel von Kostümen und Kleidung über Elektroartikel und Spiele bis hin zu Sport- und Outdoor-Equipment zum Teilen bereit.

Das Prinzip der Plattform erinnert an einen einfachen Online-Shop – nur, dass man eben leiht statt zu kaufen. Rund 10.000 private "Teiler" sind derzeit angemeldet – und das Interesse steigt: "Wir haben konstante Wachstumsraten, monatlich zwischen 70 und 100 Prozent", so Aechtler.

"Collaborative Consumption" liegt im Trend

Bereits vor zehn Jahren hatte der amerikanische Soziologe und Ökonom Jeremy Rifkin in seinem Buch "Access" vorhergesagt, dass der rasche Zugriff auf Ideen, Produkte und Dienstleistungen in Zukunft wichtiger werde als der Besitz. "Collaborative Consumption", gemeinschaftlicher Konsum, nennt es Rachel Botsman, die Vordenkerin der gleichnamigen Bewegung. Der Trend scheint nun auch in Deutschland angekommen zu sein.

Auf der diesjährigen CeBit, die am Samstag zu Ende gegangen ist, stand die "Shareconomy" im Mittelpunkt. Bereits im Vorfeld hatte der Branchenverband Bitkom eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Über 85 Prozent der befragten Personen stehen dem Teilen von Dingen grundsätzlich offen gegenüber.

"Die meisten Sachen stehen oder liegen die meiste Zeit ungenutzt herum. Verbraucher können mit dem Leihen, Mieten oder Tauschen von Sachen viel Geld sparen und gleichzeitig einen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten", erklärt Bitkom-Chef Prof. Dieter Kempf den hohen Zuspruch.

Fahrrad- und Car-Sharing besonders beliebt

Besonders beliebt ist das Sharing von Fahrrädern. Entsprechende Services haben laut Umfrage bereits neun Prozent in Anspruch genommen. Das entspricht rund fünf Millionen Personen. Car Sharing nutzen immerhin noch drei Prozent.

In beide Märkte sind bereits früh grosse Unternehmen eingestiegen, wie die Deutsche Bahn, die sowohl das Sharing von Fahrrädern als auch von Autos anbietet. Die grossen deutschen Autobauer – VW, Audi, BMW und Mercedes – bieten ihre Fahrzeuge ebenfalls zur kurzen Nutzung an. Aber auch für Privatpersonen, die ihr Auto selbst nur ab und an nutzen, stehen immer mehr Verleih-Plattformen zur Verfügung, wie Autonetzer, Tamyca oder Rent-n-roll.

Der Trendforscher Andreas Steinle vom Zukunftsinstitut im hessischen Kelkheim erklärt den Sharing-Trend mit einer Veränderung der Lebenswelt: "Der mobile und immer flexiblere Lebensstil vieler Menschen verändert die Bedürfnisse – und damit auch das Verhältnis zu Besitz." Statt als Statussymbol werde Besitz gerade von jungen, urbanen Menschen immer häufiger auch als unnötige Verpflichtung und zu hoher Kostenfaktor wahrgenommen.

"Sharing" muss sich auch lohnen

Darauf setzt auch leihdirwas.de. Auf der Sharing-Plattform geht es nicht um Statussymbole, wohl aber um "hochwertige und in der Anschaffung teure Produkte", sagt Aechtler. Die würden am besten laufen, "vor allem, wenn sie noch bequem verschickt werden können."

Als Beispiel nennt Aechtler sein eigenes Kostüm des "Star Wars"-Bösewichts Darth Vader, das er sich extra zum Teilen zugelegt hat. Dafür habe er rund 1.000 Euro gezahlt und mittlerweile knapp 3.000 Euro eingenommen – ein Beispiel dafür, dass sonst totes Kapital, das eh nur im Keller liege, leicht zu Geld gemacht werden könne.

Auch Trendforscher Steinle betont den finanziellen Aspekt beim "Sharing": "Nur aus moralischen oder ökologischen Gründen verleiht niemand Dinge, wie zum Beispiel sein Auto. Aber wenn das zum monetären Vorteil noch dazu kommt, ist es umso besser."

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