Online-Händer Amazon soll ein Ladengeschäft in New York planen. Das berichtet das "Wall Street Journal". Damit folgt Amazon einem nicht ganz neuem Trend. Denn obwohl der Online-Handels floriert, machen immer mehr Online-Shops zusätzlich zu ihrem Internetauftritt Ladengeschäfte auf. Und dies, obwohl die Händler zusätzliche Kosten für Mitarbeiter und Ladenmieten auf sich nehmen müssen. Warum tun sie es trotzdem?
Mehr als 50 Prozent der Internetnutzer in Deutschland informieren sich im Netz und vergleichen Angebote, bevor sie sich für ein neues Produkt - etwa ein neues Smartphone oder einen neuen Mantel - entscheiden. Haben sie das Objekt ihrer Wahl gefunden, kaufen es laut einer aktuellen Google-Studie zum Kaufverhalten jedoch nur rund 16 Prozent auch im Netz ein. Darauf reagieren nun immer mehr Online-Shops und bieten auch Produkte in lokalen Ladengeschäften - in sogenannten Showrooms - an. So auch beispielsweise "Ebay". Das Auktionshaus hatte im Dezember 2012 in Berlin einen Pop-Up Store eröffnet, in dem der Kunde die Ware begutachten und kaufen konnte. Dafür prangte auf jedem Artikel ein QR-Code, der mit dem Smartphone eingelesen werden und dann online bezahlt werden konnte.
O2O - das Geschäftsmodell der Zukunft?
Internethändler, die ihre Ware auch offline anbieten, nehmen für die Miete eines stationären Ladens und für geschultes Personal zusätzliche Kosten auf sich. Und dennoch nutzen immer mehr das neue Geschäftsmodell O2O (Online-to-Offline). Schliesslich kauft eine Mehrheit von 38 Prozent der Konsumenten, die das Produkt online gefunden haben, am Ende doch offline. Um diese Kunden nicht zu verlieren, versuchen die Onlinehändler mit ihren Kaufräumen die Brücke zwischen Online- und Offline-Handel zu schlagen und wollen mit ihren stationären Läden auch das anbieten, was Kunden am Offline-Handel schätzen.
Offline-Handel bietet was zum Anfassen
So können Online-Händler, die zudem einen Laden führen, auch die Verbraucher bedienen, die ausprobieren wollen, wie sich etwa das Smartphone-Modell in der Hand anfühlt oder wie es sich auf dem neuen Sofa sitzt. Durch Berühren lässt sich auch die Beschaffenheit und Qualität des Stoffes leichter ermitteln als durch eine Abbildung oder eine möglicherweise irreführende Produktbeschreibung im Internet. Und gerade wer sich mit neuer Technik ausstatten möchte, hat oft einen erhöhten Bedarf nach persönlicher Beratung. Zudem bekommt der Kunde im Laden seine Ware sofort und muss nicht bis zu mehrere Tage auf die Postsendung warten. Schliesslich kommen auch die auf ihre Kosten, die sich das Einkaufserlebnis im Laden durch alleinige Online-Bestellungen nicht nehmen lassen wollen.
Dieses Einkaufserlebnis will Amazon nun in New York bieten, schreibt das "Wall Street Journal". In einem Laden, in der Nähe des Empire State Building soll Kunden auch ihre online bestellten Waren abholen oder unerwünschte Artikel zurückgeben können. Zudem will Amazon dort auch eigene Produkte wie den Kindle oder die Fernsehbox Fire TV ausstellen.
Welche Unternehmen ziehen mit?
In Deutschland sind neben Ebay noch weitere Online-Unternehmen offline. In Berlin tut dies beispielsweise der Schuhhändler Shoepassion.de und das Shoppingportal Zalando. Auch Möbelunternehmen haben das neue Geschäftsmodell für sich entdeckt. So präsentiert das Online-Startup "Fashion for Home" in seinem Showroom Designermöbel und im Laden des Unternehmens Sitzfeldt.com können Interessierte Sofas Probe sitzen.
Auch ausserhalb der Hauptstadt verbreiten sich die Offline-Shops von Online-Anbietern. In Koblenz zum Beispiel stellt sich das Shoppingportal Stylebop.com auf festem Boden dar, in Landau kombiniert der Mobilfunkanbieter Mobilebomber.de den Internethandel mit einem Beratungsangebot im Ladengeschäft. Bundesweit findet sich ein Netz an Läden, in denen Online-Anbieter E-Zigaretten verkaufen.
Sollte Amazon mit seinem New-Yorker-Laden Erfolg haben, könnte das Konzept auch auf andere US-Städte ausgeweitet werden. Und vielleicht investiert der Online-Händler auch bald in eine Ladenfläche in Deutschland. Das Offline-Geschäft scheint ja zu boomen.
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